Abschied nehmen
doch energisch zu.
Er wandte sich bereits ab, um seine Vorbereitungen zu treffen, als er noch mal stehen blieb.
„Was denkst du, wie stehen die Chancen, ihn zu befreien?“ Es war mehr eine Bitte denn eine Frage, eine Bitte um eine zuversichtliche Antwort.
Doch Angus war nicht in der Lage zu lügen, dies hatte er sich selbst gegenüber bereits den ganzen Tag getan.
„Ich weiß es nicht, Mann. Er ist wirklich übel zugerichtet. Ich weiß es einfach nicht“, entgegnete er und nach einem bekümmerten Nicken wandte Billy sich schließlich ab, um davonzueilen.
Angus blieb einen Augenblick im Stalleingang stehen, doch eine Verschnaufpause war ihm nicht vergönnt, denn schon im nächsten Moment hörte er Kate seinen Namen rufen. Die Fröhlichkeit in ihrer Stimme sagte ihm, dass sie noch nicht bemerkt hatte, dass er allein gekommen war, doch als er sich nun zu ihr umwandte, war ihre Heiterkeit verschwunden.
Sie hatte ihren Schritt verlangsamt, ihre dunklen Brauen zusammengezogen und sah angsterfüllt zu ihm auf. Dabei wirkte sie einem Schwächeanfall so bedrohlich nahe, dass Angus Marsaili achtlos stehen ließ und ihr entgegen eilte.
Dankbar ergriff sie seine ausgestreckte Hand und zog ihn zu sich.
„Angus, wo ist er?“, fragte sie atemlos, ihr Blick ein einziges Flehen, er möge ihr sagen, dass sie sich umsonst sorgte und alles in Ordnung war. Doch schon an Angus’ unglückseligem Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er das nicht würde und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Kate, es war eine Falle“, sprach er sanft und ihre Lippen begannen zu beben, „doch sie fiel leider anders aus, als wir gedacht haben. Die Mackendricks hatten dabei zwar ihre Finger mit im Spiel, doch die Bedrohung kam aus einer anderen Richtung.“
Kalter Schweiß bedeckte augenblicklich Kates Körper, und auch wenn Angus es nicht für möglich gehalten hätte, wurde sie noch um einiges blasser. Besser er machte es kurz, schmerzvoll wäre jede Variante und eine schonende gab es da eindeutig nicht, so verstärkte er den Griff um ihre Unterarme und sah zu ihr hinunter.
„Es waren die Sassenachs, Kate. Wentworth hat William mitgenommen“, sagte er sachte, jedoch ohne Umschweife und Kate zog geräuschvoll die Luft ein.
„Oh Gott!“, stieß sie nur einen Wimpernschlag später aus und ihre Beine versagten ihr plötzlich den Dienst.
Angus stützte sie und gemeinsam mit Marsailis Hilfe, die herbeigelaufen kam, brachte er sie zu dem ein paar Schritte entfernten Wagen. Ein herzzerreißend trauriger Ausdruck lag in ihren Augen und trotz oder gerade wegen diesem erzählte Angus ihr alles, was vorgefallen war. Ihre Hände lagen dabei kraftlos in ihrem Schoß und Tränen rannen unentwegt über ihre Wangen, während sie permanent den Kopf schüttelte.
Ich muss träumen, dachte sie immer wieder, während er sprach. Ich bin sicher in einem von Williams Albträumen gefangen, alles andere ist einfach unmöglich! Doch es war leider kein Traum und je klarer es ihr wurde, desto stärker flossen ihre Tränen. Erst als Angus auf Marsailis Rolle in der Geschichte zu sprechen kam, versiegten sie für eine Weile und ihr Kummer machte vorerst einer Mischung aus Abscheu, Verzweiflung und Ekel Platz. Ihre Hände lagen nun nicht mehr schlaff in ihrem Schoß. Sie hatte sie zu Fäusten geballt und Marsaili hätte besser daran getan, ob der offensichtlichen Bedrohung ganz das Weite zu suchen, statt lediglich einen Schritt zurückzutreten.
Dadurch verzögerte sie den unabwendbaren Angriff nämlich lediglich um einen winzigen Moment, statt ihn zu verhindern, denn so schnell die hochschwangere Kate aufsprang und auf sie losging, konnte Angus gar nicht reagieren. Blitzschnell schnellte sie hoch und er erreichte sie erst, als sie Marsaili bereits mit voller Wucht geohrfeigt hatte und auch weiter auf jedes Körperteil einschlug, das sie zu fassen bekam. Dabei schimpfte sie lauthals, während ihre Tränen wieder unaufhaltsam über ihr Gesicht rannen und dies und Marsailis Gekreische lockten die Leute in den Hof.
Zu mehreren kamen sie herbeigelaufen, versammelten sich um die Kämpfenden und ihre Verblüffung über das, was sie vorfanden, ließ sie erst einmal tatenlos zusehen. Dass zwei Frauen miteinander kämpften, verwirrte sie dabei gar nicht so sehr, so ungewöhnlich war das auch nicht. Doch dass die sonst so
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