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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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auf dem Freeway zu fahren. Der ist so offen und kippt so leicht um.«
    »Er hat einen Überrollbügel.«
    Rina strich sich die Haare aus den Augen. »Na gut, wenn du meinst, er ist sicher …«
    »Nein«, sagte Decker. »Nicht den Jeep … Natürlich kannst du den Porsche nehmen. Ich hol’ dir die Schlüssel.«
    »Ich bin auch ganz vorsichtig damit.«
    »Er hat eine sehr empfindliche Kupplung.«
    »Okay.«
    »Und paß auf, daß du nicht zu früh runterschaltest. Guck auf den Tacho.«
    »Okay.«
    »Und schalte nicht zu ruckartig …«
    »Vergiß es, Peter. Ich nehm’ den Jeep.«
    »Nein, nein, nein. Ich bestehe darauf.«
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    »Weißt du, wenn du mich zu diesem billigen Autoverleih fährst, find’ ich bestimmt was Fahrbares. Erinnerst du dich noch an meinen alten Volvo? In so ’ner alten Kiste würd’ ich mich am wohlsten fühlen.«
    »Davon will ich nichts hören, Rina. Nimm den Porsche. Soll ich dir helfen, das Verdeck abzumachen? Dann kannst du offen fahren.«
    »Wenn’s dich nicht stört, würd’ ich lieber im geschlossenen Auto und mit Klimaanlage fahren. Wenn wir zusammen fahren, können wir ja das Verdeck abnehmen. Okay?«
    »Abgemacht.« Nach kurzem Zögern fügte Decker hinzu: »Ich setz’ ihn dann nur für dich aus der Garage raus.«
    Rina brach in schallendes Gelächter aus.

9
    MacPherson sah Decker an und sagte: »Ich hasse Fanatiker.«
    Decker reagierte nicht, sondern nahm sich eine Tasse Kaffee aus der Maschine im Büro.
    »Aber vermutlich ist es nicht allein deine Schuld«, fuhr MacPherson fort. »Da steckt ganz bestimmt ’ne Muschi dahinter.«
    Decker nippte an seinem Kaffee und sagte: »Regt sich da ein winziger Gedanke in deinem Spatzenhirn, Paulie? Erzähl’s mir. Meinst du, das schaffst du?«
    »Ich glaub’, er meint dein Käppchen, Rabbi«, sagte Hollander.
    Decker griff sich auf den Kopf. Er hatte vergessen, seine Jarmulke abzunehmen. Heute morgen hatte er die kompletten Schacharit gesprochen, bevor er zur Arbeit ging. Zum ersten Mal seit einem Monat hatte er sogar Phylakterien getragen. Rina schien erfreut, aber Decker hatte sich gefragt, ob er sich nicht heuchlerisch verhielt. Auf der Fahrt zum Revier war er zu dem Schluß gekommen, daß es nichts Schlimmes war, den häuslichen Frieden zu wahren – Schalom bajis . Außerdem mußte Rina nach den Erfahrungen mit ihrem Schwager ein bißchen in ihrer Religion bestärkt werden. Decker steckte das Scheitelkäppchen ein.
    »Konvertiten sind die schlimmsten Fanatiker«, sagte MacPherson. »Genauso schlimm wie ehemalige Trinker. Sie müssen sich selbst etwas beweisen, also müssen sie es allen anderen auch beweisen.«
    »Hör auf, Paul«, sagte Decker. »Ich hab’ keine Lust auf deine Stammtischphilosophie.«
    »Marge muß jeden Augenblick zurück sein«, sagte Hollander.
    »Weißt du, ob der Imkerei-Commissioner sie zurückgerufen hat?«
    »Ich glaub’, sie hat mit jemandem über Bienen gesprochen«, sagte Hollander.
    »Pete«, sagte MacPherson seufzend, »eines Tages, wenn das Bumsen nicht mehr so spannend ist, kapierst du wieder, wer du bist. Du schaust in den Spiegel und bist wieder ganz der Alte. Egal, wen du fickst, was du tust, was du ißt oder was du trägst, du bist und bleibst ein arschiger Bulle von einsneunzig und über zwei Zentnern, der ’ne Knarre mit sich rumschleppt. Du bist ungefähr so jüdisch wie ’n Brötchen mit Schinken und Käse. Du bist ’n Schiske , Decker. Gib’s zu und schließ Frieden mit deiner Seele.«
    »Das heißt Schickse , Paul, und bezeichnet ein Christenmädchen. Was du meinst, ist Scheigez . Aber Goj reicht auch.«
    Genaugenommen war er keins von beiden, aber das wußte MacPherson nicht. Keiner von ihnen wußte es.
    »Du weißt, wovon ich rede«, sagte MacPherson.
    »Paulie, wenn du nicht so voller Scheiße stecktest, wärst du weiß«, sagte Decker.
    »Touché«, sagte Hollander.
    MacPherson knurrte.
    Decker goß sich eine weitere Tasse Kaffee ein. Während er seine Jarmulke durch die Hemdtasche befühlte, dachte er zum hundertsten Mal darüber nach, wie er wohl geworden wäre, wenn seine leibliche jüdische Mutter ihn behalten und aufgezogen hätte. Rein körperlich wäre er zwar derselbe – Chromosomen veränderten sich nicht –, aber seine ganzen Erfahrungen, all das, was ihn zu demjenigen machte, der er heute war, wären anders gewesen.
    Und so kehrte er jetzt nach einundvierzig Jahren zu seinen Wurzeln zurück. Der Grund dafür war größtenteils Rina. Sie würde ihn

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