Abschied nehmen
Vieh zuständig. Sie kümmerten sich um die Tiere und hielten den Stall instand. „Doch in letzter Zeit ist mein werter Sohn sich ein wenig zu schade, um das Schweinegehege zu säubern“, sagte er vorwurfsvoll an den Jungen gewandt.
„Ach, schon wieder die lieben Schweine. Die verfolgen uns heute aber auch irgendwie, was?“, warf William ein und ein vergnügtes Raunen ging durch die Menge.
„Aye, es sieht wohl so aus“, stimmte Henry ihm zu und grinste. „Aber es ist nicht das Einzige, was unser mit dem vorherigen Fall gemein hat. Denn auch bei uns geht es um die verschiedenen Geschlechter, die aufeinandertreffen, ganz wie bei dem Eber und der Sau. Statt den Schweinestall sauber zu machen, stiehlt mein werter Sohn sich nämlich davon, um einem Mädchen aus Crainesburgh schöne Augen zu machen!“, rief Henry aus und die Leute brachen in schallendes Gelächter aus.
Williams Mitgefühl für Luke wuchs, doch auch er konnte sich der Witzigkeit dieses Vergleichs nicht entziehen und in seinen Augen lag ein amüsiertes Funkeln, als er Kate einen kurzen Blick zuwarf. Als die Leute jedoch wieder zur Ruhe kamen, versuchte er wieder Ernst in die Angelegenheit zu bringen. Es war schon Qual genug für Luke, hier stehen zu müssen, auch ohne dass sie hier Witze auf seine Kosten machten.
Nach einem Blick auf William stimmte Henry ihm wortlos zu, dass dies nun an Belustigung reichte, und fuhr nun wieder im ernsten Ton fort.
„William, ich habe mit dem Jungen schon alles angestellt. Ich habe ihm den Hintern versohlt und dies nicht nur einmal“, sprach er und Lukes Gesichtsfarbe nahm an Intensität zu. Sein einziger Trost war sicher, dass das Mädchen, um das es ging, nicht anwesend war, das hoffte William zumindest. „Ich habe es mit Predigten und mit Ausgangssperren versucht, doch dieser Bengel schleicht sich trotzdem davon und wieder dürfen wir seine Arbeit machen! Es ist mir zwar selbst unangenehm, aber dies hier“, er machte eine ausladende Geste, mit der er den Raum erfasste, „ist die letzte Möglichkeit, die ich noch sehe, um ihn zur Vernunft zu bringen.“
„In Ordnung, ich versuche mein Bestes, aber zuvor sollst natürlich auch du angehört werden, Luke“, sagte William und seine Stimme erreichte freundlich aber bestimmt jeden Winkel des Raumes. „Willst du zu deiner Verteidigung etwas sagen?“, fragte er und alle Blicke kamen auf dem Jungen zum Erliegen.
Doch Luke scharrte lediglich verlegen mit dem Fuß über die Holzdielen und starrte nur zu Boden. Und was sollte er auch sagen. Alles, was sein Vater gesagt hatte, entsprach der Wahrheit und jedes weitere Wort aus seinem Munde, würde nur noch zu weiteren Peinlichkeiten führen und so schwieg er.
William ließ ihm ein paar Augenblicke Zeit, doch als er merkte, dass Luke von seinem Recht, sich zu wehren, keinen Gebrauch machen wollte, seufzte er erleichtert. Er war genauso wenig darauf erpicht die Liebelei von Luke und diesem Mädchen hier vor all den Leuten zu diskutieren, damit die sich das Maul darüber zerreißen konnten.
„Nun gut, damit muss ich davon ausgehen, dass die Vorwürfe deines Vaters, der Wahrheit entsprechen und dich bestrafen.“
William war zwar der Meinung, dass die Prozedur, die Luke hier hatte über sich ergehen lassen müssen, bereits Strafe genug gewesen war und er demnächst wahrscheinlich nicht noch einmal seine Arbeit schwänzen würde, um sich mit der Unbekannten zu treffen, doch er würde ihn noch zusätzlich bestrafen müssen, darum kamen sie beide nicht herum. So schob er sein Mitgefühl beiseite und musste auch gar nicht lange überlegen, bis ihm die passende Bestrafung einfiel, die Luke sicher Denkzettel genug sein würde, um ihn von weiterem Ungehorsam mit hundertprozentiger Sicherheit abzuhalten.
„Deine Strafe stelle ich hinten an und werde nachher darauf zurückkommen. Du kannst zunächst einmal Platz nehmen“, erklärte er, Henry nickte, nahm seinen Sohn wieder bei der Schulter und kehrte mit ihm zu ihrem Platz zurück.
Es folgten noch einige weitere Fälle und die Anerkennung für William unter den Anwesenden wuchs. Mit dem Verstand, der Gerechtigkeit und der Souveränität, mit denen er vorging, schaffte er es die Leute von sich zu überzeugen. Und diejenigen, die noch immer Zweifel daran hegten, er sei kein guter Ersatz für Marcus, wurden spätestens umgestimmt, als es dazu kam, Lukes
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