Abschied nehmen
Büschel Gras herauszureißen, richtete sich anschließend kauend wieder auf und da war Hamishs Gelegenheit gekommen. Er stand bereits in Position, ließ nun die angespannte Bogensehne los, der Pfeil pfiff rasend schnell durch die Luft und nach einem Treffer in den Hals ging das Tier sogleich zu Boden. Hamish hielt nichts mehr, augenblicklich rannte er los, um seine Beute aus der Nähe zu bewundern und auch seine Freunde ließen den Keiler liegen und folgten ihm, um ihm ihre Glückwünsche auszusprechen.
„Das ist ein prächtiges Tier“, sagte Billy, als die Gruppe schließlich damit bei ihm und William ankam.
„Aye, dein Vater wird sehr stolz auf dich sein“, schloss sich William dem Lob an und klopfte Hamish anerkennend auf die Schulter. „Und was wird Fanny erst sagen, wenn sie davon erfährt“, fügte er, ihn freundschaftlich anstupsend, hinzu und augenblicklich wich Hamishs Stolz einer tiefen Schamesröte. Die Gruppe brach in schallendes Gelächter aus und unter Pfiffen und Gejohle machten sie sich wieder auf den Heimweg.
Dort angekommen luden sie ihre Beute in der Küche ab und überließen sie Mrs. Jenkins, die sich mit Verstärkung sofort daran machte, die bereits ausgenommenen Tiere zu zerkleinern. Doch eh sie die Küche verließen, blieb William noch einen Augenblick neben der Hirschkuh stehen und verkündete laut: „Diese hier hat unser Hamish erlegt!“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, schon brachen die anwesenden Damen in aufgeregtes Geplapper aus und umringten Hamish, der mit roten Wangen da stand und gar nicht wusste, wie ihm geschah. William grinste daraufhin lediglich, drehte sich um und verließ unbemerkt die Küche.
Diese hinter sich lassend, machte er sich auf schnellstem Wege in den großen Saal. Das Abendessen hatte bereits begonnen und er kam zu spät. Nicht dass er fürchtete, nichts Essbares mehr abzubekommen, denn das würde, solange Martha für die Küche verantwortlich war, nie vorkommen, es war viel mehr das, was er Kate vor ihrem Aufbruch gesagt hatte, das ihn zur Eile antrieb. Er hatte ihr versichert, dass sie vor dem Abendessen zurück sein würden und da sie ihn schon so ungern hatte gehen lassen, war er sich sicher, dass sie sich nun um ihn sorgte.
So beeilte er sich also, und erst als er den Eingang zum Saal erreichte und ihren erleichterten Blick auffing, der unruhig nach ihm Ausschau gehalten hatte, verlangsamte er sein Tempo. Ohne dass sie einander aus den Augen ließen, durchschritt er den Saal, immer wieder einen Gruß erwidernd. Bei ihr angekommen, nahm er auf dem freien Stuhl an ihrer Seite Platz, führte ihre Hand an seine Lippen und drückte einen Kuss darauf. Dann wechselten sie ein Lächeln und wandten sich, ohne dass William ihre Hand freigab, wortlos dem Essen zu.
„Sie kehren zurück!“, kündigte ein lauter Ausruf am folgenden Nachmittag die Ankunft des Clansoberhauptes an und die Leute versammelten sich im Hof, um die Ankömmlinge willkommen zu heißen.
Als die schließlich das Burgtor passierten, erwartete sie bereits eine kleine Schar, und während die Männer lautstark von der Menge begrüßt wurden, nahm William sie etwas genauer in Augenschein. Sie sahen müde aus und strotzten nur so vor Reiseschmutz, doch auf ihren Gesichtern lag ein unverkennbar glückliches Strahlen. Er sah, wie sie die Blicke schweifen ließen, um ihre Familien zu orten und auch William blickte sich um.
Er entdeckte so ziemlich alle, die seinen Freunden am Herzen lagen, bis auf eine. Die Nachricht von Marcus’ Rückkehr schien Lilidh noch nicht erreicht zu haben und so sandte er Willie aus, um sie zu holen.
Währenddessen waren die Männer bereits abgestiegen und Billy, Duncan und ein paar Stallburschen hatten sich auch schon ihrer Pferde angenommen. Auch Kate war nicht untätig gewesen, denn sie ließ sich bereits von ihrem Vater in die Arme schließen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Es ist so schön, dass ihr endlich wieder da seid!“
„Aye, mein Freund, dem kann ich nur zustimmen“, bestätigte William mit einem breiten Grinsen, nachdem er Kate gefolgt war.
Seine Frau gab ihren Vater frei und Marcus wandte sich William zu. Er nahm seinen Freund in den Arm und klopfte ihm freundschaftlich den Rücken.
„Du hast uns wirklich gefehlt“, sagte der Hüne.
„Das kann ich nur
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