Abschied nehmen
ihn sanft an. „Er selbst hat mir erzählt, dass ihr lediglich einige wenige Wochen gemeinsam in Edinburgh verbracht habt und anschließend nur Kontakt per Brief gehalten habt und ich finde nicht, dass das gerade viel ist.“ Kate machte eine kleine Pause und sah in Williams nachdenkliches Gesicht, eh sie noch nachsetzte: „Ich weiß einfach wie hart sich jemand, der nicht zu ihrem kleinen Kreis gehört, das Vertrauen meines Vaters erkämpfen muss und ich finde es erstaunlich, dass du das in so kurzer Zeit geschafft hast.“
Aye, das war es und es war noch erstaunlicher, wenn man bedachte, wer er war, doch das konnte er ihr leider nicht sagen. Er hasste es, was das anging, wieder den Mund halten zu müssen. Er sehnte sich so sehr danach, ihr alles zu erzählen und diesem Theaterspiel endlich ein Ende zu bereiten, doch er tat es nicht. Er schluckte den bitteren Geschmack herunter, verdrängte sein Unbehagen und versuchte so entspannt wie möglich zu wirken.
„Du hast schon Recht, Marcus und ich kennen uns bei Weitem nicht so lange, wie er die anderen kennt, doch zwischen uns war es von Beginn an irgendwie anders.
Seine Männer vor allem Robert waren gegen mich. Ich war ein Fremder für sie und sie waren misstrauisch und mir gegenüber eher feindselig eingestellt. Doch dein Vater ließ sich von ihnen nicht beeinflussen, er behandelte mich von Beginn an wie einen Freund und nahm mich vor ihnen in Schutz.
Da war einfach eine ganz starke und eigenartige Verbundenheit zwischen uns, die wir beide auf Anhieb gespürt hatten, so als würden wir uns bereits seit langer Zeit kennen. Ich weiß, es klingt eigenartig aber glaube mir, wir beide waren nicht weniger überrascht, als du es bist.“ Vor allem weil er eigentlich allen Grund hatte, mich zu hassen, fügte er in Gedanken hinzu und kämpfte erneut gegen den Drang an, es laut auszusprechen. Die deutliche Zuneigung in ihrem Gesicht machte es nicht einfacher, doch das, was er gleich erfuhr, schon eher.
„Ich war tatsächlich überrascht zu sehen, wie viel du ihm bedeutest. Tag und Nacht saß er an deinem Bett und hat dich gepflegt, als du verwundet hier bei uns ankamst“, sagte sie und William sah sie verwundert an.
Er hatte nicht gewusst, dass Marcus sich so intensiv um ihn gekümmert hatte und wenn er es eben noch in Erwägung gezogen hatte, ihr auf der Stelle alles zu beichten, so hatte sie ihn nun mit ihren Worten davon abgehalten. Wie sollte er jemanden enttäuschen, der sich so um ihn gesorgt hatte, dachte er betrübt und blickte abwesend in die Ferne.
Kate bemerkte seinen Blick, den Blick, den sie in den letzten Tagen häufiger zu sehen bekommen hatte, und fragte sich bekümmert, weshalb er ihr nicht anvertraute, was ihn anscheinend so quälte. Doch sie schwieg wieder. Sie wollte, dass er es ihr selbst erzählte, wenn er bereit dazu war, sie wollte ihn nicht drängen, auch wenn sich die Fragen, die sie ihm liebend gern stellen wollte, immer mehr häuften.
Und wieder einmal staunte sie über sich selbst. Früher wäre solch ein nachsichtiges Verhalten vollkommen unmöglich für sie gewesen und sie hätte ihn so lange mir Fragen gelöchert, bis er sich ihr tatsächlich anvertraut hätte. Doch das tat sie nicht. Stattdessen wartete sie geduldig darauf, bis er selbst auf sie zukommen würde, ohne zu wissen, was genau sie zu diesem ungewöhnlichen Verhalten trieb. Zum Teil war es sicher ihre Liebe und damit auch der Wunsch sein offensichtliches Leid nicht noch verstärken zu wollen. Doch das war nicht alles, das wusste sie, denn auch jetzt spürte sie die leise Angst in ihrem Herzen. Sie bangte vor dem, was er ihr womöglich offenbaren würde und ihre Furcht machte es ihr auch einfacher, geduldig zu sein.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie nun, drückte, ebenfalls in die Ferne blickend, einen sanften Kuss auf seinen Handrücken und bemerkte somit nicht, wie er bekümmert die Brauen zusammenzog.
Zwei Tage später brachen sie am frühen Morgen auf. Die Sonne war eben erst aufgegangen, da nahm das geschäftige Treiben, das bei den Reisevorbereitungen geherrscht hatte, bereits sein Ende. Sie waren in aller Frühe aufgestanden, denn Marcus wollte noch vor der Abenddämmerung bei Simon sein und dies konnten sie nur schaffen, wenn sie zeitig aufbrachen. Nun waren sie versorgt und zur Abreise bereit und alle bis auf William saßen bereits in ihren Satteln.
Weitere Kostenlose Bücher