Abschied nehmen
Übungsstunden auf den Sonntag verlegen müssen, denn in der Woche nach den langen Tagen auf den Feldern hatte keiner von ihnen noch Lust oder Kraft, abends im Hof zu trainieren. Da sie es jedoch nicht nur äußerst wichtig fanden, stets an ihrer Kampfkunst zu feilen, sondern ihnen diese Übungsstunden auch viel Spaß bereiteten, machte es keinem etwas aus, diese am Sonntag zu absolvieren.
Kate blieb mit ein paar Frauen unweit des Übungsplatzes im Gras sitzen, lauschte jedoch nur mit halbem Ohr den Gesprächen, denn ihr Blick wurde immer wieder von William angezogen. Als einer der besten Schwertkämpfer der Burg kam er sehr oft zum Einsatz, denn während die Schwächeren auf diesem Gebiet von ihm lernen wollten, wollten diejenigen, die ihm beinahe gleichgestellt waren, sich immer wieder beweisen. Und kämpfte er nicht gerade gegen einen Mann dieser beiden Kategorien, so musste er auch noch gegen ihren Vater und seine Männer antreten, die sich gegenseitig forderten und schulten.
So war William also unentwegt auf den Beinen und schwang mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck sein Schwert. Dabei lag in seinen Bewegungen eine solch unbändige und gleichermaßen anmutige Kraft, dass Kate kaum die Augen von ihm abwenden konnte. Er bewegte sich so flink und sicher, dass ihm nicht nur ihre, sondern auch die Bewunderung seiner Gegner zuteilwurde, doch es war die Leidenschaft, mit der er kämpfte, die ihn so faszinierend machte. Er schien in jeden Hieb sein ganzes Herz hineinzulegen und es war ein Wunder, dass nach dem Kampf noch etwas davon übrig blieb.
Doch das tat es und er bewies es ihr mit einem liebevollen Kuss, als er anschließend zu ihr kam und sich neben ihr im Gras niederließ, um den Rest des Nachmittags mit ihr Schach zu spielen.
Kate war mittlerweile nicht mehr die leichte Gegnerin von vor ein paar Wochen. Das Spiel bereitete ihr gleich viel Freude wie auch William und so spielten sie zusammen, wann immer sie Zeit dazu fanden und Kate wurde mit jedem Spiel besser und besser. Auch Marcus und Robert, die sich nun auch zu ihnen gesellten, gehörten zu denjenigen, die mehr Spaß am Schach als an Würfeln fanden. Und auch sie waren nicht mehr so einfach zu schlagen wie zu Beginn und Williams anfänglicher Vorteil seiner langen Erfahrung wurde nun immer geringer.
Doch das machte ihm nichts aus, es freute ihn sogar, denn es brachte ihm nur wenig Befriedigung gegen Gegner anzutreten, die er spielend besiegte. Er wollte gleichwertige Rivalen, die ihn herausfordern konnten und langsam entwickelten sich die Drei zu solchen.
Als es schließlich zu dämmern begann, brachen die Vier ihr Spiel jedoch ab. Es wurde ein Feuer entfacht und alle rückten näher heran, um den Geschichten, die dort erzählt wurden, lauschen zu können, bis einen nach dem anderen die Müdigkeit übermannte und sich alle langsam in die Burg zurückzogen.
Auch die nächsten beiden Wochen verliefen unverändert. Man stand in aller Frühe auf, verbrachte den ganzen Tag mit der harten und eintönigen Feldarbeit und nach dem Abendessen in der Burg verweilte man noch ein wenig im großen Saal, ehe man sich zurückzog, um sich so viel von dem wenigen Schlaf zu holen wie möglich.
Doch auch diese Wochen gingen einmal zu Ende und damit auch glücklicherweise die Ernte und Marcus dankte seinen Clansleuten für ihre gute Arbeit mit einem rauschenden Fest, bei dem er alle dazu einlud, so lange zu essen und zu trinken, bis der Letzte umfallen würde.
Das ließen sich die Leute nicht zweimal sagen und der Whisky floss schon bald in Strömen. Die Stimmung war ausgelassen, es wurde getanzt, gesungen und gelacht, denn nun lagen die Strapazen der letzten Wochen hinter ihnen. Das Korn würde zwar noch gedroschen werden müssen, was auch einen großen Arbeitsaufwand bedeutete, doch damit würden sie sich nicht so beeilen müssen. Der bevorstehende Herbst und die damit verbundenen Regenfälle würden sie nicht zur Eile antreiben und das war das Wichtigste.
Und die Regenfälle, denen sie entkommen waren, waren nun auch das Thema an Marcus’ Tafel. Der Abend war bereits ein wenig fortgeschritten und einige Männer hatten sich um ihr Clansoberhaupt gescharrt, wo nun der Schlussstrich unter die unzähligen Diskussionen und Spekulationen über die Ernte und ihr Ende vor oder nach Einbruch des schlechten Wetters gezogen wurde. Nun war es an denen, die richtig
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