Abschied nehmen
verhielt sich auch entsprechend ruhig. William nahm eine der Bürsten, die sich in dem hölzernen Eimer befanden, und begann Jimmy zu striegeln.
„Wie machst du das?“, fragte Billy, und als William aufsah, blickte er in drei erstaunte Gesichter.
Die Drei hatten sich, nachdem William aus ihrem Blickfeld verschwunden war, ein wenig panisch angesehen und waren im nächsten Moment auf die Box zugestürmt, um dem scheinbar Ahnungslosen zur Hilfe zu eilen. Nun starrten sie ihn verwundert an.
„Ich mache überhaupt nichts. Er hat von Beginn an so auf mich reagiert, ich habe keine Ahnung, woran das lag. Ich weiß aber eins, wenn man es schafft, sich auf seinem Rücken zu halten und ihn gefügig zu machen, dann lässt er denjenigen an sich heran, ohne weiterhin zu bocken“, erklärte William und dachte dabei daran, dass Jamie dies bereits bewiesen hatte. „Will es einer von euch mal versuchen?“, er zog eine Augenbraue hoch und lächelte dabei.
„Ich bin zu alt für so etwas“, erwiderte Duncan abwinkend, doch die beiden anderen nahmen mit strahlenden Augen die Herausforderung an. Sie waren beide in Williams Alter und konnten eine solche Chance Mut und Stärke zu beweisen nicht abschlagen.
Billy war der Erste, der sich auf Jimmys Rücken schwang, nachdem ihm der Sattel angelegt worden war. Solange William die Zügel in der Hand hielt, war Jimmy noch ruhig und duldete den Fremden auf sich. William führte sie aus dem Stall, und nachdem er Billy kurz vorgewarnt hatte, ließ er die Zügel los. Gleich darauf, so als hätte der Hengst erst jetzt bemerkt, dass in dem Sattel jemand saß, der dort nicht hingehörte, bäumte er sich auf und gab sein Bestes den Reiter abzuschütteln. Er ritt wie wild durch den Hof und warf abwechselnd seine Vorderläufe und sein Gesäß in die Höhe.
William lehnte lässig in dem Stalleingang und beobachtete mit einem Lächeln die Szene. Billy machte seine Sache gut und dies fanden nicht nur die neben ihm stehenden Duncan und Bryan, sondern auch die ihn anfeuernden Burgbewohner, die ihre Arbeit für ein paar Augenblicke unterbrochen hatten, um zu sehen, was da vor sich ging.
Billy hielt sich hartnäckig im Sattel. Er hatte die Zügel fest in den Händen und umklammerte noch zusätzlich den kräftigen Hals des Tieres. Dabei schien er ihm ständig etwas ins Ohr zu flüstern und anscheinend wirkte es, denn Jimmy wurde immer ruhiger. William kannte den Hengst und wusste, dass dieser noch Kraft genug hatte, um weiter machen zu können, doch anscheinend hatte Billy ihn mit seinen Überredungskünsten überzeugt. Schließlich führte er Jimmy in einem langsamen Trab zu William und stieg ab. Er platzte beinahe vor Stolz, als er William die Zügel übergab, auch wenn seine Knie sich etwas weich anfühlten.
„Nicht schlecht, mein Freund“, sagte William anerkennend und wandte sich ohne weitere Worte an Bryan.
Dieser wirkte zwar etwas angespannt, er wusste nämlich nun, was ihn erwartete und trotzdem zügelte dies keinesfalls seine Entschlossenheit. Mit einem schnellen Satz glitt er auf Jimmys Rücken und auch dieses Mal gab William ihm vorher ein kleines Zeichen, dass es gleich losgehen würde.
Jimmy zeigte wieder die gleiche Energie, die er bei Bryans Vorgänger an den Tag gelegt hatte. Er bockte und versuchte alles, um den Unerwünschten abzuschütteln. Doch auch Bryan ließ sich nicht so einfach loswerden. Er klammerte sich an die Mähne des Hengstes und vollführte mit der gleichen Beharrlichkeit unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer dieses Schauspiel, das einer Art bizarrem Tanz glich.
Doch plötzlich, genau in dem Moment, als Bryan kurz lockerer ließ, um gleich darauf seinen Griff noch zu verstärken, bäumte Jimmy sich auf und sein Reiter verlor den Halt. Nun war bei dem Anblick keine Spur mehr von der Anmut eines Tanzes, viel mehr bot sich ihnen ein Gewirr aus Armen und Beinen. Im nächsten Augenblick entledigte sich Jimmy endgültig der unerwünschten Last und Bryan landete mit einem harten Aufprall auf dem festgestampften Hofboden.
Jimmy schenkte ihm keine weitere Beachtung, sondern trabte seelenruhig in Williams Richtung. Dieser tätschelte ihm im Vorbeilaufen den Hals, denn er, Billy und Duncan eilten bereits zu dem am Boden liegenden Bryan. Als sie bei ihm ankamen, richtete sich dieser langsam wieder auf.
„Ist alles in Ordnung mit
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