Abschied nehmen
dir?“, fragte William.
„Aye, ich hätte wohl nicht loslassen dürfen“, entgegnete Bryan schmerzlich das Gesicht verziehend.
„Ja, da hast du Recht, das war keine allzu kluge Idee“, erwiderte er und sie halfen ihm auf.
Dann entblößte Bryan seine linke Schulter, die bereits lila und blau anzulaufen begann.
„Nun ja, Bryan, damit kannst du wohl einen weiteren Versuch vorerst vergessen“, bemerkte Duncan.
Er hatte die geprellte Stelle nur leicht berührt, da war Bryan bereits mit einem Zischen zurückgeschreckt. „Und wenn es nach mir geht, sollte das auch dein Letzter gewesen sein, ich brauche dich hier noch.“
„Ist ja gut, Duncan. Ich verspreche dir, dass die Verletzung meine Arbeit nicht beeinträchtigen wird“, brummte Bryan.
„Die vielleicht nicht, aber wenn du dir beim nächsten Mal den Hals brichst, bin ich mir nicht mehr so sicher, dass das deine Arbeit nicht beeinträchtigt“, erwiderte der Ältere mit einer ironisch hochgezogenen Augenbraue.
„Ja, ich weiß“, antwortete Bryan lediglich, bedeckte seine Schulter wieder mit seinem Hemd und ging mit gesenktem Kopf zurück zum Stall.
William tat der junge Mann leid. Er konnte sich nämlich gut vorstellen, wie gedemütigt sich dieser nun fühlte und doch hielt er es für keine gute Idee, es ihn noch einmal versuchen zu lassen. Er würde dem nach Möglichkeit ausweichen, dachte er, doch nun schwang er sich erst einmal selbst auf den Rücken des Hengstes und ritt durch das Burgtor hinaus.
Es war bereits Nachmittag, als William den Weg durch die vielen Gänge der Burg zu Marcus’ Gemach fand. Er war tropfnass von seinem Ausritt zurückgekehrt und hatte sich zuvor noch trockene Kleider angezogen.
Leider hatte er bereits geklopft, als das offensichtliche Streitgespräch, das in Marcus Gemach geführt wurde, an seine Ohren drang. Er unterbrach seinen Freund und die Frau, mit der er lautstark diskutierte, nur ungern, doch nun war es zu spät, denn er wurde bereits hineingebeten.
Er öffnete die Tür und stellte fest, dass seine Ohren ihn nicht getäuscht hatten, es handelte sich nicht um Lilidh. Die Frau stand mit dem Rücken zu ihm gewandt da, hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und beachtete ihn überhaupt nicht. Als William näher trat, bemerkte er, dass sie etwa in seinem Alter sein musste.
„William, da bist du endlich.“ Marcus stand zu voller Größe aufgerichtet hinter dem Schreibtisch und sah über die im Gegensatz zu dem Hünen sehr klein wirkende Frau hinweg.
„Komm nur herein, wir sind nun fertig.“
Er warf seiner Gegenüber einen warnenden Blick zu, der signalisierte, dass sie tatsächlich fertig waren. Doch so viel Autorität er auch ausstrahlte, schien er gleichfalls ein wenig froh darüber zu sein, das Gespräch nicht weiterführen zu müssen.
„Ich glaube, du kennst meine Tochter noch nicht. Kate, begrüße unseren Gast und neuen Burgbewohner.“
Sie drehte sich zu ihm um und er sah in ein hübsches, jedoch sehr missmutig dreinblickendes Gesicht. Sie hatte Marcus’ große, braune Augen, über denen zwei dunkle Brauen in einem sanften Bogen verliefen. Sie sprach lediglich ein paar wenige Worte, um ihn willkommen zu heißen und dann verstummte sie wieder.
William belustigte es ein wenig zu sehen, wie diese zierliche Person vor ihm sichtbar mit einer Wut kämpfte, die, wie er annahm, den stärksten Mann in Angst und Schrecken versetzen würde. Doch er wagte es nicht, seine Belustigung zu zeigen. Nur ein höfliches Lächeln ging über seine Lippen und der Anstand und der Blick ihres Vaters hielten sie dazu an, dieses für einen kleinen Augenblick zu erwidern.
Mit gesenktem Haupt wartete sie darauf, entlassen zu werden.
„Du kannst nun gehen, Kate. Und berichte mir nachher, wie die Vorbereitungen vorangehen.“
Sie atmete tief ein, warf beiden Männern einen zornig funkelnden Blick zu und ohne ein Wort drehte sie sich um und wandte sich zur Tür.
William sah ihr nach und drehte dann seinen erstaunten Blick Marcus zu. Er wollte sich nicht in die Streitigkeiten zwischen Vater und Tochter einmischen und so fragte er nicht nach dem Grund dafür, sondern wartete, bis Marcus es ihm selbst erzählen würde. Er platzte jedoch beinahe vor Neugier, denn immerhin hatte ihr wütender Blick auch ihm
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