Abschied nehmen
wie unser lieber Coll ist, hat er die Tatsache, dass sein Urgroßvater nicht auf seinem eigenen Land gebaut hat, sondern auf dem Land der Maccallums, und dass er dort leben durfte, weil diese so freundlich gewesen waren, ihn zu dulden, glatt unter den Tisch fallen lassen“, berichtete Robert.
„Es ist noch gar nicht lange her, dass wir unsere bereits so lang andauernde Fehde mit diesen Leuten beendet hatten. Das Land ist uns als rechtmäßigen Besitzern zugesprochen worden und Coll und sein Sohn Adam waren selbst hier, um den Frieden zu besiegeln. Wir haben bereits geahnt, dass sie die Entscheidung nicht einfach so akzeptieren werden“, fügte Marcus mit einer finsteren Miene hinzu.
„Und nun sind Euch die Hände gebunden, stimmt’s? Ihr könnt ihnen nicht nachweisen, dass sie die Tiere vergiftet haben und so könnt ihr auch nichts unternehmen. Würdet ihr nun Rache üben, würde es aussehen wie ein unbegründeter Angriff, richtig?“
Marcus zog anerkennend die Brauen hoch, denn William hatte die Situation vollkommen richtig eingeschätzt.
„Aye, so ist es. Und nun müssen wir darauf warten, dass dieser Hurenbock einen Fehler begeht“, fügte Ian hinzu und seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen.
„Ja, und früher oder später wird er diesen machen, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Angus’ Gesicht war düster, was bei dem sonst stets so fröhlichem Mann einen sehr ungewohnten Anblick bot.
Es war eine verzwickte Situation und sie sahen die einzige Möglichkeit, die Angriffe abzuwehren, indem Marcus Simon dauerhaft ein paar Männer zur Verfügung stellen würde, die ihm einen gewissen Schutz bieten würden.
Nachdem die Männer ihn allein zurückließen, setzte er einen entsprechenden Brief auf, der dem alten Ramsay sein Vorhaben ankündigen sollte. Er wollte Simons Zustimmung, denn es war sein Heim, in dem er die zusätzlichen Männer würde unterbringen müssen. Gleich am folgenden Tag sollte ein Bote die Nachricht überbringen.
Es wurde Abend und die Dämmerung setzte langsam ein, als Marcus flankiert von William, dem Ehrengast und Robert, seiner rechten Hand, sowie gefolgt von seiner Frau und seiner Tochter, die im letzten Augenblick zu ihnen gestoßen war, den Speisesaal betrat. Die Burgbewohner hatten bereits ihre Plätze eingenommen, und als die kleine Gruppe den Raum betrat, flogen alle Köpfe herum.
In diesem Augenblick fand William die Aufmerksamkeit, die er erregte, nicht mehr besonders amüsant. Ihm war stattdessen ein wenig unbehaglich zumute und er war froh, den Raum nicht allein betreten zu müssen. Nun versuchte er die Blicke und das Geflüster zu ignorieren und betrachtete den Saal, den er zum ersten Mal mit Menschen gefüllt vor Augen hatte.
Die Tische waren in der Form eines Hufeisens aufgestellt worden und die Tafel vor Kopf hielt noch die Plätze für die Ankömmlinge frei. Der Saal war festlich mit getrockneten Blumengestecken geschmückt worden. An den beiden äußeren Wänden, die mit Gemälden behangen waren, zog sich eine Bahn aus einem fließenden, weißen Stoff entlang, der etwa alle sechs Fuß von einer Kordel gerafft wurde. Die hölzernen Tische waren unter abwechselnd angeordneten weißen, grünen und roten Tischdecken verborgen. Die festtäglichen, silbernen Kerzenständer waren auf den Tischen platziert worden und in dem mannshohen Kamin im hinteren Teil des Saals brannte ein angenehm knisterndes Feuer.
Und auch die Anwesenden hatten sich allesamt herausgeputzt. Die Damen trugen ihre Festtagskleider, die Kilts der Männer waren sauber und ihre Plaids mit der Brosche mit dem Emblem des Clans, einem Breitschwert, um das sich Efeu rankt, festgesteckt. Auch an Williams Brust prangte eine solche Brosche.
Sie erreichten schließlich ihre Plätze und alle setzten sich ausgenommen Marcus. Er wartete bis Ruhe einkehrte, um mit seiner tiefen und voluminösen Stimme ein paar Worte an die Anwesenden zu richten.
„… bitte hebt nun mit mir Eure Becher und heißt den Mann willkommen, der Euch hoffentlich ein gleich guter Freund wird, wie er es mir geworden ist.“
Marcus hatte zunächst in ein paar wenigen Worten William vorgestellt für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch noch einer der Anwesenden nicht wusste, wer da neben ihm saß. Nun sah er mit einem erhobenen Becher zu William herab und dieser erhob sich
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