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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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verraten!“ Sein Gesicht nahm immer mehr Farbe an und seine Stimme wurde schneidender. „Da siehst du mal, für was für einen Abschaum du dein Leben aufs Spiel gesetzt hast!“, schrie er schließlich sogar, und als William noch immer keine Reaktion zeigte, verlor der Major die Fassung.
         William sah den Schlag nicht kommen, Wentworth stand nicht in seinem Blickwinkel, doch er spürte ihn umso deutlicher und ging ob der dahinter steckenden Wucht augenblicklich zu Boden. Ein Ruck ging durch seine ihn umringenden Freunde, die ihm am liebsten zur Hilfe geeilt wären, doch sie hielten sich zurück. Erst als Wentworth immer weiter auf William einschlug, und begann mit aller Härte auf sämtliche Körperteile einzutreten, konnte Marcus nicht mehr an sich halten.
         Wortlos trat er auf den Major zu und griff nach seinem Arm, doch er kam noch nicht einmal dazu, zu einem Schlag auszuholen, so schnell eilte ein Rotrock herbei, um ihm eine Pistole an den Hals zu setzen.
         „Na los, tu uns allen den Gefallen und rühr dich noch einmal!“, zischte Wentworth boshaft und blickte zu dem vor Wut am ganzen Körper zitternden Hünen auf, der noch zu überlegen schien, ob er der Aufforderung nachkommen sollte.
         Im Augenblick gab es einfach nichts, das er lieber getan hätte, als den Major auf der Stelle zu töten, doch es war nicht die Waffe an seinem Hals, sondern William, der ihn davon abhielt.
         „Marcus, nicht!“, flehte er mit geschwollenem und blutverschmiertem Gesicht. „Bitte!“, setzte er noch beinahe lautlos nach und Marcus zerriss es innerlich, seinen Freund so zu sehen.
         „Den Maccallums sollte nichts passieren!“, hörte er Coll, der plötzlich herbei gesprungen kam, wie aus weiter Ferne rufen und auch Wentworths bissige Antwort, dass sie sich zurückhalten sollen, wenn ihnen nichts passieren soll, drang zu ihm wie durch einen Schleier. Die folgenden Tritte und Schläge, mit denen der Major seinen Freund jedoch wieder traktierte, hörte er umso deutlicher und jeder Einzelne traf mitten in sein Herz.
        
         Nach einer quälend langen Weile ließ Wentworth endlich von William ab.
         Marcus wusste nicht, ob er nun endlich seine Wut gestillt hatte oder einfach nur aufhörte, weil er befürchtete, sein Opfer würde sonst die ihm bevorstehende Hinrichtung nicht mehr erleben, doch es war ihm gleich. Die Hauptsache war, dass er William zunächst in Frieden ließ und ihm keine weiteren Wunden zufügte. Doch nun, wo er neben ihm kniete und ihn aus der Nähe betrachten konnte, erkannte er, dass dies ohnehin gar nicht möglich gewesen wäre. An Williams Körper schien nämlich kein Fleck mehr zu existieren, der nicht blau war oder bereits blutete, ganz zu schweigen von den vielen Knochen, die er hatte, während der Tortur brechen hören.
         Im Augenblick war er von einer vorübergehenden Ohnmacht von seinen Schmerzen erlöst und Marcus legte deutlich um Fassung ringend die Hand auf seine Schulter. Womit hast du das nur verdient, fragte er sich und biss sich so fest auf die Lippe, dass sie blutete und auch seine neben ihm knienden Männer sahen erschüttert auf ihren Freund hinab.
         Als William im nächsten Moment das Bewusstsein wiedererlangte und zu sprechen begann, beugten sie sich noch ein wenig tiefer über ihn.  
         „Warum bin es eigentlich immer wieder ich, der verwundet am Boden liegt und um den ihr euch alle versammelt?“ Sein Blick war glasig und das gequälte Lächeln, das über sein Gesicht huschte, kaum als solches zu erkennen. „Seit unserer ersten Begegnung passiert mir das immer wieder und langsam wird es wirklich lästig“, fügte er noch hinzu und sein Galgenhumor entlockte seinen Freunden ein kleines Lächeln.
         Doch lange hielt dieses nicht vor, denn trotz der Tatsache, dass er noch in der Lage war herumzuwitzeln, war es unverkennbar, dass er alle Hoffnung bereits aufgegeben hatte. Mit Wentworths erstem Schlag hatte sie zu schwinden begonnen und war mit jedem weiteren seiner Hiebe immer weiter in die Ferne gerückt, bis nun nichts mehr davon übrig war.  
         Marcus und Robert wechselten einen wissenden Blick, eh das Clansoberhaupt sich wieder seinem Freund zuwandte. Auch wenn William keine Hoffnung mehr hatte, er würde die seine nicht aufgeben! Noch war nicht alles verloren, noch hatten sie eine Chance und daran in wieweit sie durch Williams Zustand gesunken war, mochte er im Augenblick nicht

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