Abschied nehmen
den Wald, wo ihre Leute sie wahrscheinlich vergraben würden und schienen sehr darum bemüht den Platz, an dem sie bis eben noch gekämpft hatten, so gut es ging, in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Während diejenigen, die unverletzt geblieben waren, die Arbeit verrichteten, wurden die Verwundeten von einem Jungen, den William auf nicht älter als sechzehn Jahre schätzte, versorgt. Flink und geschickt lief er zwischen den Männern umher und säuberte und verband ihre Wunden.
Als der Junge schließlich wieder im Wald verschwand, nachdem er die meist kleinen Verletzungen versorgt hatte, gab William die Hoffnung auf, dass sie ihm auch Hilfe zuteilwerden lassen würden.
Er beäugte kurz die tiefe, etwa zehn Zentimeter lange, klaffende Wunde und das Bewusstsein, dass der ständige Blutverlust ihm die Kräfte raubte, stimmte ihn nicht gerade optimistisch. Doch er verdrängte diese Gedanken so gut er konnte, so wie er es mit all den anderen in den letzten Stunden getan hatte und versuchte seine Kräfte zu sammeln.
Als er seine Augen wieder öffnete, hatten sich die Männer um ihren Anführer versammelt. Sie standen mitten auf dem Weg und besprachen leise etwas, wobei ständig einer nach dem anderen einen Blick auf William warf. Sie schienen zu beraten, was sie mit ihm anstellen würden und William war gar nicht wohl dabei.
Doch ihre Unterredung wurde plötzlich von herannahendem Gelächter unterbrochen.
Es kam aus der Richtung, aus der auch William und die Anderen vor etwa einer Stunde gekommen waren, doch er hoffte nicht, dass Wentworth und seine Kameraden zurückkämen, um ihn vor den, für ihn allem Anschein nach sehr ungünstigen Plänen der Wegelagerer, zu retten.
Er hatte aus seinen Fehlern gelernt und wusste, wie er diese Leute einzuschätzen hatte. Nach dieser feigen Flucht war Wentworth wahrscheinlich schon über alle Berge und außerdem wollte er solchen Menschen tatsächlich etwas schuldig sein? Nein, eindeutig nicht. Von ein paar Wegelagerern abgemetzelt zu werden, war zwar keine allzu gute Alternative aber das würde er mit allen Mitteln zu verhindern versuchen.
Jetzt kam jedenfalls wieder Leben in die Gruppe. Sie witterten gleich die zweite Beute an nur einem Abend und die Freude darüber machte sich auf ihren Gesichtern breit. Mit einer kurzen Kopfbewegung wies der Anführer alle an, sich wieder im Wald zu verstecken und sie setzten sich augenblicklich in Bewegung.
William blieb, wo er war und der Mann, der noch bis eben unter dem Baum gehockt und ihn nicht aus den Augen gelassen hatte, war mit einem Satz bei ihm. Er zerrte ihn so hinter den Felsen, dass sie beide von dem Weg aus nicht zu sehen waren. Dann bedeutete er ihm zu schweigen, wobei er mit einem drohenden Blick den Finger auf seine Lippen legte. Um seine Bitte zu untermauern, griff er schließlich nach seinem Dolch und legte ihn an Williams Hals.
„Ein Wort von dir Sassenach und du singst schon heute Abend mit den Engeln“, zischte er in seine Richtung und sein übler Mundgeruch ließ William beinahe würgen.
Dann nahm er das Seil in die Hand, welches gleich wieder über den Weg gespannt werden würde und lauerte.
Währenddessen betrachtete William seinen Aufpasser und schätzte seine Chancen ab. Der Mann war klein und schmächtig und selbst damals war William um einiges kräftiger als er. Er hätte auch einen Angriff gewagt, wenn er nicht gleich dreifach beeinträchtigt gewesen wäre. Er war durch seinen Blutverlust geschwächt, war ohne Waffen und dazu noch gefesselt und so entschied er sich, lieber abzuwarten. Vielleicht, dachte er, nahte ja schon die Rettung.
Das Gelächter kam jedenfalls immer näher und die Gruppe blieb, wie auch sie zuvor, bei dem Geräusch des sich spannenden Seils stehen.
Die Männer stiegen von ihren Pferden. Es mussten fünf oder sechs sein und William vernahm das Geräusch von Schwertern, die aus den Scheiden gezogen wurden, bevor die Wegelagerer mit lautem Geschrei aus ihren Verstecken stürmten.
Auch sein Bewacher ließ ihn allein und William machte sich daran seine Fußfesseln zu entwirren, was ihm auch zügig gelang. Von Fesseln und Knoten verstanden sie nicht allzu viel, dachte er. Seine Hände waren jedoch weiterhin gefesselt. Er zerrte mit den Zähnen daran aber es gelang ihm nicht, den Knoten zu lösen. Er hatte zuvor zu häufig daran gezogen und
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