Abschied nehmen
peitschte ihm ins Gesicht und schaffte noch mehr graue Wolken herbei, die gemeinsam mit der einsetzenden Dunkelheit die Welt in Dämmerlicht tauchten. William sah beunruhigt nach oben und hoffte die Wolken würden die Last, die sie mit sich trugen, noch eine Weile bei sich behalten, denn jeder wie auch immer geartete Niederschlag würde seine Flucht nun erschweren.
Er passte sich den gleichmäßigen Bewegungen Jimmys an und schien mit dem Hengst zu verschmelzen. Er spürte genau die Kraft, die in dem Tier steckte, dem es keinerlei Mühe zu machen schien, ihn und noch dazu sein Gepäck galoppierenderweise auf seinem Rücken zu tragen.
Eng an Jimmy gepresst raste William die lange gerade Straße hinunter, die einfach kein Ende zu nehmen schien. Sowohl zu der einen als auch zu der anderen Seite hin waren weit und breit nur Felder und somit bot sich ihm zunächst keine Möglichkeit, aus dem Blickfeld seiner Verfolger zu verschwinden. Er warf einen gehetzten Blick zurück und entdeckte sie am Horizont. Sie rasten hinter ihm her, als wären sie dem Teufel persönlich auf den Fersen.
Er hatte Wentworth sofort wieder erkannt, auch wenn er ihn nur vom Weiten hatte sehen können, die steife Körperhaltung des Majors war einfach unverkennbar. Für einen kurzen Augenblick hatten sich gar ihre Blicke getroffen und William meinte darin das gleiche bösartige Grinsen entdeckt zu haben, das er bereits vor etwa eineinhalb Jahren, als sie den Angriff auf das schottische Dorf begonnen hatten, bei ihm gesehen hatte. Im Nachhinein war er sich zwar nicht mehr sicher, ob er es tatsächlich gesehen oder es sich lediglich eingebildet hatte, doch es spornte ihn noch mehr an, alles zu tun, um diesem Mann nicht in die Finger zu geraten.
Es überraschte William keinesfalls, dass der Major selbst gekommen war, um den Unruhestifter zu seinem Henker zu führen, auch wenn er sich anfangs über den Grund dafür geirrt hatte. In den letzten Tagen hatte er sich viele Gedanken darüber gemacht und hatte zunächst angenommen, Wentworth würde aus Gründen der Geheimhaltung auf ihn angesetzt werden. Die Überfälle sollten noch nie an die große Glocke gehängt werden und somit dachte er, dass deshalb diese Aufgabe von Männern erledigt werden sollte, die eingeweiht waren.
Doch je länger er darüber nachgedacht hatte, desto mehr war er zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der wahre Grund dafür sein konnte.
Er war sich sicher, dass die Machenschaften, die seinen Verrat zu Folge hatten, mit keinem Wort öffentlich gemacht werden würden. Die lange Liste mit Dingen, die ihn zum Verräter werden ließen, war wahrscheinlich schon erstellt, doch der wahre Grund würde nicht ihr Bestandteil sein. Und somit wäre es gleich, ob die Soldaten, die ihn festnehmen würden, von den Überfällen wussten oder nicht, einem Verräter würde eh niemand Glauben schenken.
Es musste dafür einen anderen Grund geben und je länger er überlegt hatte, desto klarer wurde ihm dieser.
Wentworth und seine Begleiter fühlten sich wahrscheinlich mehr als sonst jemand von ihm betrogen und wollten eigenhändig dafür sorgen, dass er gefasst wurde. Sie waren so großzügig gewesen ihn in ihr großes Geheimnis einzuweihen und ihm die Ehre zu Teil werden zu lassen, sie begleiten zu dürfen und er trat dies mit Füßen. Er hatte nicht nur ihr Land verraten, sondern vor allem sie selbst und das konnten sie nicht auf sich sitzen lassen. Er sollte dafür büßen ihr Vertrauen missbraucht zu haben, indem sie ihn persönlich seiner, ihrer Meinung nach, gerechten Strafe zuführten.
Nun verdrängte William jedoch die Gedanken an die Motive seiner Verfolger und konzentrierte sich auf den seit Tagen von ihm geschmiedeten Plan. Er hatte sich einen exakten Weg zurecht gelegt, dem er folgen wollte, und hoffte Wentworth so abhängen zu können. Immerhin hatte er, was die Gegend anging, einen kleinen Vorteil, denn er kannte sich hier gut aus und sein vorübergehendes Ziel war nicht mehr weit.
Und schon ein paar wenige Minuten später tauchten sie am Horizont auf, die Wälder, die seine Rettung sein sollten. Er kannte sie fast so gut wie die Wälder Birminghams, die an das Anwesen seines Vaters angrenzten, denn Jamie und er waren auch hier sehr häufig jagen gewesen. Er hoffte nur er würde sich auch in der Dunkelheit zurechtfinden.
Bevor der Weg eine Biegung nahm und die Bäume die
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