Abschied nehmen
sie nicht vor den Kopf stoßen, doch dies war eine Angelegenheit, die er ganz allein erledigen wollte und erleichtert stellte er fest, dass Kate dafür Verständnis hatte.
Sie streichelte ihm über die gerunzelte Stirn und unter ihrer Berührung verschwanden die tiefen Falten.
„Ich werde mich einfach hier in der Burg mit irgendetwas beschäftigen. Auch an unserem freien Tag gibt es noch genug zu tun, ich werde mich also nicht langweilen. Und wenn du wieder kommst, findest du mich hier irgendwo, in Ordnung?“, bot sie ihm an und William lächelte.
„Ich liebe dich, Kate“, sagte er und ließ seinen Worten einen dankbaren und zärtlichen Kuss folgen.
Kate begab sich also zu ihrem Vater, der, nachdem sie ihre Unstimmigkeiten ausgeräumt hatten, sie glücklich in die Arme schloss und sie erst nach einem langen Gespräch, dessen Hauptbestandteil William war, wieder aus seinem Gemach entließ.
Währenddessen machte sich William auf in den Stall, auch wenn sich jedes Mal, wenn er daran dachte, was ihn dort womöglich erwartete, sein Magen zusammenzog. Er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn er den Stall so antreffen würde, wie er ihn gestern verlassen hatte und er wünschte Bryan, dass er nicht in der Nähe sein würde. Er entsann sich wieder seiner gestrigen Wut und war froh, dass seine Freunde da gewesen waren und Schlimmeres verhindert hatten. Denn er war dermaßen von Sinnen gewesen vor Wut, dass er für nichts hatte garantieren können.
Vor dem Eingang blieb er einen Augenblick stehen, atmete tief durch und trat schließlich ein. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Dämmerlicht, das in dem Gebäude herrschte und er musste zufrieden feststellen, dass sich seine Befürchtungen als unbegründet herausgestellt hatten. Auf Marcus war eben Verlass, dachte William, denn er war sich ganz sicher, dass es ihm zu verdanken war, dass hier im Stall nichts mehr an die Geschehnisse des letzten Abends erinnerte.
Das Durcheinander war beseitigt worden, genauso wie das Blut und auch von Bryan war zum Glück weit und breit keine Spur. Und ihn würde er auch hier nicht mehr antreffen, denn er hatte, wie William später erfahren sollte, die Burg bereits heute in aller Frühe verlassen. Nachdem William am Vortag aus dem Stall geeilt war, hatte Marcus den Stallburschen zu sich zitiert und vor lauter Wut heftig um Worte gerungen. Schließlich hatte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgebracht, dass der junge Mann es nicht wagen sollte, auch nur noch einen Fuß in seinen Stall zu setzen und er sich bis zum nächsten Morgen überlegen sollte, mit welcher Tätigkeit er seinen weiteren Lebensunterhalt in der Burg Craigh verdienen wollte. Doch die Vorschläge hatte Marcus nicht mehr zu hören bekommen. Denn seiner liebsten Arbeit beraubt und sich des Zorns, den er auf sich gezogen hatte, nur zu bewusst, suchte nun auch Bryan das Weite, was William nicht gerade traurig stimmte.
Doch er war nicht der Einzige, der im Stall fehlte, denn auch Jimmy war fortgeschafft worden. Doch wohin, fragte William sich und blickte sich um. Es war leider niemand da, der ihm Auskunft hätte erteilen können, so trat er beunruhigt hinaus und blickte sich um. Er wollte nicht, dass Jimmy einfach wie die anderen Tiere in einem der Öfen endete. Er hatte ihm einen besonderen Abschied bereiten wollen, auch wenn er sich in den letzten Stunden immer wieder selbst gefragt hatte, ob dies nicht lächerlich und übertrieben war.
Vielleicht war es das tatsächlich, doch nun kümmerte es ihn nicht mehr. Nun blickten seine Augen alarmiert über den Hof, nach jemandem suchend, der ihm ein paar Antworten geben könnte, als er Robert aus dem Küchenausgang treten sah.
Er eilte auf ihn zu, und noch ehe er seine Frage stellen konnte, lieferte Robert ihm bereits seine Antwort.
„Wir haben ihn vor die Burgmauern gebracht, er wartet dort auf seine Verbrennung“, erklärte Robert und sah deutlich, wie die Anspannung von seinem Freund abfiel. „Wir waren der Meinung, du würdest das gern selbst übernehmen“, fügte er hinzu und William tätschelte dankbar Roberts Hand, die auf seiner Schulter lag.
Anscheinend war sein Wunsch doch nicht so abwegig gewesen, wie er gedacht hatte.
„Ich danke dir, Robert“, erwiderte er leise und ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Soll ich dich vielleicht
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