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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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anfühlte. Auch die Wunde selbst sah mittlerweile gut aus, als William in der Burg eingetroffen war, war sie in einem weitaus schlechteren Zustand gewesen. Sie hatte, da sie kurz vorher wieder aufgegangen war, leicht geblutet und bereits begonnen zu eitern, was Lilidh jedoch in den letzten Tagen in den Griff bekommen hatte.
         Wichtig war es gewesen, die Wunde gleich zu säubern und William konnte sich glücklich schätzen, dass er die meiste Zeit über bewusstlos gewesen war, denn dies war eine schmerzhafte Prozedur, die gründlich und schnell erledigt werden musste. Mit einer sauberen, metallenen Klinge hatte Lilidh die Stichwunde vom Eiter befreit und diese dann mit Whisky ausgespült. Währenddessen hatten Robert und Marcus William festgehalten für den Fall, dass dieser aus seiner Bewusstlosigkeit erwachen würde. Doch auch wenn dies geschehen war, war die Ohnmacht angesichts der Schmerzen sofort wieder zurückgekehrt, sodass er keine Zeit gehabt hatte, sich gegen das zu wehren, was mit ihm angestellt wurde.
         Lilidh bedeckte das rohe Fleisch nun erneut mit der Salbe und legte einen frischen und sauberen Verband an. Dann bedeckte sie Williams breite sich gleichmäßig hebende und senkende Brust mit dem Hemd und legte die Decke darüber.
         Als sie nun aus dem Fenster sah, bemerkte sie, welch ein schöner Tag es war. Es war zwar eiskalt draußen, doch die Sonne schien und die Luft war klar. Vielleicht könnte sie Marcus dazu überreden für ein paar Stunden das Zimmer zu verlassen und hinauszugehen, er sah nämlich bereits selbst krank aus. Doch als sie erneut zu ihrem Mann und dann zu William hinüber sah, merkte sie, dass dies kein leichtes Unterfangen werden würde und wenn sie es schaffen würde, würde dies nicht für lange sein. Immerhin war er in den letzten Tagen lediglich für höchstens fünf Minuten hinausgegangen und das nur, wenn er seine Notdurft hatte verrichten müssen.
         Lilidh kannte ihren Mann nicht anders. Er war ein aufopfernder und sich sorgender Mensch und er tat einfach alles für seine Freunde. Es war nur ein eigenartiges Gefühl ihn hier so zu sehen bei einem Mann, der ihr selbst fast völlig fremd war.
         Seitdem Marcus vor etwa eineinhalb Jahren von der Reise nach Edinburgh zurückgekehrt war, hatte er ihr nicht nur einmal von dem jungen Engländer namens William erzählt. Er hatte sie auch in die Pläne, die sie geschmiedet hatten, eingeweiht, denn zwischen ihnen gab es keine Geheimnisse. Somit kannte sie William von Marcus’ Erzählungen und sie wusste, wie sehr der Junge ihrem Mann ans Herz gewachsen war. Trotzdem brauchte sie noch ein wenig Zeit um den jungen Mann, der nun vor ihr lag und den, von dem Marcus so häufig erzählt hatte, als ein und dieselbe Person zu sehen. Vielleicht würde es ihr leichter fallen, wenn er irgendwann aufwachen würde und sie sich mit ihm unterhalten könnte, dachte sie bei sich und hoffte vor allem ihres Mannes wegen, dass dies nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
          Nun ging sie wieder hinüber zu Marcus, betrachtete sein bleiches Antlitz und seine tiefen Augenringe, die als Spuren der letzten Nächte sein Gesicht zeichneten und beschloss diese schwierige Aufgabe, ihn aus dem Gemach herauszubekommen, anzugehen.
         „Möchtest du nicht ein wenig hinausgehen? Du siehst ganz schlecht aus. Etwas frische Luft würde dir gut tun.“
         „Nein, ich bleibe lieber hier. Vielleicht wacht er bald auf“, erwiderte er mit einem liebevollen Lächeln.
         „Aber wir können dich doch rufen, wenn das geschieht. Du musst dich ja nicht weit entfernen.“ Lilidh ließ nicht locker.
         „Lass gut sein, Liebste. Ich bleibe lieber hier.“
         In dem Augenblick ging die Tür auf und Robert kam herein.
         „Wie geht es ihm?“, war nun auch seine Frage.
         „Das Fieber ist gesunken“, erwiderte Marcus den Blick auf William gerichtet.
         „Robert, hilf mir bitte diesen sturen Ochsen hier zu überreden, dass er ein wenig frische Luft und Ruhe braucht.“ Lilidh suchte einen Verbündeten.
         Robert sah seinen Freund an, der noch immer William anstarrte. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und war in seine Gedanken vertieft.
         „Lilidh hat Recht, Marcus. Bitte komm mit mir raus. Wir gehen hinunter in die Küche und nehmen ein schönes Frühstück ein“, bat Robert mit sanfter Stimme.  
         „Ich habe keinen sonderlich großen

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