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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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nicht genug voneinander zu haben und William konnte und wollte nicht länger warten. Je länger er hier verweilte, desto größer wurde die Gefahr, dass Jimmy nervös wurde und auf sich aufmerksam machte und ohne ihn könnte William seine Flucht vergessen.
         Er linste wieder aus seinem Versteck heraus und stellte fest, dass die beiden Verliebten unglaublich vertieft ineinander zu sein schienen. Vielleicht war es doch nicht unmöglich sich unentdeckt an ihnen vorbeizuschleichen, dachte er und fasste einen schnellen Entschluss es einfach zu versuchen. Ganz langsam und so leise wie eine Katze wagte er den ersten Schritt, während die beiden Turteltauben nun langsam in Ekstase gerieten. Einen Schritt nach dem anderen tastete er sich immer weiter Richtung Tür vor und beinahe hätte er es auch geschafft, wenn das Mädchen nicht, kurz bevor er an seinem Ziel angelangt war, plötzlich die Augen geöffnet hätte.
         Sie gab einen Schreckenslaut von sich und ihr Liebhaber hielt in seinen Bemühungen inne. Er sah in ihr Gesicht und bemerkte, dass das Mädchen etwas hinter ihm anstarrte. Ohne zu fragen, was geschehen sei, drehte er sich um.
         Nun sah William in zwei schreckensbleiche Gesichter, die beide keinen Laut von sich gaben, sondern ihn lediglich mit großen Augen anstarrten. Er hatte zunächst nach seinem Dolch greifen wollen, um sich zu verteidigen, doch nun erkannte er, dass es vermutlich überhaupt nicht notwendig werden würde. Er musste nun erneut schmunzeln, denn seine Gegenüber schienen viel mehr Angst vor dem Entdeckt werden zu haben als er.
         „Wenn ihr mich nicht verratet, verrate ich euch auch nicht“, ergriff er das Wort. „Ich nehme das Heu und verschwinde, in Ordnung?“
         Eifrig nickten die beiden und noch immer kam kein Wort über ihre Lippen, der Junge trat lediglich einen Schritt zur Seite, um die Blöße seiner Herzensdame zu bedecken. William konnte ihre Furcht verstehen, denn er konnte sich den Ärger, den ihre Liebeleien auslösen würden, recht gut vorstellen. Der Knecht wäre im besten Fall seine Arbeit los und das Mädchen wäre wahrscheinlich eher mit einem alten verwitweten Lord verheiratet, als sie gucken konnte. Doch das würde ihnen eine Lehre sein und das nächste Mal wären sie nicht mehr so unvorsichtig. Es hätte ja auch jemand ganz anderes den Stall betreten können, während sie ihre Liaison abhielten.
         Noch immer schmunzelnd ging William nun ganz entspannt zur Tür und verließ den Stall. Das junge Paar hatte nun zumindest für heute die Lust aneinander verloren, und nachdem sie eine Weile abgewartet hatten, verließen sie nacheinander den Stall.
         „Hier nicht, mein Lieber. Wir suchen uns lieber ein sichereres Plätzchen“, flüsterte William, als Jimmy höchst erfreut sein Haupt direkt in Williams Mantel versenken wollte. Er schwang sich auf den Rücken des Tieres und sie machten, dass sie fortkamen.
         Schon bald erreichten sie ein kleines Wäldchen, das William für geeignet hielt, um dort, auch wenn es Nacht war, Rast zu machen, denn Jimmy konnte kaum während des Rittes fressen. William nutzte die Pause, um auch sich selbst etwas zu stärken und anschließend brachen sie wieder auf.
          
         Dank Jimmy kamen sie schneller voran, als William gedacht hatte und in der dritten Nacht ließen sie York hinter sich. Sie passierten die Stadt wie auch alle anderen zuvor in einem sicheren Abstand und die Rast legten sie erst ein, als sie weit genug von ihr entfernt waren. Am späten Abend des fünften Reisetages betraten sie schließlich schottischen Boden und hatten damit annähernd die Hälfte ihres Weges hinter sich.
         Die Reise wurde jedoch mit jedem Tag, der verging, beschwerlicher. Die Sonne hatte sich lange nicht mehr gezeigt und zu dem eisigen Wind hatte sich im Morgengrauen auch noch Regen, der sich nun in Schnee verwandelt hatte, hinzugesellt. William hatte keine Höhle gefunden, in der er den Tag hätte verbringen können und so hatte er im Wald unter freiem Himmel schlafen müssen. Mithilfe des Sattels und zwei umgefallener Bäume hatte er sich einen kleinen Unterschlupf gebildet, doch die Feuchtigkeit durchdrang alles, auch wenn dadurch nicht so schnell.
         Die Möglichkeit sich an einem Feuer zu wärmen, hatte auch jetzt nicht bestanden, denn auch wenn er davon ausging, seine Verfolger lange abgehängt zu haben, konnte er sich dessen nie sicher sein und er wollte damit kein

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