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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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»Du bist Jude. Hast du das vergessen?«
    Decker nahm sie in den Arm. »Nein, hab’ ich nicht.«
    Nach kurzem Zögern fragte Rina: »Bist du denn glücklich, Jude zu sein, Peter?«
    »Sehr glücklich.«
    »Wirklich.«
    »Wirklich«, sagte Decker. »Ich würde es nicht sagen, wenn’s nicht so wäre, Honey.«
    Sie seufzte. »Manchmal frag’ ich mich, wie wir auf die anderen Menschen wirken müssen. All diese Typen, die wegen Übervorteilung bei Insidergeschäften beschuldigt werden.«
    »Das sind Wirtschaftskriminelle. Und zumindest bringen die niemanden um.«
    »Es ist eine Chillul Haschem – eine Gotteslästerung. Ständig lese ich von Wucher und Unterschlagungen und zucke jedes Mal zusammen, wenn ich einen jüdischen Namen in Verbindung mit so etwas sehe. Stell dir mal vor, wie sich Schwarze fühlen müssen, wenn sie im Fernsehen sehen, wie all diese Bandenmitglieder verhaftet werden.«
    »Du bist sehr sensibel. Andere Leute nehmen sich das nicht so zu Herzen.«
    »Und jetzt auch noch mein eigener Schwager.«
    »Der alte Pessy mag’s also, wenn man ihm den Rücken massiert«, sagte Decker.
    »Pessy kriegt mehr als den Rücken massiert … Peter, er legt absichtlich Fotos in die Bücher, damit ich sie finde, Fotos von seinen nackten Kurvas in obszönen Positionen. Alles Schwarze. Er steht auf schwarze Frauen. Er nimmt vermutlich an, daß das keine Jüdinnen sind … ich weiß es nicht.« Rina legte die Hände vors Gesicht. »Ich merke, wie er mich beobachtet und nur darauf wartet, daß ich die Bilder entdecke, und dann lacht er, wenn ich sie gefunden habe. Er hält mich für hysterisch, weil ich rot werde.«
    »Der Mann ist eindeutig ein Arschloch.«
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sechzig Prozent der Nutten in New York haben AIDS oder sind HIV-positiv. Ich würde es am liebsten meiner Schwägerin erzählen, aber ich weiß, wie schlimm das für die Familie sein würde.«
    »Bist du denn sicher, daß er mit den Nutten schläft? Vielleicht macht er nur Fotos von ihnen.«
    »Ich weiß nicht genau, ob er mit ihnen schläft. Ich hab’ es nur angenommen.«
    »Manche Männer machen Fotos, weil sie nicht können. Vielleicht gehört Pessy zu dieser Sorte.«
    »Der Mann ist ein Schwein. Und pervers noch dazu. Warum quält er mich? Ich kann dir sagen, warum! Weil er von mir nichts zu befürchten hat! Ein perfektes Opfer! Er weiß, daß ich seiner Frau nichts sage, weil sie darunter leiden würde. Dieses Schwein! Er würde so etwas nicht wagen, wenn du in der Nähe wärst. Aber ich bin allein, und was kann die arme kleine Rina schon tun? Und was bitteschön soll ich denn mit meiner Schwägerin machen? Außerdem würde sie es mir sowieso nicht glauben. Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten. Pessy wirkt so anständig, so religiös. Wie kann ich denn Esther sagen, was für ein Schwein ihr Mann ist? Ich liebe Esther. Sie war immer gut zu mir. Sie tut mir so leid.«
    »Willst du meine Meinung hören?«
    »Darum bitte ich dich doch gerade.«
    »Die Antwort wird dir aber nicht gefallen.«
    »Was denn?«
    »Laß es erst mal laufen.«
    »Was! Das kann ich doch nicht machen. Er wird sie mit AIDS infizieren.«
    »Nur, wenn er mit den Nutten schläft.«
    »Ich soll also abwarten?«
    »Überstürz nichts, Honey. Sonst bist du die Böse, und das können wir überhaupt nicht gebrauchen.«
    »Vielleicht sollte ich ihr einen anonymen Brief mit einem dieser Fotos schicken.«
    »Rina, was für ein Mensch ist deine Schwägerin?«
    »Esther ist kein Trampeltier, falls du das meinst.«
    »Nein, das mein’ ich nicht«, sagte Decker. »Ich meine, ist sie in der Lage, ohne Mann zurechtzukommen? Wie viele Kinder hat sie? Vier?«
    »Fünf.«
    »Fünf Kinder. Und wie alt ist sie?«
    »Vierundvierzig.«
    »Eine vierundvierzigjährige ultra-orthodoxe Frau mit fünf Kindern. Wo soll sie hin, wenn sie sich von Pessy scheiden läßt? Wo soll sie wohnen? Wieder zu Hause bei den Eltern?«
    Rina schwieg.
    »Hat sie irgendwelche beruflichen Fähigkeiten, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienen könnte?«
    »Es gibt doch schließlich Unterhaltszahlungen.«
    »Ich möchte wetten, daß Pessy mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen sie kämpfen wird. Verdammt, er könnte ihr sogar die religiöse Scheidung verweigern, wenn sie nicht auf alles verzichtet. Solche Fälle hat es schon gegeben, und dieser Kerl ist sowieso der letzte Dreck.«
    »Also soll ich den Widerling ungeschoren davonkommen lassen?«
    »Deinen Job hast du doch

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