Abschied nehmen
gelegen hatten, denen mit den weniger zutreffenden Vorhersagen, ihr Recht unter die Nase zu reiben und sich über ihre Gegner lustig zu machen.
Wie auch bei den vorhergehenden Diskussionen ging es teilweise hart zur Sache, doch jeder wusste, wie er die Bemerkungen zu nehmen hatte. Alle hatten ihr Vergnügen daran, selbst diejenigen, die nun verschmäht wurden, denn auch ihre Zeit würde mal kommen – oder war es bereits in den letzten Jahren – in der sie auf der Gewinnerseite stehen würden.
Als die Männer das Thema zur Genüge behandelt hatten, sah William sich nach Kate um. Sie hatte vorhin noch bei Allasan und Janet gestanden, doch nun war sie nicht mehr dort. Er stand auf und durchschritt den Saal auf der Suche nach ihr, doch er konnte sie nirgends entdecken. Sie würde sicher gleich wieder kommen, wahrscheinlich musste sie mal den Abtritt aufsuchen, was bei dem vielen Wein und Whisky, die hier flossen, auch kein Wunder war, dachte William mit einem Lächeln, selbst nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Dann wollte er sich gerade wieder zurück an Marcus’ Tafel begeben, als ihm etwas Merkwürdiges auffiel.
Er sah sich noch einmal gründlich um, doch er behielt Recht, auch Angus war nirgends zu entdecken.
„Verdammtes Weib!“, stieß er hervor, stellte seinen Becher auf einem der Tische ab und eilte hinaus.
Als er in den Hof hinaustrat, entdeckte er seinen Freund und seine Frau sofort. Angus saß auf dem im Hof stehenden Wagen, Kate stand neben ihm und sie unterhielten sich.
„Kate!“, rief William bereits von weitem und ging mit großen Schritten auf sie zu.
Er schien noch rechtzeitig gekommen zu sein, das verriet ihm die mürrische Miene, mit der sie ihn bedachte. Doch sie wollte scheinbar ihr Vorhaben an diesem Abend noch nicht aufgeben, denn sie drehte sich wieder zu Angus und begann auf ihn einzureden.
William beschleunigte seinen Schritt, und als er einen Augenblick später bei ihr ankam, unterbrach er sie, indem er sie am Arm fasste und sie an sich zog.
„Kate, Liebling, wo hast du nur gesteckt?“ Er presste die Worte zwischen seinen Lippen hervor, bemüht seinen Ärger zu unterdrücken.
„Ich habe nur etwas frische Luft schnappen wollen!“, zischte Kate zurück.
Auf ihren Gesichtern lag ein Lächeln, doch nicht nur sie beide, sondern auch Angus wusste um deren Unechtheit. Er beobachtete leicht verwirrt das Schauspiel, das sich ihm bot.
„Nun hast du doch sicher genug“, hörte er William sagen. „Außerdem würde ich gerne mit meiner Frau tanzen, oder willst du mir den Wunsch etwa ausschlagen?“
„Nein, keinesfalls, aber geh doch schon mal vor, ich werde gleich nachkommen. Ich will nur noch ein wenig die schöne, warme Nacht genießen“, trällerte Kate.
Doch William ließ sich nicht so leicht abschütteln.
„Ach, weißt du, du hast ja so Recht. Es ist so schön hier. Ich werde euch so lange Gesellschaft leisten, bis du mit mir hineingehst“, schloss er mit einem zuckersüßen Lächeln und das wütende Funkeln in ihren Augen verschaffte ihm tiefe Befriedigung.
So setzte er sich neben Angus und atmete genüsslich die frische Luft ein, womit er Kate noch mehr in Rage brachte. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und blickte ihren Mann mit zusammengebissenen Zähnen und geblähten Nasenlöchern an. Keiner sprach auch nur ein Wort, bis Angus die Stille unterbrach.
„Hört mal, es ist wirklich nicht nötig, dass ihr beide meinetwegen streitet“, begann er und zwei überraschte Gesichter flogen zu ihm herum. „Schaut nicht so, es war offensichtlich, dass es hier eben nicht ums Tanzen ging.“
William musste grinsen. Sie hatten sich wirklich überaus dumm aufgeführt.
„Und ich kann mir auch schon denken, worum es geht“, setzte Angus noch obendrauf, womit er wieder das Erstaunen seiner beiden Zuhörer hervorrief. Wieder sahen sie ihn verblüfft an und warteten auf seine Erklärung. „Ich nehme an, Kate will mich unbedingt mit jemandem verkuppeln, aye?“, fügte er also hinzu und sah nach Bestätigung suchend erst zu Kate, die ihn noch immer verwundert ansah und dann zu William, der seine Frau mit einem wütenden Blick bedachte.
„Sie hat es noch nicht getan“, wandte Angus sich schlichtend an William. Er hatte den Streit eigentlich beenden und nicht weiter schüren
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