Abschied nehmen
an Luke gewandt, dass ihn alle im Stall hören konnten. Diejenigen sich außerhalb der Reichweite seiner Stimme befanden, wurden durch Lukes Bruder informiert, der am Tor stand und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, alle draußen stehenden, an dem, was seinem Bruder nun bevorstand, teilhaben zu lassen. Er schien seine wahre Freude daran zu haben und William vermutete, dass er derjenige gewesen war, dem Lukes Aufgaben, während dessen nicht erlaubten Ausflügen in die Liebeswelt, zugefallen waren.
„Es steht dir frei, ob du deine Kleider anbehältst oder nicht, aber ich würde es mir gut überlegen“, fügte William mit einem skeptischen Blick ins Gehege hinzu, klopfte Luke aufmunternd die Schulter und trat schließlich zur Seite, um den Jungen sich selbst und seiner Strafe zu überlassen.
Luke blieb für ein paar Augenblicke reglos stehen und schien abzuwägen, wie viel er von seiner Kleidung ablegen konnte, ohne diese peinliche Sache, die ihm bevorstand, noch schlimmer zu machen. Schließlich entschied er sich Schuhe, Socken und Hemd abzulegen und lediglich die Kniehose anzubehalten, die er trug.
Er übergab die Kleidung seiner Mutter, die diese an sich nahm und ging auf das Gehege zu. Davor blieb er stehen und lehnte sich mit beiden Händen an die Umzäunung. Elf rosa Schnauzen blickten ihn an, die kleinen zehn eher ängstlich, die große herausfordernd und unfreundlich. Na, das wird was werden, dachte er bei sich, während er die Rufe der Leute, die ihn antrieben, endlich anzufangen, nur gedämpft wahrnahm. Doch es nützte nichts, er musste es hinter sich bringen, so fasste er sich schließlich ein Herz und ging hinein.
Der Mist unter seinen nackten Füßen fühlte sich eklig an, quoll zwischen seinen Zehen hervor und der Gestank wurde dadurch noch unerträglicher. Die Menge um ihn herum begann noch lauter zu lärmen und machte nicht nur ihn, sondern auch die Schweine nervös. So sah er keinen Grund es noch weiter hinauszuzögern, gab der tobenden Menge nach und startete seinen ersten Versuch.
Er stürzte sich auf die Ferkel, bekam sogar eines von ihnen am Fuß zu fassen, doch es war zu glitschig von den eigenen Exkrementen, in denen es herumrannte, und entglitt ihm leider wieder. Zu allem Übel rutschte Luke dabei auch noch aus und landete der Länge nach im Mist. Die Leute kringelten sich vor Lachen, spotteten über ihn und gingen schließlich dazu über ihm teils ernst gemeinte und teils nur der Belustigung dienende Ratschläge zuzurufen.
Luke ignorierte diese so gut es ging und rappelte sich auf, um den nächsten Angriff zu starten. Er erhob sich auf alle viere und warf einen Blick zur Seite, um seine Beute auszumachen, als er plötzlich um sich herum Warnrufe hörte. Doch eh er überhaupt realisieren konnte, wovor er gewarnt wurde, bekam er es schon zu spüren.
Der Sau schien es ganz und gar nicht zu gefallen, dass er es auf ihren Wurf abgesehen hatte und statt abzuwarten, dass er sie wieder angriff, ergriff sie die Initiative und rammte Luke von der Seite. Er hatte Glück, dass sie ihn nicht richtig erwischte, denn mit ihren zweihundert Kilo hätte sie ihm leicht mehrere Rippen brechen können.
Luke rollte sich zur Seite, entkam der Sau und kletterte auf den Zaun, um sich eine kleine Pause zu gönnen. Er musste ganz klar seine Strategie ändern, dachte er, wenn er nicht zuerst die Sau aus dem Weg schaffte, würde das mit den Ferkeln nie etwas werden und diese peinliche Geschichte würde sich noch weiter in die Länge ziehen als nötig.
So machte er sich wieder an die Arbeit. Er sprang zurück in das Gehege, öffnete das Gitter des kleinen Zwingers an der Rückwand des Stalls, in den er die Tiere einsperren musste, und machte sich von Kopf bis Fuß mit Mist beschmiert an die mühsame Arbeit, die Sau einzufangen.
William beobachtete das Schauspiel mit leichter Sorge. Die Sau war groß und wütend und an Luke war nicht viel dran und er machte sich Gedanken, ob der Junge dieser Aufgabe wirklich gewachsen war. Er sah, wie er immer wieder ausrutschte und von der Sau zurecht gewiesen wurde, indem sie ihn mehrere Male von den Beinen riss und ihn rammte. Das Problem war nur, dass er, nun da er Luke da hineingeritten hatte, ihn nicht so ohne Weiteres rausholen konnte. Er konnte nun nicht einfach hingehen und das Ganze abbrechen, das wäre eine noch größere Demütigung als das, was er nun durchmachte. So hielt
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