Abschied von Eden
aufgefallen.«
»Willst du damit etwas ausdrücken?«
»In gewisser Weise schon.«
Decker zog sein Jackett aus und ließ den Wagen langsam einen Meter weiter rollen. »Möchtest du darüber reden?«
»Erzähl mir erst mal, wie’s dir so ergangen ist«, sagte Rina.
»Hier hat sich nichts verändert. Mein Gott, hab’ ich dich vermißt.«
»Ich dich auch.« Sie nahm ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte ihm die Stirn ab. »Ich bin so froh, dich zu sehen, Peter. Manchmal frag’ ich mich, warum ich überhaupt fortgegangen bin.«
»Das frag’ ich mich auch die ganze Zeit.«
»Ich nehme an, ich wollte, daß du Gott findest … oder meine Vorstellung von Gott … ich weiß es nicht. Wie geht es dir und deinem Gott?«
»Für den alten Herrn kann ich nicht sprechen, aber mir geht’s ganz gut.«
»Und was machten Rav Schulman und die Jeschiwa?«
»Rav Schulman geht es gut.«
»Hast du letzte Woche den Schabbes mit ihm verbracht?«
»Nein, ich hab’s mir anders überlegt«, sagte Decker. »Es fällt mir schwer, die ganze Zeit in einer fremden Wohnung zu sein. Ich fühl’ mich wohler, wenn ich den Schabbes bei mir zu Hause verbringe und allein dawene. Ich bin halt kein Gruppenmensch, Rina.«
Sie nickte. »Wie läuft Cindys Urlaub?«
Decker grinste. »Es geht ihr prächtig. Jan hat allerdings Probleme damit. Ich glaube, es fällt ihr sehr schwer loszulassen, und sie klammert sich an jeden, der sie läßt. Allen tut mir leid.«
»Macht sie dir das Leben schwer?«
»Nah. Es ist halb so schlimm, wenn man bedenkt, daß in vier Monaten meine Unterhaltspflicht für Cindy aufhört und Jan damit ihren letzten kleinen Halt in meinem Leben verliert. Wenn meine Tochter dann Geld von mir braucht, kann ich es ihr direkt schicken.«
»Ist das eine Verbesserung?«
»Das wird sich zeigen.« Er küßte ihre Hand. »Aber du weichst aus.«
»Oh, mit mir ist nichts, Peter«, sagte Rina. »Drüben schien es eine große Sache, doch jetzt kommt es mir nur noch … albern vor. Ich mußte einfach aus New York raus.«
»Willst du denn wieder hin?«
»Kommt ganz drauf an?«
»Auf was?«
»Ob ich hier ein Zuhause habe.« Sie sah ihn an. »Hab’ ich das?«
»Was mich betrifft, auf jeden Fall.«
»Denn werde ich wohl zurückkommen.«
Decker grinste.
»Wunderbar«, sagte er.
Rina stieg aus dem Wagen und atmete tief ein. »Erde!« sagte sie. »Land! Schau dir diese Zitrusbäume an! Sie wachsen in der Erde und nicht in Töpfen. Das ist so schön.«
»So hab’ ich es noch nie gesehen«, sagte Decker.
»Alles sieht so grün aus«, sagte Rina.
»Eigentlich ist alles ziemlich von der Sonne verbrannt«, sagte Decker. »Komm rein, ich hol’ dir was zu trinken. Ich hab’ für dich sogar meinen Kühlschrank aufgestockt.«
»Peter, mach mit mir einen kleinen Ausflug.«
»Wir sind doch gerade erst aus dem Auto gestiegen.«
Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Mit dem Pferd.«
»Reiten? Du?«
»Ja, ich. Du wolltest doch schon immer mal mit mir ausreiten. Jetzt geb’ ich dir eine Chance dazu.«
»Jetzt gleich?«
»Ja, jetzt gleich.«
»Bist du nicht zu müde?« fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Es sind bestimmt noch fünfunddreißig Grad hier draußen«, sagte Decker.
»Es wird bald abkühlen.«
»Ich hab’ Durst«, sagte Decker. »Darf ich erst ein Bier trinken?«
»Okay.«
»Danke.«
»Aber bitte.«
Rina führte seinen Mund zu ihrem, bis ihre Lippen sich berührten. Sie spürte seinen heißen Atem, roch seinen Schweiß und fuhr mit den Fingern durch sein feuchtes Haar. Er zog sie näher an sich, öffnete den obersten Knopf von ihrem Kleid und schob eine Hand hinein. Ihre Haut war warm und feucht.
»Willst du wirklich jetzt ausreiten?« fragte er.
Sie antwortete nicht, sondern küßte ihn wieder. Süße, lange Küsse.
»Es bleibt lange hell draußen«, sagte Decker. Er öffnete den nächsten Knopf, und sie löste seine Krawatte. Dann küßte sie ihn wieder.
»Warum gehen wir nicht rein?« schlug Decker vor.
Rina rührte sich nicht. Sie streichelte sein Kinn und zeichnete mit den Fingerspitzen die Konturen seiner Kinnpartie nach.
»Drinnen ist es kühl«, sagte Decker.
Rina verschränkte die Arme um seine Taille.
»Weißt du, ich versuche ganz behutsam vorzugehen«, sagte Decker.
»Das merke ich. Du machst das ganz gut.«
»Yeah, aber es funktioniert nicht. Also, wenn die empfindsame Tour nichts bringt, muß ich halt wieder zum Höhlenmenschen werden.« Er hob sie hoch, schloß die
Weitere Kostenlose Bücher