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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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Major hatte sich darüber hinaus auch noch verirrt und dies machte ihn rasend. Nun stampfte er wutschnaubend durch den Wald, in der Hoffnung irgendwann auf seine Männer oder ihre Pferde zu treffen. Sein Hass auf William wurde dadurch keinesfalls geschmälert, und da er ihm diesen mitteilen wollte, schrie er in die Dunkelheit hinein.
         „Ich hasse dich, du Hurensohn. Du wirst dafür büßen, dass du mich lächerlich gemacht hast. Ich weiß, wo deine Familie lebt und wenn ich mit ihr fertig bin, werde ich dich kriegen, Winston!“
         Er machte damit nicht nur seinem Zorn Luft, sondern hoffte auch mit seinen Drohungen William aus seinem Versteck zu locken, denn mehr als Drohungen steckten nicht dahinter. In Wirklichkeit würde er es auf keinen Fall wagen Williams Familie etwas anzutun.
         Nicht dass es ihm an dem Willen dazu fehlte, denn das wäre noch eine weitere wunderbare Möglichkeit Rache zu üben. Er wusste jedoch auch, dass Lord Winston es nicht ungestraft ließe, wenn er grundlos Hand an seine Lieben legte und dass der König sich dann wohl nicht auf die Seite des Majors stellen würde. Er wollte noch nicht einmal seine Zeit damit verschwenden Williams Familie nach ihm zu befragen, denn er nahm nicht an, dass er dadurch auch nur eine nützliche Information erhalten würde.
         Nun horchte er in den Wald hinein, auf eine Reaktion wartend, doch er wartete vergeblich.
     
         Der Wald war inzwischen so dicht, dass William absteigen und zu Fuß weitergehen musste. Nun war es an ihm sie beide an den Hindernissen vorbeizuführen, was jedoch kein Problem mehr darstellte, denn seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Zwischendurch wanderte sein Blick immer wieder zum Himmel, denn der ab und an zwischen den Wolken auftauchende Mond, diente ihm als Orientierungshilfe. Er wollte sichergehen, dass er nicht im Kreis umherlief und Wentworth dadurch womöglich geradewegs in die Arme rannte.
         Seit Stunden hatte er bereits kein Geräusch mehr gehört außer denen, die er, sein Pferd und die wenigen übrigen Waldbewohner verursachten. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, immer wieder seinen schnellen Schritt zu unterbrechen, um vor Erschöpfung schwer atmend, stehen zu bleiben und zu horchen, ob ihm nicht doch jemand dicht auf den Fersen war.
         Doch auch wenn er nichts hörte, vermochte dies nicht ihn zu beruhigen. Er war stets darauf gefasst, dass irgendwo hinter ihm plötzlich einer seiner Verfolger auftauchen würde, denn ganz gleich wie wenig er von dem Major auch hielt, wusste er, dass dieser Mann seine Drohung ernst gemeint hatte und nicht locker lassen würde, bis er ihn irgendwann zu fassen bekam.
         So blieb er nicht stehen und je weiter er ging, desto mehr verlor er sein Zeitgefühl, bis er schließlich nicht mehr sagen konnte, wie lange er bereits unterwegs war. Da es jedoch noch immer völlig dunkel war und er sich vorgenommen hatte in der Nacht zu reisen und bei Tage zu rasten - auf diese Weise rechnete er sich die größten Chancen aus, unentdeckt zu bleiben - gönnte er sich noch immer keine Pause.
         Er unternahm lediglich etwas gegen seinen knurrenden Magen, indem er in eine der Satteltaschen griff und einen Brotlaib hervorzog. Er brach jedoch nur ein kleines Stück ab und steckte den Rest wieder zurück. Er musste sparsam mit seinen Vorräten sein, denn er hatte noch eine lange Reise vor sich.
         Als er so auf seinem Brot umherkaute und somit die Leere in seinem Magen wieder füllte, fiel ihm auf, dass er für Jimmy nichts zu essen hatte. Es war Winter und es würde schwierig werden für ihn etwas Essbares aufzutreiben. Wenn es nicht anders gehen wird, werde ich wohl stehlen müssen, dachte er bei sich und schob den Gedanken wieder von sich. Er würde sich darüber sorgen, wenn es so weit war.
          Ein paar Meilen später verlor der Wald seine Dichte und William konnte erneut auf Jimmys Rücken steigen und weiterreiten. Er kam jedoch nicht mehr allzu weit, denn bald setzte die Morgendämmerung ein und die Sonne machte sich auf ihren Weg den Horizont zu erklimmen.
         William machte sich also auf die Suche nach einem Schlafplatz und fand schließlich eine Höhle, in der er sich, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie unbewohnt war, niederließ. Als Erstes machte er für ein paar Augenblicke eine von den Kerzen an, die sein Vater ihm mitgegeben hatte, um sich in der Höhle zurechtzufinden, denn ein

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