Abschied nehmen
Augen.
20. Kapitel
„Ich denke, er wird ihm gefallen“, sagte Marcus einen Blick hinter sich werfend und strahlte seine Tochter so gewinnend an, dass Kate nicht anders konnte, als zurückzulächeln.
„Ich habe keinerlei Zweifel daran!“, erwiderte sie, um den Enthusiasmus ihres Vaters nicht zu bremsen, doch in Wirklichkeit war sie sich keinesfalls so überaus sicher, wie sie vorgab.
Seitdem sie heute Morgen aufgebrochen waren, hatte sie das Gefühl gehabt, dass ganz gleich wie das Ergebnis ihres Ausflugs aussehen würde, William keinesfalls darüber aus dem Häuschen geraten würde. Er würde sich freuen, ja, doch der Vergleich mit dem, was er bislang gewohnt war, würde sicherlich seine Freude trüben, dachte sie. Er würde den Hengst ansehen und ihn ganz automatisch mit Jimmy vergleichen und bei diesem Vergleich konnte das arme Tier, das sie erstanden hatten, nur verlieren.
Doch damit musste sie sich nun abfinden, immerhin war sie es selbst gewesen, die vor zwei Tagen mit der Idee zu ihrem Vater gekommen war.
„Es ist nun über zwei Wochen her und ich denke, es ist an der Zeit, dass er wieder ein eigenes Pferd bekommt und sich nicht ständig eines borgen muss, wenn er ausreiten will“, hatte Kate erklärt und Marcus hatte ihr zugestimmt.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er William schon längst ein neues Pferd gekauft, doch der war es selbst gewesen, der das zunächst abgelehnt hatte. Doch wenn seine Tochter nun meinte, dass er so weit war, nahm Marcus das erfreut hin und machte sich gemeinsam mit ihr in aller Frühe zum Markt auf.
„Zeig uns den bockigsten und stolzesten Hengst, den du hast, Mann!“, hatte Marcus zu dem Pferdezüchter gesagt und der hatte sie direkt zu dem Tier geführt, das sie nun an den Wagen gebunden mit sich führten.
Auch Kate war zunächst von dem Hengst begeistert gewesen. Sie beide fanden, dass er ausgezeichnet zu William passen würde und dass der sicher seine Freude an ihm haben würde. Für eine Weile waren sogar ihre Zweifel verschwunden, doch je näher sie der Burg kamen, desto deutlicher spürte sie sie wieder. Sie hoffte nur, William würde nicht allzu enttäuscht sein.
„Kate, willst du William holen?“, riss ihr Vater sie plötzlich aus ihren Gedanken und überrascht stellte sie fest, dass sie mittlerweile vor dem Stall angekommen waren und Marcus bereits vom Wagen gestiegen war.
Er stand nun neben ihr, blickte mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue zu ihr herauf und hielt ihr die Hand hin, um ihr vom Wagen zu helfen. Kate fühlte sich, als sei sie eben aus einem Traum gerissen worden. Sie blickte ihren Vater mit einem unverständlichen Blick an, nicht die geringste Ahnung habend, was genau er von ihr wollte. Doch dann erreichten seine Worte ihren Verstand und eine leichte Schamesröte stahl sich in ihr Gesicht.
„Oh, ja, sicher mache ich das“, erwiderte sie, den Kopf über sich selbst schüttelnd, ergriff die ihr dargebotene Hand und machte sich hastig auf die Suche nach William.
Auch wenn sein Arbeitstag bereits vorüber war, sah Kate zunächst in der Schmiede nach und tatsächlich traf sie ihren Mann dort an. Er beugte sich gerade zu dem auf der Werkbank sitzenden Willie hinunter und die beiden steckten die Köpfe zusammen. Was hecken die beiden denn da nur wieder aus, dachte sie mit einem amüsierten Lächeln, entschied sich jedoch vorerst dagegen, sie zu stören. Stattdessen blieb sie noch einen Augenblick stumm an der Tür stehen und ließ ihren Blick über die Schmiede schweifen.
Wie immer nach Feierabend war es hier sorgfältigst aufgeräumt. Der Boden war gefegt, die Werkzeuge lagen alle sauber aufgereiht auf einem Tisch neben der Werkbank, wo sie morgen wieder benötigt werden würden. Ein Stoß frischen Holzes war neben dem großen Schmelzofen aufgeschichtet, sodass William und Tom am nächsten Morgen direkt wieder mit ihrer Arbeit würden beginnen können.
Und all das wurde jeden Abend ohne großes Geschrei bewerkstelligt. Kate erinnerte sich noch ziemlich gut daran, dass das nicht immer so gewesen ist. Der arme Tom hatte ein ums andere Mal Gehilfen gehabt, die nicht so willig das Aufräumen übernommen hatten und eine Zeit lang hatte jeder von Toms Arbeitstagen mit einem enormen Geschimpfe geendet.
Nun sah sie ihren Mann mit einem liebevollen Lächeln
Weitere Kostenlose Bücher