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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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gerade leicht ist.»
      «Ich hab mich dran gewöhnt. Wie geht's dir?», entgegnete sie.
      «Gut», sagte ihre Mutter. Sie ließ Megs Hände los und setzte sich. «Wir haben nicht so viel Regen, wie ich gern hätte, aber es war nicht so schlimm.»
      «Fährst du oft in den Club?»
      «Ich versuche, mittags kurz zum Schwimmen hinzufahren. Nachmittags ist die Hölle los, wie du dir bestimmt vorstellen kannst.» Ihre Mutter legte ihr die Hand auf den Arm. «Ich bin so froh, dass du es geschafft hast. Wie ich sehe, hast du deine Cornflakes entdeckt.» Rufus war fertig und leckte sich die Nase.
      «Ich kann kaum glauben, dass du dran gedacht hast.»
      «Das war jahrelang alles, was du gegessen hast. Ich hab die Schachtel gestern im Laden gesehen, und da fiel es mir ein. Schmecken die immer noch so scheußlich?»
      «Absolut scheußlich.»
      «Mit Justin hab ich schon gesprochen, aber von Sarah hab ich noch nichts gesehen.»
      Meg klärte sie über Sarahs neue Schlafgewohnheiten auf und, wie zu erwarten, erinnerte ihre Mutter Meg an ihre eigenen Schlafgewohnheiten als Kind, als wären sie ein und derselbe Mensch, als wären die Welt und die Zeit für sie alle gleich.
      «Wie spät seid ihr gekommen?», fragte ihre Mutter.
      «Gegen elf.»
      «Du hättest anrufen können. Ich dachte, du hättest gesagt, ihr seid rechtzeitig zum Abendessen da.»
      «Ich hätte es dir erzählen sollen», sagte sie. «Jeff hat gestern früh ein Treffen mit den Anwälten arrangiert, auf die allerletzte Minute.»
      Ihre Mutter setzte sich aufrecht hin, um die Neuigkeiten zu hören, mit ernstem Gesicht, und Meg dachte, dass sie das Ganze persönlich nahm, es auch als ihr eigenes Versagen betrachtete.
      «Wir sind hauptsächlich den Schriftkram durchgegangen», fuhr sie fort, als Rufus sich schwanzwedelnd umdrehte. Der Steg bebte, und sie drehten sich beide um und sahen, wie Justin und Sam über die Bretter auf sie zugerannt kamen.
      «Reden wir später weiter?», fragte ihre Mutter, als könnte Meg versuchen, das Thema zu vermeiden; es war seltsam, wie gut ihre Mutter ihre Gedanken lesen konnte, denn genau das hatte Meg vorgehabt.
      «Ja», sagte Meg, als die Jungs, ihre Game Boys in der Hand, herangeprescht kamen.
      Sie atmeten schwer. Beide wollten etwas sagen.
      «Sarah und Ella sagen, dass sie zum Flohmarkt nicht mitfahren müssen», berichtete Justin.
      «Und?», sagte Meg.
      «Müssen wir mitkommen?»
      «Ja.»
      «Warum denn?»
      «Weil ihr sonst die ganze Zeit mit euren Game Boys spielen würdet. Tante Lisas Regel lautet: eine Stunde am Tag. Wie lange habt ihr schon gespielt?»
      «Eine halbe Stunde», logjustin.
      Meg nahm ihm den Game Boy ab, und Sam ließ seinen in die Tasche gleiten. «Deinen auch.» Er trat vor wie ein Häftling und gab ihn ihr. «Wenn ihr vom Flohmarkt zurückkommt, könnt ihr noch eine halbe Stunde spielen, in Ordnung?»
      «Ich will nicht mit», sagte Justin.
      «Aber der Flohmarkt gefällt dir doch», rief sie ihm ins Gedächtnis. «Kannst du dich noch an den Mann mit all den Spielzeugautos erinnern ?»
      «Wir dürfen ja nie welche kaufen», maulte Sam.
      «Sprich mit deinem Vater darüber.»
      «Warum müssen sie nicht mit?», fragte Justin.
      «Weil sie auf sich selbst aufpassen können.»
      «Ich kann auch auf mich selbst aufpassen.» Doch er merkte, dass das ein schwaches Argument war. «Müssen wir wirklich mit?»
      «Ja», sagte sie. «Und verzieh nicht das Gesicht. Wir werden uns bestens amüsieren.»
     
     
* 4
     
    Ken wurde erst aufmerksam, als er sah, dass es nicht mehr da war. Er war in Gedanken beim Tanken; beim Starten des Wagens hatte das Tanksignal aufgeleuchtet. Lise beteuerte, dass sie noch fünfzig Kilometer fahren könnten, doch er wollte es nicht drauf ankommen lassen. Meg, seine Mutter und Justin fuhren im Bus voraus. Er zockelte hinterher und machte Bemerkungen über die vertraute Szenerie. Sie kamen am Golfplatz und am Diner vorbei und dann am Haupttor des Instituts, das mit Blumenampeln geschmückt war, doch als er auf die andere Seite schaute, um Sam das Putt-Putt zu zeigen und ihm vorzuschlagen, heute Abend vielleicht mal hinzugehen, war bloß noch der orange-weiße Zaun übrig. Die Snackbar war weg, abgerissen, die Getränkeautomaten und die Windmühle, die haubenförmigen Neonleuchten, die bei Einbruch der Dunkelheit die Luft flimmern ließen, und die Lautsprecher, aus denen

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