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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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deutschen Umschreibung nach Lothar Laux).
    Extraversion:
gesprächig, bestimmt, aktiv, abenteuerlustig
Emotionale Labilität:
gespannt, ängstlich, nervös, unsicher
Offenheit für Erfahrung:
neugierig, fantasievoll, intellektuell, künstlerisch
Verträglichkeit:
liebenswürdig, mitfühlend, herzlich, kooperativ
Gewissenhaftigkeit:
sorgfältig, organisiert, zuverlässig, überlegt
    Die fünf Personmerkmale wurden nicht intuitiv gebildet, sondern aufgrund von empirisch auffindbaren Zusammengehörigkeiten. Andere Personmerkmale lassen sich gut als Kombination von Big-Five-Dimensionen verstehen. So ist etwa Schüchternheit nach Jens Asendorpf als eine Verbindung aus hoher emotionaler Labilität und geringer Extraversion zu verstehen.
    Es ist leicht zu erkennen, dass mit diesen Eigenschaften vorrangig die Persönlichkeit im engeren Sinne erfasst wird, Fähigkeiten und Kompetenzen hingegen kaum repräsentiert sind (am ehesten unter «Offenheit für Erfahrungen»). Diese wären daher als weiterer großer Bereich von Personfaktoren zu ergänzen.
    Mit Begriffen wie Personmerkmal, Personfaktor oder Disposition sind zwar gewöhnlich umfassende Eigenschaften und Fähigkeiten gemeint. Aber Menschen können auch in sehr spezifischer Weise «disponiert» sein, etwa mit ihren Sprechgewohnheiten und ihrer Mimik, ihren Interessen, Abneigungen und Ängstlichkeiten, mit ihren Fertigkeiten und Kenntnissen. Mit solchen «kleinen» Personfaktoren ist ein Mensch beispielsweise «disponiert», immer für eine bestimmte politische Partei zu stimmen, auf eine Quizfrage die richtige Antwort zu geben, in einem Notfall Erste Hilfe zu leisten oder vor einer Maus wegzulaufen, aber nicht vor Hunden.
    Menschen lediglich mit globalen Eigenschaftswörtern zu beschreiben («X ist ängstlich», «ist ehrgeizig», «ist intelligent») und anzunehmen, der Mensch «habe» solche Eigenschaften so wie seine Augenfarbe, ist aus diesem Grunde nicht differenziert genug (s. hierzu Kapitel  7.1 , S.  117 ff.). In der Praxis sind deshalb Aussagen über die Einstellungen, Interessen, Kompetenzen etc. oft viel treffender und nützlicher – nützlicher vor allem dann, wenn man ein konkretes Problem nicht nur verstehen, sondern auch Ansatzpunkte für Einflussnahmen finden möchte.
    Konstanz im Wandel
    Egal, ob nun globale Eigenschaften wie Extraversion oder ganz spezifische Aspekte wie z.B. mimische Gewohnheiten – als persontypisch würden wir sie nur dann ansehen, wenn sie bei einem Menschen über lange Zeit, vielleicht das ganze Leben hindurch, anzutreffen sind. Doch zugleich verändern sich Menschen selbstverständlich von ihrer Geburt bis zum hohen Alter, und insofern können die Personfaktoren immer nur der jeweilige Entwicklungsstand eines Menschen sein.
    Wie verträgt sich also das Phänomen «Person» mit dem Phänomen «Entwicklung»? Eine Antwort liegt in der Formel «Konstanz im Wandel». Das heißt beispielsweise: Ein Mensch ist über lange Zeit oder gar lebenslang ängstlich oder musikalisch interessiert, doch äußert sich dies im Kleinkindalter anders als im Schulalter oder Erwachsenenalter.
    Bezüglich der Big-Five-Eigenschaften erwähnt Laux neuere Untersuchungen an Erwachsenen vom 21 . bis zum 60 . Lebensjahr, die zeigen, dass gewisse Veränderungen eintreten, allerdings nicht für alle fünf in gleichem Maße. Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit nehmen in diesen 40 Jahren bei beiden Geschlechtern kontinuierlich zu, Offenheit nimmt leicht ab, und Extraversion bleibt weitgehend konstant. Emotionale Labilität geht bei Frauen zurück und bleibt bei Männern konstant.
    Aber das sind statistische Trends, sie gelten nicht für jeden einzelnen Menschen. Menschen verändern sich auch nicht nur in alterstypischer Weise, sondern ebenso entsprechend ihrem ganz persönlichen Lebenslauf. So kann jemand durch intensives Lernen bestimmte Kompetenzen steigern, durch berufliche Erfolge mehr Selbstvertrauen entwickeln, unter dem Einfluss anderer Menschen seine Werthaltungen verändern oder durch Psychotherapie ausgeprägte Ängste verlieren.
    Damit kommen wir zu der grundsätzlichen Frage, von welchen Faktoren die individuelle Entwicklung bestimmt wird
    4.5 Person-Entwicklung: ein Ergebnis von Reifen und Lernen
    Die Antwort auf die Frage, was die Entwicklung eines Menschen vorantreibt, liegt vor allem in fünf zentralen Begriffen: Zum einen geht es um
Reifungs
vorgänge, die wesentlich durch das
Genom
eines Menschen gesteuert werden. Zum andern geht es

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