Abschied nehmen
dabei, wie er in aller Ruhe über den Hof auf ihn zu schlenderte. In ein paar Schritten Entfernung blieb er zunächst einmal stehen.
„Wäret Ihr so freundlich, Euch Eurer Waffen zu entledigen?“, fragte er mit einem höhnischen Grinsen und William fiel erst jetzt wieder ein, dass er ein Schwert in der vollkommen verkrampften Hand hielt.
Er wechselte einen Blick mit seinen Freunden und widerstrebend senkten sie ihre Waffen und warfen sie ein paar Fuß von sich auf einen Haufen. Nach einem leicht ungeduldigen Blick aus Wentworths Richtung entledigten sie sich auch der anderen Waffen, die sie bei sich trugen. Erst dann setzte der Major seinen Weg fort, und während er auf sie zukam, bedeutete er den vor William stehenden Ian und Alec mit einer abfälligen Handbewegung, ihm Platz zu machen. Mit offensichtlichem Widerwillen folgten die beiden Männer Wentworths Anweisung, doch sie taten es so langsam, dass er erneut gezwungen war, in seinem Schritt innezuhalten.
Schließlich stand er allerdings doch vor William und nach einem eindringlichen Blick aus nächster Nähe begann er ihn zu umkreisen wie ein Raubtier seine Beute. Er fühlte sich unwahrscheinlich überlegen und gab sich alle Mühe, William damit einzuschüchtern, doch wusste er nicht, dass der lieber auf der Stelle tot umfallen würde, als diesen Eindruck zu erwecken. Stattdessen versuchte er dem Major, so wenig Beachtung wie möglich zu schenken und stand lediglich, mit geblähten Nasenlöchern und einem in die Ferne gerichteten Blick, da.
„Es ist verdammt lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, nicht wahr, William?“, ertönte schließlich Wentworths Stimme, nachdem eine ganze Weile lediglich seine William umrundenden Schritte zu hören gewesen waren. „Ich wäre gerne viel eher gekommen, doch ich muss sagen, dass es gar nicht so einfach war, dich zu finden. Wir haben wirklich so gut wie überall nachgesehen, aber bis in dieses Hinterland sind wir leider noch nicht vorgedrungen und hätte Coll uns nicht geholfen, hätten wir sicher noch immer im Dunkeln getappt.“ Bei den letzten Worten wandte er sich mit einem dankbaren Nicken dem alten Mackendrick zu und die hasserfüllten Blicke der Maccallums, die ihm folgten, brachten Coll dazu unbehaglich das Gesicht abzuwenden.
Wentworth grinste und fuhr wieder zu William herum.
„Aber jetzt bin ich ja da und ich wette, du freust dich genauso, mich zu sehen, wie ich, stimmt’s?“, spottete er, schaffte es jedoch noch immer nicht, aus William eine Reaktion herauszulocken.
Der zeigte nämlich noch immer keine Regung, auch wenn es harte Arbeit für ihn bedeutete, denn am liebsten wäre er einen Schritt zurückgetreten, um nicht mehr den Atem des Majors auf der Wange spüren zu müssen. Doch er hielt sich zurück und versuchte Wentworth stattdessen schlicht nicht zu beachten, ihn einfach auszublenden. Nach außen hin funktionierte dies auch recht gut. In seinem Innern brodelte es jedoch, denn jedes einzelne Wort aus Wentworths Mund hallte unentwegt in seinen Ohren wieder.
„Ich habe auf jeden Fall seit diesem unerfreulichen Vorfall letztes Jahr jeden Tag an dich gedacht und auf unser Wiedersehen gehofft. Jeden Tag seit meiner kleinen Unterredung mit – hm, wie hieß er noch mal – ach, ja, Frank!“
Williams Auge zuckte beinahe unmerklich, doch Wentworth war ihm zu nahe und beobachtete ihn zu genau, als dass es ihm hätte entgehen können und ein zufriedenes Grinsen kräuselte seine Mundwinkel.
„Ach, William, du hättest ihn sehen sollen! Es war eine Schande. Er hat um sein Leben gefleht und gewinselt und uns alles so bereitwillig erzählt, dass wir zu unserem Bedauern kaum Gewalt anwenden mussten.“
Er will mich nur provozieren, sagte William sich immer wieder, das ist alles nur gelogen, um mich aus der Reserve zu locken! So zwang er sich dazu, seinen Blick weiter nach vorn zu richten und weiterhin ganz unbeteiligt zu wirken, während er sein zuckendes Auge verfluchte. Er würde diesem Aas nicht in die Karten spielen!
„Er kroch auf allen Vieren zu meinen Füßen, heulte und bettelte und in dem Augenblick warst du ihm vollkommen gleich“, versuchte Wentworth ihn weiter zu provozieren und die Tatsache, dass es offensichtlich nicht funktionierte, schien ihn ein wenig wütend zu machen. „Er hat dabei überhaupt nicht an dich gedacht und dich bei der erstbesten Gelegenheit
Weitere Kostenlose Bücher