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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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sich selbst einem Gericht würde aussetzen müssen. Denn jeder einzelne Anwesende würde ihn mit Argusaugen beobachten und am Ende des Tages sein Urteil über ihn fällen. Doch das war wohl nur fair, dachte William, er wollte nichts geschenkt haben und dies war eine Gelegenheit, die Leute von sich zu überzeugen oder vielleicht sogar herauszufinden, dass sie mit ihren Vorurteilen Recht hatten.
         Nun drehte er sich zu Kate herum, blickte an sich herunter und sah sie fragend an.
         „Du siehst blendend aus!“, sagte sie und erntete dafür ein Lächeln, dann ergriff sie die ihr entgegen gestreckte Hand und sie verließen gemeinsam das Gemach.
         Im Flur begegnete ihnen Willie. William zog ihn schwungvoll auf seinen Arm und sie durchschritten den dunklen Korridor, während der kleine Rotschopf eine Frage nach der anderen über ihr Ziel und die Geschehnisse, die sich dort ereignen würden, stellte. Mit jeder Frage, die Willie stellte, kamen sie dem großen Saal näher und wie schon so häufig übte sein kleiner Freund auch heute eine solch beruhigende Wirkung auf William aus, dass die Anspannung, die er eben so mühevoll verdrängt hatte, wider Erwarten nicht zurückkehrte. Ganz im Gegenteil William war die Ruhe selbst und strahlte plötzlich ein solches Selbstbewusstsein aus, dass er selbst seine Frau in Erstaunen versetzte.
         Er betrat den Raum, ohne zu zögern, setzte Willie auf dem Boden ab und schickte ihn zu seinem Vater, der ebenfalls anwesend war und ihm freundlich zulächelte. Tom gehörte zu den Wenigen, die William nicht mehr überzeugen musste.
         Dann durchschritt er den Saal, hierhin und dorthin grüßend und einige der ungewöhnlich zahlreich erschienenen Zuschauer, die es anscheinend alle nicht verpassen wollten, wie er auf die Probe gestellt wurde, merkten auf. Williams so gar nicht arrogante Selbstsicherheit beeindruckte auch sie, insbesondere weil sie nur zu genau wussten, welche Skepsis ihn hier heute erwartete. Doch nicht alle begrüßten Williams Haltung und nicht wenige der Zuschauer fühlten sich dadurch umso mehr herausgefordert und nahmen sich vor, ihn noch kritischer in Augenschein zu nehmen.
         An seinem Platz angekommen, trennte er sich von Kate, die sich an der Seite unter dem Fenster niederließ. Dann ließ er ein paar einleitende Worte verlauten und ohne sich von seinen Gegnern aus der Ruhe bringen zu lassen, bat er die Beteiligten des ersten Falls nach vorn.
         Es traten zwei Männer vor, die William bislang nicht kannte. Sie lebten etwa drei Meilen östlich der Burg in einer kleinen Ansammlung von Häusern, die jedoch zu klein war, um als Dorf bezeichnet zu werden. Sie blickten ihn beide skeptisch an und ihre Blicke sagten ihm deutlich, dass sie die Angelegenheit viel lieber von Marcus geklärt sehen würden. Doch schließlich gab der kleinere von beiden, namens Jeffrey, sich einen Ruck und begann zu sprechen.
         „Tja, es ist so. Ich habe mit Fred“, er deutete etwas abfällig auf den neben ihm stehenden Mann, „vor ein paar Monaten ausgemacht, seine Sau von meinem Eber decken zu lassen und dafür sollten mir zwei der Ferkel aus dem Wurf zustehen. Ich ging also zu ihm und es lief alles wunderbar, bis die Sau vor einer Woche geworfen hat und er sich weigert, mir mein zustehendes Honorar auszuhändigen.“
         „Aber aus dem Wurf überlebten lediglich zwei der zehn Ferkel!“, wandte Fred empört ein. „Und da kann dieser Holzkopf doch nicht erwarten, dass ich tatsächlich beide an ihn abtrete! Vor allem weil es an seinem Eber gelegen hat, dass der Wurf so schlecht ausgefallen ist!“, rief er den letzten Satz herausfordernd in Jeffreys Richtung.
         „Ach, so ein Schwachsinn! Ich habe mit meinem Eber noch nie Probleme gehabt. Wenn dann lag es an deiner Sau!“, konterte Jeffrey und sein Gesicht glühte vor Wut.
         „Mit meiner Sau ist bislang auch immer alles in Ordnung gewesen, bis dein blöder Eber sie bestiegen hat!“, rief Fred ebenso wütend und die beiden Streithähne fuhren fort, sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf zu werfen und erwiesen sich dabei teilweise als äußerst einfallsreich.
         Erst als William das Wort ergriff, brachte er sie beide zum Schweigen und sie wandten sich ihm zu, um zu hören, wer nun Recht bekommen würde.  
         „Also, Ihr habt gesagt, dass zwei Ferkel als Bezahlung ausgemacht waren“, wandte William sich an Jeffrey, der eifrig nickte und sich

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