Abschied nehmen
fragte sie mit einem Lächeln und William nahm das Angebot gerne an und folgte der Köchin hinein.
Die Köpfe der Küchenmädchen flogen allesamt zur Tür, als Mrs. Jenkins gefolgt von William den Raum betrat. Doch die Mädchen konnten den jungen Mann zu ihrem Bedauern nicht allzu lange betrachten, denn die Köchin bedeutete ihnen mit einem strengen Blick sich wieder ihrer Arbeit zu widmen und sie gehorchten.
Mrs. Jenkins bot William einen Stuhl in einer Ecke der Küche an, in der er sie nicht bei ihrer Arbeit stören würde und weitestgehend aus dem Blickwinkel ihrer Gehilfinnen wäre. Auf den Tisch vor ihm stellte sie eine noch warme und köstlich duftende Fleischpastete, reichte dazu Brot und einen Krug Ale.
„Das schmeckt wirklich wunderbar“, sagte William, nachdem er den ersten Bissen hinuntergeschluckt hatte und Mrs. Jenkins winkte lediglich mit einem bescheidenen Lächeln ab.
„Ich hätte Euch auch ganz frisches Brot anbieten können, wenn dieser kleine Wicht nicht mal wieder schneller gewesen wäre“, erwiderte sie und blickte dabei zur Tür. „Ach, wärt Ihr nur einen Augenblick früher gekommen, dann wäre er Euch noch in die Arme gelaufen“, fügte sie hinzu und schüttelte dabei den Kopf.
„Aye, das war wirklich Pech“, gab William zurück und unterdrückte dabei das in ihm aufsteigende Grinsen.
Mrs. Jenkins erwies sich als eine angenehme Gesprächspartnerin, die zwar viele Fragen stellte, die aber auch eine gute Zuhörerin war. Nachdem sie alles erfahren hatte, was sie wissen wollte, begann sie über die William bekannten Burgbewohner zu erzählen. Sie hatte unzählige Geschichten über sie auf Lager, mit denen sie ohne Mühe ganze Nachmittage hätte füllen können.
William hatte bereits längst aufgegessen und nippte an dem Becher Ale, während Mrs. Jenkins eine ihrer Geschichten zum Besten gab, als Kates Stimme zu ihnen drang. Sie befand sich auf der Treppe zur Küche und erteilte dabei in einem strengen Ton Anweisungen.
William sah die Köchin an, die ihre Erzählung unterbrochen hatte.
„Mrs. Jenkins, es war sehr schön mit Euch zu sprechen aber ich fürchte, ich habe die Zeit vergessen und muss nun los.“
Die Frau sah ihn verwundert an, denn sie konnte sich nicht vorstellen, was er denn nun so Wichtiges zu tun hatte, doch schließlich zuckte sie mit den Schultern.
„Wenn du gehen musst, dann geh aber du sollst wissen, dass du jederzeit auf eine kleine Mahlzeit vorbeikommen kannst, mein Junge“, zwinkerte sie ihm zu, und nachdem William sich bedankt hatte, eilte er in den Hof hinaus.
„Kate, meine Liebe“, begrüßte Mrs. Jenkins die junge Frau.
Die Dienstboten, an die sie noch bis eben ihre Anweisungen erteilt hatte, waren bereits davon geeilt, um diese zu befolgen.
„Guten Tag, Martha“, erwiderte Kate, um eine freundliche Miene bemüht.
Mrs. Jenkins sah nachdenklich zu Kate und dann wanderte ihr Blick zu dem Ausgang, durch den William eben verschwunden war.
„Du hast gerade den jungen Maccrowd verpasst. Er ist ein sehr netter und charmanter junger Mann und ich denke alle meine Damen hier werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass er auch noch sehr gut aussehend ist.“ Bei ihren letzten Worten drehte sie sich mit einer schnellen Bewegung und einer missbilligenden Miene um und die Mädchen, die noch bis eben ihren Worten gelauscht hatten, wandten ihre Blicke eingeschüchtert wieder ihrer Arbeit zu.
„Ich muss gestehen, dass mich das nicht im Geringsten interessiert. Mir hat er bislang nur Ärger bereitet und es ist wohl besser, wenn er mir in der nächsten Zeit nicht begegnet.“ Martha sah die aufflammende Wut in den Augen des Mädchens und hielt es für besser dieses Thema, nicht weiter zu verfolgen.
„Aber sag mal, wie geht es dir?“, fragte Kate kurz darauf.
„Mir geht es gut, mein Kind. Aber ich musste mich eben wieder mit diesem ungezogenen Balg herumschlagen.“
„Ach, hat Willie sich wieder einmal in der Küche herumgetrieben?“
„Und ob! Dieses Mal hat mich meine mangelnde Aufmerksamkeit einen ganzen Leib Brot gekostet.“
Kate konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie mochte den kleinen Willie und fand es amüsant, dass Mrs. Jenkins noch immer bei jedem Mal dermaßen aus der Haut fuhr, wenn der Kleine Mal wieder etwas abgestaubt hatte.
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