Abschied nehmen
dankbar wir dir sind!“, sprach er und alle Einwände, die William bereits geäußert hatte, blieben sowohl von ihm als auch von seiner Frau ungehört und unberücksichtigt. Er war ihr Held und daran gab es nichts zu rütteln.
So fand William sich schließlich damit ab, war allerdings froh, als die überschwänglichen Dankesbekundungen ein Ende hatten, auch wenn ihm ein besonderer Platz unter dem Dach seiner Gastgeber sicher war.
Als sie schließlich dem verführerischen Duft einer warmen Mahlzeit ins Haus folgen wollten, musste William sich jedoch für einen Augenblick entschuldigen. Er wollte es sich erst gut gehen lassen, wenn auch Jimmy versorgt war und dies musste er aufgrund des temperamentvollen Naturells seines Tieres selbst erledigen.
Doch er brauchte nicht lange und schon ein paar Minuten später gesellte er sich zu seinen Freunden, die in einer gemütlichen Runde mit ihrem Gastgeber in der Küche um den Tisch herum saßen, während Milread sich flink in der Küche hin und her bewegte und nach den kochenden Speisen sah.
William beobachtete sie dabei, während er den Neuigkeiten, die eben ausgetauscht wurden, lauschte und versuchte sich ein Bild von seinen Gastgebern zu machen.
Milread schien eine sehr offene und herzliche Frau zu sein. Mit ihrer munteren Art und ihrem ansteckenden Lachen sorgte sie für Leben in ihrem Haus und Williams anfängliche Hemmungen aufgrund des Überschwangs, mit dem er willkommen geheißen wurde, lösten sich immer weiter auf. In diesem gemütlichen Haus fühlte er sich zunehmend wohler und statt ihn zu verunsichern, amüsierten ihn nun die neugierigen Blicke, die Mrs. Ramsay ihm zuwarf, während sie mit Angus und Ian sprach.
Doch je länger er sie ansah, desto deutlicher bemerkte er auch die tiefen Sorgenfalten, die in den vielen, häufig schwierigen Jahren hier an der Grenze zu den Mackendrickländereien ihr Gesicht gezeichnet hatten. Sie hatte viel Kummer erleiden müssen, dies konnte man erkennen und William bewunderte nun ihre Willensstärke, denn nur durch diese hatte sie sich immer wieder gemeinsam mit ihrem Mann gegen diese ungemütlichen Nachbarn behauptet. Sie und Simon hatten so viele Rückschläge erleiden müssen und trotzdem hatte Coll es nicht geschafft, sie von ihrem Land zu vertreiben.
Und dieser Kampf ist auch an ihrem Gatten nicht spurlos vorübergegangen, denn auch Simons Gesicht wies sorgenvolle Furchen um Mund und Augen auf. Bei ihm waren sie jedoch sehr viel offensichtlicher, was daran liegen mochte, dass er bei Weitem nicht so viel und offen lachte wie seine Frau. Simon war eher ein ruhiger und nachdenklicher Mann, und wenn er sprach, geschah dies in einem gemächlichen Tempo und einer wohldosierten Lautstärke. Doch nicht nur deshalb war es angenehm ihm zuzuhören, vielmehr lag es an seinen gut bedachten und klugen Worten.
Doch dieser hatte es an diesem Abend zunächst einmal genug gegeben, denn nun trug Milread das Essen auf. Nach der Reise duftete es noch verführerischer als sonst und die hungrigen Männer machten sich darüber her, als läge ihre letzte Mahlzeit bereits Tage zurück. Für eine Weile war es ganz still und man vernahm nur noch die Kaugeräusche, bis der erste große Hunger gestillt war und sie sich wieder, mal hier mal dort einen Happen zu sich nehmend, in Gespräche vertieften.
Marcus, Robert und Alec sprachen mit Simon über die diesjährige Ernte, Ian und Hugh unterhielten sich mit dem Stallburschen, der sich beim Essen zu ihnen gesellt hatte, während Milread mit ihrem Stuhl näher an William herangerückt war und ihn nun mit Angus’ Hilfe in ein Gespräch verwickelt hatte.
„Mein Mann und ich haben dir dafür gedankt, dass du uns durch die Verbindung mit Marcus’ Tochter unser Heim gerettet hast, aber wenn ich mal so darüber nachdenke, bist du auch nicht gerade schlecht dabei weggekommen, aye?“, fragte Milread nach einer Weile, hob vielsagend die Brauen und sprach endlich das an, was ihr schon seit Langem auf der Seele brannte.
„Da könntest du Recht haben“, erwiderte William mit einem geheimnisvollen Lächeln und einem unverkennbaren Funkeln in den Augen.
Milread war eine kluge Frau und bemerkte sofort, was dieser Ausdruck in Williams Augen zu bedeuten hatte.
„So wie du schaust, musst du dich wohl eher bei uns bedanken und nicht wir bei dir“, erwiderte sie und lächelte ihn mit sichtbarer
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