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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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ein wenig aus und sie fiel letztendlich ein wenig spannender und aufregender aus, als sie tatsächlich gewesen war, doch William war der Einzige am Tisch, der dies wusste und er nahm dies lediglich schmunzelnd zur Kenntnis, ohne irgendwelche Einwände zu erheben. Er wollte Hamish die Freude nicht verderben und außerdem wusste er, dass es unter seinen Landsmännern durchaus üblich war, die Geschichten, die abends in geselliger Runde erzählt wurden, so interessant und reizvoll zu gestalten, wie es ging, auch wenn man deshalb an der einen oder anderen Stelle leicht von der Wahrheit abweichen musste.
         So ließ er Hamish also erzählen, und als dieser fertig war, rief Marcus, wie bereits vor dem Essen angekündigt, die Leute dazu auf, zu ihm zu kommen und sich die Mitbringsel aus Edinburgh, um die sie ihn gebeten hatten, abzuholen. Marcus begab sich dafür zu der großen Kiste, die bereits hinter ihm stand, nahm vor ihr Platz und schon bald sah er sich einer Schlange aus ihn erwartungsvoll anblickenden Leuten entgegen. Alec ließ sich neben ihm nieder und Marcus reichte ihm Tinte, Feder und die Liste, die er zuallererst aus der Kiste hervorholte. Auf dieser Liste stand sorgfältig notiert, wer was bekam und Alecs Aufgabe bestand darin die herausgegebenen Dinge abzuhacken und zu prüfen, ob jeder tatsächlich die Sachen für sich beanspruchte, die er auch bestellt hatte.
         Letzteres hatte in den Jahren zuvor nämlich bereits mehrfach zu Streitigkeiten geführt, als Marcus lediglich eine Liste mit den Mitbringseln geführt hatte, ohne sich notiert zu haben, was für wen bestimmt gewesen war. Nach ihrer Rückkehr hatte es dann oftmals Zwist gegeben, da die Leute plötzlich vorgaben, etwas anderes geordert zu haben, das sie in der Kiste erspäht hatten und das sie lieber wollten als das, was Marcus für sie mitgebracht hatte. Irgendwann war er die ständigen Auseinandersetzungen leid, hatte sich gezwungen gesehen dieses pedantische Vorgehen einzuführen und festgestellt, dass es ganz wunderbar funktionierte. Jeder bekam das, worum er auch tatsächlich gebeten hatte und da der Ärger ausblieb, nahm das Ganze nicht mehr so viel Zeit in Anspruch. So griff Marcus schon bald nach dem letzten Stück in der Kiste, übergab es seinem neuen Besitzer und nachdem sie die Utensilien, die Alec benötigt hatte, wieder in der Kiste verstaut hatten, gesellten sie sich wieder an den Tisch.
         „So, und nun möchte ich eine Erklärung, für diesen eigenartigen Vergleich von vorhin hören“, wandte Marcus sich laut und gut gelaunt an seine Frau, nachdem er neben ihr Platz genommen hatte. „Was sagtest du noch? Wir würden stinken wie Luke nach der Begegnung mit den Schweinen?“, fügte er mit einer belustigt hochgezogenen Augenbraue hinzu und löste damit bei fast allen am Tisch sitzenden Gelächter aus, lediglich er, Robert, Hugh, Alec, Ian und Angus blickten Lilidh fragend an und warteten darauf, endlich aufgeklärt zu werden.
         Da das Gelächter nun verstummt war und sie nun allesamt erwartungsvoll anblickten, beugte sich Lilidh vor, um William ansehen zu können.
         „Darf ich, William? Oder möchtest du es lieber erzählen?“, fragte sie und William hob abwehrend die Hände.
         „Oh, nein, bitte erzähl du es lieber!“, entgegnete er und sah die freudige Erwartung in den Augen seiner Freunde.
         Auch Lilidh entging diese nicht, so legte sie absichtlich noch eine kleine Pause ein, doch schließlich begann sie, zu berichten.
         „Es war vor etwa zwei Wochen, als William an deiner statt“, sie wandte sich an Marcus, „Gericht hielt. Er saß genau hier, wo du nun sitzt und der Saal war zum Bersten mit Leuten gefüllt“, begann Lilidh zu erzählen und sowohl diejenigen, die selbst dabei gewesen waren, als auch Marcus und seine Männer hörten interessiert zu. Letztere waren nach drei Wochen Abwesenheit besonders begierig darauf alles, was in der Burg vorgegangen war, in allen Einzelheiten zu erfahren und Lilidh sparte nicht damit.
         Sie ließ keine Details aus, langweilte ihre Zuhörer jedoch auch nicht, die allesamt an den richtigen Stellen zustimmend nickten, den Kopf schüttelten und vor allem zum Schluss ausgelassen lachten.
         „Ach und wir haben also gestunken, als hätten wir uns im Schweinemist gewälzt?“, fragte Ian, an seine Frau gewandt, während er sich die Tränen aus den Augen wischte.
         „Aye, Ian, das habt ihr, wenn nicht noch

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