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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wohl drangegeben?«
    »Ja, aber …«
    »Und du kommst hierher zurück.«
    »Aber …«
    » Wenn er dich noch mal belästigt, wenn du dort bist, sagst du es mir. Dann knöpf ich ihn mir vor.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich dresch’ ihn zusammen.«
    Rina lachte.
    »Das ist mein Ernst.«
    »Er ist einsfünfundachtzig und wiegt fast drei Zentner, Peter. Ein paar Schläge würden grade mal seine Fettpolster streifen.«
    Decker unterdrückte ein Lachen. »Dann hat dich also ein Fettwanst befummelt?«
    »Er hat mir einen Zungenkuß gegeben.«
    »Das ist ja widerlich.«
    »Ich hab’ mir sofort den Mund ausgespült«, sagte Rina. »Dreimal! Ich kann immer noch nicht fassen, daß ich das zugelassen hab’. Ich komm’ mir wie ein Trottel vor. Ich hätt’ ihm eine knallen sollen, hab’ ich aber nicht. Warum hab’ ich ihn nur gewähren lassen?«
    »Weil er dich überrumpelt hat. Das ist ähnlich, wie wenn eine Frau bei einem Rendezvous vergewaltigt wird. Du hast nichts falsch gemacht, Rina. Wenn es kein Verwandter von dir wäre, würd’ ich sagen, du solltest ihn wegen sexueller Belästigung anzeigen. Aber deine Schwägerin ist die Tante deiner Kinder, ihre Eltern sind die Großeltern von den Jungen. Wenn er dir noch einmal so ein Foto unterschiebt, drohst du ihm, du würdest ihm die New Yorker Sittenpolizei auf den Hals schicken. Wenn er dann so bescheuert ist, immer noch nicht aufzuhören, machen wir deine Drohung ernst. Ich kann mir ein paar Namen geben lassen und ein paar Typen in sein Büro schicken, die ihm einen gehörigen Schrecken einjagen werden. Wenn er dich dann in Ruhe läßt, laß die Sache fallen. Ich weiß, daß du deiner Schwägerin helfen möchtest, aber ich fürchte, wenn du es ihr erzählst, richtest du mehr Schaden an, als du ihr Gutes tust … aber das ist natürlich deine Entscheidung.«
    »Na großartig. Vielen Dank.«
    Sie ritten schweigend weiter. Decker hielt Rina fest und dachte, wie logisch ihr sonderbares Verhalten plötzlich erschien. Alles – ihr unbedecktes Haar, ihr Drang, mit ihm zu schlafen – paßte auf einmal zusammen. Sie war vorübergehend von der Religion desillusioniert – oder zumindest von religiösen Menschen. Pessy hatte sie sexuell belästigt, aber diese Belästigung hatte sie verletzt, statt sie wütend zu machen.
    »Denk nicht mehr an ihn«, sagte Decker.
    »Leichter gesagt, als getan.«
    »Ich weiß nicht, wie das bei dir ankommt, Rina, aber ich sage es trotzdem. Arschlöcher gibt es überall. Schütt nicht gleich das Kind mit dem Bade aus.«
    »Wie meinst du das?«
    »Zweifel nicht am Judaismus, bloß weil es einige religiöse Juden gibt, die Schweine sind.«
    »Das ist mir schon klar«, sagte Rina. »So naiv bin ich nun auch nicht.«
    »Yeah, aber es ist was anderes, wenn’s jemand aus der Familie ist.«
    »Wie kann er so etwas tun und dann am Morgen dawenen, Peter? Yitzchak, Alaw Haschalom , hat immer zu Pessy aufgeschaut, weil er so gelehrt war.«
    »Dein Mann kannte nur die eine Seite von ihm. Leider hast du die andere kennengelernt. Gott hätte keine Gesetze gegen Ehebruch gemacht, wenn Juden nicht betrügen würden. Wir sollten uns von diesem Schleimer nicht die paar Tage, die wir jetzt zusammen haben, verderben lassen.«
    Rina seufzte. »Du hast vermutlich recht.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich bin ein bißchen müde.«
    »Ich auch. Laß uns umkehren.«
    Decker zog am Zügel, und der Hengst machte kehrt.
    Rina schaute zu den Sternen hinauf. Es waren Tausende, ganz klar und hell, wie Salzkörner auf schwarzem Samt. »Ich wünschte, wir könnten hier draußen schlafen«, sagte sie.
    »Wenn du draußen schlafen willst, dann laß uns erst zu Hause Schlafsäcke holen. Das hier ist nicht gerade ein ideales Campinggelände. Außerdem will ich nicht, daß du mit einem üblen Ausschlag von einem Giftsumach nach Hause fährst … an einer peinlichen Stelle.«
    Rina knuffte Decker in die Seite.
    Am nächsten Morgen um halb zehn weckte sie das Telefon.
    »Morgen, Pete«, sagte Marge.
    »Was gibt’s?« sagte Decker.
    »Wer ist das?« fragte Rina verschlafen.
    »Marge«, flüsterte Decker. Dann sprach er wieder in den Hörer. »Was ist los?«
    »Tut mir leid, daß ich dich störe.«
    Decker rieb sich die Augen. »Macht nichts. Worum geht’s?«
    »Hörst du mir zu?« sagte Marge. »Bist du überhaupt schon wach?«
    »Uh-ah.«
    »Vorläufige Ergebnisse der Untersuchung vom Blut auf dem Schlafanzug der Kleinen. Zunächst mal schien alles Blutgruppe O-positiv zu sein. Die

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