Abschied nehmen
da liegst du falsch, mein Lieber, denn es geht mich wohl etwas an. Angus ist einer meiner ältesten Freunde und ich will, dass er glücklich ist, und wenn ich ihm dabei helfen kann, dann werde ich das tun!“, gab sie leise zurück, sodass nur er sie hören konnte.
„Ach und nur weil er dein Freund ist, gibt es dir das Recht, in seinem Leben herumzupfuschen, wie es dir beliebt? Hier geht es um Gefühle, Kate, und mit denen spielt man nicht!“, knurrte er und biss die Zähne zusammen, bis seine Kiefermuskeln deutlich hervortraten.
Kate brachte dieser Vorwurf für einen Moment aus der Fassung.
„Das weiß ich selbst und ich spiele keinesfalls damit“, fauchte sie wütend. Dann holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen, ehe sie weiter sprach. „Ich kann ohnehin nichts hervorrufen, was nicht da ist und was spricht dagegen, wenn ich die beiden sanft draufstoße?“, fragte sie unverständig.
William seufzte und schüttelte ungeduldig den Kopf.
„Vielleicht zunächst die Tatsache, dass du noch nicht einmal weißt, ob das, was du da für Angus arrangieren willst, auch wirklich seinem Wunsch entspricht“, entgegnete er sarkastisch.
„Ach, ja? Warst denn nicht du derjenige, der mich darauf gebracht hat?“
„Das stimmt, das war ich und glaub mir, wenn ich gewusst hätte, was ich damit anrichte, hätte ich sicher meinen Mund gehalten“, erwiderte er bissig. „Doch es war lediglich eine Vermutung, die ich geäußert habe. Was sagt dir, dass sie richtig ist?“
„Na, das ist ja mal sehr eigenartig. Als du es mir erzählt hast, warst du noch sehr überzeugt davon und bisher ist mir nicht aufgefallen, dass du ein schlechtes Urteilsvermögen hast“, konterte sie und William musste einsehen, dass dieser Versuch nach hinten losgegangen war.
Doch er war nicht bereit aufzugeben, er rückte ein Stück näher an sie heran und verstärkte den Griff um ihren Arm, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.
„Kate, ich werde nicht einfach tatenlos dabeistehen und glaube mir, ich kann ebenso dickköpfig sein wie du!“, sagte er und sein harter Ton ließ keinen Zweifel daran. Das hielt Kate jedoch nicht davon ab mit einem: „Das werden wir noch sehen!“, zu antworten, ehe sie sich schweigend ihrem Essen zuwandten.
Die Stimmung zwischen ihnen beiden blieb den ganzen Tag über recht frostig. Immer wenn einer von ihnen einen Versöhnungsversuch startete, selbstverständlich in der Annahme der andere wäre endlich zur Vernunft gekommen und würde schließlich zugeben im Unrecht gewesen zu sein, brach ihre Auseinandersetzung von vorne los, bis sie sich wieder schweigend zurückzogen.
Erst als sie abends im Speisesaal nebeneinandersaßen, schmolz das Eis. Sie hatten, ohne miteinander zu sprechen, ihre Mahlzeit eingenommen, doch als diese beendet war, griff William nach Kates Hand und führte sie an seine Lippen. Es war, als fiele eine Last von ihren Schultern, denn dieses gegenseitige Anschweigen war äußerst nervenaufreibend. Sie warfen einander ein liebevolles Lächeln zu, und da sie sich dessen bewusst waren, dass jeder bei seiner Meinung bleiben würde, schlossen sie wortlos den Pakt, das Thema zukünftig nach Möglichkeit zu meiden.
Den folgenden freien Tag kostete jeder in vollen Zügen aus. Man schlief aus, was so viel bedeutete, dass das Bett erst nach Sonnenaufgang – die einen früher, die anderen später – verlassen wurde und nach dem Kirchgang widmete sich jeder seinen liebsten Freizeitaktivitäten.
Da es ein schöner und warmer Tag war, versammelten sich die meisten Burgbewohner im Freien und nach einem Ritt durch die Highlands gesellten sich William und Kate ebenfalls dazu und blieben gemeinsam mit ihren Freunden bis zum späten Abend dort.
Dabei verbrachten sie den Tag damit, je nachdem wie ihnen gerade die Lust stand, entweder nur faul im Gras herumzuliegen oder sich einer der vielen Grüppchen anzuschließen, die sich unter anderem damit beschäftigten energisch über Politik zu diskutieren, über die neuesten Gerüchte, die gerade umherkreisten zu schwatzen oder sich die Zeit einfach mit Würfeln zu vertreiben.
Am Nachmittag wurden die meisten Grüppchen jedoch aufgelöst, denn die Männer fanden sich zusammen, um ein paar Übungskämpfe auszutragen. Seitdem die Ernte begonnen hatte, hatten sie ihre
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