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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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begleiten?“, bot sein Freund an und musterte ihn mit seinen ungewöhnlich blauen Augen.
         „Das Angebot weiß ich zu schätzen, aber …“
         „… aber du wärst lieber allein“, unterbrach Robert ihn, indem er seinen Satz vollendete. „Ich habe es nicht anders erwartet“, fügte er hinzu und lächelte gutmütig.
         William wollte sich eben fortdrehen, doch Robert war anscheinend noch nicht fertig. Seitdem er ihn über den Hof auf sich zukommen gesehen hatte, hatte die Frage auf seiner Zunge gebrannt. Er hatte sie zurückgestellt, als er Williams besorgte Miene bemerkt hatte, doch nun siegte seine Neugier über ihn und er hätte sich die Zunge abbeißen müssen, um zu verhindern, dass er diese Frage nun stellte.
         „Sag mal, du und Kate, ist wieder alles in Ordnung zwischen euch?“, fragte er vorsichtig und ihm war deutlich anzusehen, wie unangenehm es ihm war, dass er sich nicht hatte zurückhalten können.
         Doch William verstand seine Neugier sehr wohl und als er sich wieder zu ihm drehte, lächelte er breit.
         „Aye, mein Freund, die Unstimmigkeiten sind alle beseitigt.“
         „Oh, William, du glaubst gar nicht, wie sehr mich das freut!“, rief Robert aus, doch es war keine Frage des Glaubens, sondern des Sehens, denn die ehrliche Begeisterung darüber war deutlich in Roberts Augen zu sehen.
         Dann klopften sie einander freundschaftlich auf die Schulter und William verabschiedete sich.
        
         Er verließ den Hof auf direktem Wege durch das Tor und folgte dem von Robert beschriebenen Weg, der ihn geradewegs zu Jimmy führte. Seine Freunde hatten das Tier hier, wo er ungestört sein konnte, abgeladen und um den Hengst herum Holz aufgeschichtet. Es konnte noch nicht lange her sein, dass sie ihre Arbeit beendet hatten, denn das Holz war trocken und es hatte erst vor einer Stunde aufgehört zu regnen.
         William warf einen Blick in den Himmel und stellte fest, dass er sich nicht mehr allzu viel Zeit lassen durfte, denn der nächste Regenguss würde nicht mehr sehr lange auf sich warten lassen. So trat er näher an den toten Hengst heran, streichelte noch einmal über seinen langen Hals, der sich nun hart und leblos anfühlte, und erwies ihm die letzte Ehre, indem er die brennende Fackel ins Holz hielt.
         Die trockenen Scheite entzündeten sich und reichten die Flamme immer weiter, bis der gesamte Haufen lichterloh brannte und das Feuer Jimmy zu verschlingen begann. Nun war William froh, niemanden mit hierher genommen zu haben, denn es war nicht einfach dies mit anzusehen und eine tiefe Wehmut breitete sich in ihm aus.  
         „Mach’s gut, mein Freund“, flüsterte er und die züngelnden Flammen verschlangen seine Worte. „Du wirst mir sehr fehlen.“
         Eine ganze Weile blieb er noch stehen und sah schweigend in die Flammen, ehe er sich schließlich ohne weitere Worte abwandte und zur Burg zurückkehrte.
     
         Er war vollkommen durchnässt, als er in der Burg ankam. Der Regen hatte ihn auf dem Weg dorthin erwischt und als hätte der eine reinigende Wirkung gehabt, war auch seine traurige Stimmung passé. Sicher trauerte er noch immer um Jimmy, doch er hatte sich wieder ins Gedächtnis gerufen, was sein Tod bewirkt hatte und die Freude darüber überwog nun. Nun konnte er es kaum erwarten, zu Kate zu gelangen und so durchsuchte er die Burg im Laufschritt nach ihr.
         Er traf sie in dem Gemach an, in dem ihre Mutter die Arzneien aufbewahrte. Sie mischte gerade ein paar Kräuter zusammen und beugte sich dabei über den Tisch. Ihr langer dunkler Zopf strich dabei über ihren schlanken Rücken und William seufzte so laut, dass sie aufmerkte.
         „William, geht es dir gut?“, flüsterte sie besorgt, nachdem sie zu ihm gelaufen war, denn sie wusste seinen Gesichtsausdruck nicht so recht zu deuten.  
         Und William war zunächst nicht imstande ihr eine Antwort zu geben. Er konnte sie nur anstarren und sein Herz raste, als hielte er sie zum ersten Mal in seinen Armen.
         „William?“, wiederholte sie sanft.
         „Aye, mein Herz, es geht mir gut“, entgegnete er und die Liebe, die aus seinen Augen sprach, schnürte Kate die Kehle zu.
         Sie seufzte erleichtert und sackte unter der von ihr abfallenden Sorge ein wenig zusammen. Dann ließ sie sich von ihm umso fester in seine Arme schließen und das Glück, das sie nun verspürte, trieb ihr Tränen in die

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