Abschied nehmen
sich. Marcus war anscheinend genauso aufgeregt wie er selbst und William hatte das Gefühl, als wollte er ihm am liebsten einen Schubs verpassen, damit er schneller ging und er endlich seine Reaktion sehen konnte. Kate hingegen machte den Eindruck, als stünde ihr eine eher unangenehme Begegnung bevor und als wäre es ihr lieber, wenn sie sich nun allesamt umdrehen und den Stall auf der Stelle verlassen würden. Sie betrachtete William mit einer Mischung aus Anspannung und Skepsis, doch der warf ihr lediglich einen kurzen Blick zu und wandte sich dann wieder der Box zu. Seine Neugier erlaubte es ihm einfach nicht, länger zu zögern und so öffnete er nun die Tür der Box, auf die Marcus gedeutet hatte und mit strahlenden Augen betrachtete er den sich darin befindenden Hengst.
Beim Geruch und Anblick des fremden Menschen wurde das Tier für einen Augenblick unruhig. Es trat auf der Stelle und schnaubte, wobei es den Kopf hin und her warf. Doch William ließ es sogleich an seiner Hand schnuppern, während er leise und beruhigend auf ihn einredete und was auch immer er an sich hatte, es wirkte auch bei diesem Tier.
Der Hengst beruhigte sich sogleich, ließ sich von William den langen Hals tätscheln und blieb zufrieden stehen, während dieser mit strahlendem Gesicht um ihn herumging, über sein glänzendes, braunes Fell strich und ihn in Augenschein nahm.
Das Tier war noch jung und steckte voller Energie, die William trotz der Tatsache, dass es ganz still dastand, deutlich spürte. Wenn er die Hand über die starken, schlanken Läufe gleiten ließ, spürte er die Kraft, die in ihnen steckte und das Verlangen des Tieres, diese Kraft zu demonstrieren. Diese Gelegenheit würde er ihm schon geben, dachte William im Stillen und schritt weiter um den Hengst herum.
Erst als Marcus und Kate am Rande seines Blickfeldes auftauchten, hielt er plötzlich inne. Seine Miene trübte sich und ein wehmütiger Ausdruck trat an die Stelle des Strahlens in seine Augen. Denn plötzlich fühlte er sich überdeutlich an die dieser so ähnliche Situation erinnert, die sich vor wenigen Monaten im Stall seines Vaters abgespielt hatte, als dieser ihm Jimmy geschenkt hatte.
Nicht dass das Tier, das vor ihm stand, Jimmy glich, denn dem war nicht so. Jimmy war einzigartig gewesen und William war vom ersten Augenblick, als er ihn erblickt hatte, überzeugt gewesen, dass er nie wieder einen Hengst wie ihn zu Gesicht bekommen würde, auch wenn er den Stolz in der Körperhaltung und den Augen des Hengstes vor ihm wiedererkannte. Es war vielmehr die Situation an sich. Sein Vater hatte ihn damals auch überrascht und wie Marcus nun auf seine Reaktion gewartet.
Nun schloss er für einen Augenblick die Augen, jedoch nicht um die Erinnerung zu vertreiben, sondern um sie in seinem Herzen einzuschließen. Er würde nie zulassen, dass diese Gedanken jemals verblassten, ganz gleich, wie viel Wehmut sie in ihm weckten. Als er schließlich die Augen wieder öffnete, war der traurige Schatten wieder fort und er drehte sich strahlend zu dem Eingang der Box, wo Kate, Willie und Marcus gespannt auf seine Beurteilung warteten.
„Das ist ein wunderschönes Tier!“, sagte er voller Begeisterung und der Hengst hob sein Haupt und ließ ein Wiehern verlauten, als wolle er dieser Einschätzung zustimmen.
Als sie aufgehört hatten zu lachen, tätschelte William dem Tier erneut den Hals. „Ich habe auch schon einen Namen. Suain soll er heißen“, ließ er verlauten und erntete zustimmendes Nicken von allen Seiten, denn der Name stand für Stärke und Jugend und passte gut zu dem Tier.
„Wir hatten gehofft, dass er dir gefallen würde. Er war der Einzige, den wir uns angesehen haben und er hat uns sofort gefallen. Sieh dir nur sein schönes Fell an“, sagte Marcus, trat näher an Suain heran und binnen Sekunden hatten sich die beiden in ein fachkundiges Gespräch über Pferde vertieft.
Kate lehnte derweil noch immer an der Eingangstür der Box und beobachtete William aufs Genauste. Als sie vorhin das Strahlen in seinen Augen wahrgenommen hatte, war ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Sie hatte vor Freude beinahe laut aufgelacht, denn sie war überzeugt gewesen, dass William tatsächlich vollkommen begeistert von Suain war. Und auch jetzt machte er den Eindruck, als sei er alles andere als enttäuscht über sein Geschenk. Doch Kate war auch dieser wehmütige Ausdruck, der
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