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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Rhythmus-Gitarre bei einer alten Band namens Pineridge Boys im Palomino. Haben Sie schon mal was vom Palomino gehört?«
    »Auf der Lankershim«, sagte Marge.
    »Yeah«, sagte Darlene. »Er hat dort früher Bluegrass gespielt. Mein Gott, ist das lange her. Jedenfalls, wer war zufällig im Publikum? Kein anderer als George Jones. Ohne Tammy, sollte ich vielleicht hinzufügen. Ich dachte, ich sterbe, als er hinterher zu Byron und mir kam. Er sagte, Byron wär’ ein richtig guter Gitarrist.« Darlene seufzte. »Aber Byron fühlte sich seinem Pappy und der Farm verpflichtet. Er hat keine Minute daran gedacht, etwas anderes zu machen.«
    Darlene nahm einen Holzlöffel und rührte in einem Kessel. »Das ist alles lange her.« Es herrschte wieder Schweigen.
    Dann sagte Darlene: »Diese Ladung ist fertig, Nettie. Faß doch mal mit an.«
    »Kann ich Ihnen helfen?« bot Decker an.
    »Sie können an der anderen Seite anfassen und mir helfen, ihn vom Herd zu nehmen und auf die Kühlplatte zu stellen.«
    Decker packte den Kessel an beiden Griffen und hob ihn allein hoch. »Wohin?«
    »Direkt hinter Ihnen«, sagte Annette.
    »Danke, Mr. Detective«, sagte Darlene.
    »Was kochen Sie gerade?« fragte Marge.
    »Apfel-Honig-Sirup«, sagte Darlene. »Dafür hab’ ich Ihnen auch das Rezept gegeben.«
    »O yeah«, sagte Marge. »Das, wozu man ein halbes Dutzend gekochte Granny-Smith-Äpfel durch ein Sieb drücken muß.«
    Das Telefon klingelte. Decker sagte, daß es vermutlich für ihn sei und nahm den Hörer ab. Er schwieg einen Augenblick, dann drehte er den Frauen den Rücken zu und flüsterte in den Hörer. Wenig später hängte er ein und erklärte Marge, daß der Sheriff ihnen grünes Licht erteilt hätte.
    Byron Howard kam in die Küche gepoltert und verkündete, er habe Durst. Sein kahler Kopf war mit Schweißperlen übersät. Er schlürfte Wasser aus einer schwieligen Hand und wischte sich die nasse Hand an seiner Hose ab. Er wirkte nicht glücklicher, Decker zu sehen, als beim ersten Mal.
    »Sie sind ja immer noch da«, sagte er zu den beiden.
    »Sieht so aus«, sagte Decker. »Wir sind aber jetzt gleich weg, Mr. Howard.«
    »Sie wollen zu den Darcys, Byron«, sagte Annette. »Man hat Katie Darcy auf der anderen Seite vom Berg gefunden, und der Detective meint, das säh’ nicht so gut aus, wenn man bedenkt, wie sehr Linda sie behütet hat und so.«
    »Danke, daß wir Ihnen die Zeit stehlen durften, Mr. Howard«, sagte Decker. »Entschuldigen Sie die Störung.«
    Byron sah Decker an und erklärte spontan: »Ich bring’ Sie zu den Darcys.«
    Darlenes Gesicht erstarrte vor Entsetzen.
    Annette begann zu stammeln: »Also Byron, ich weiß nicht, ob das so gut wäre …«
    »Ich gehe«, beharrte Byron.
    Darlenes Bestürzung war in Haß umgeschlagen. »Wer kümmert sich dann um die Farm?« fragte sie.
    »Ich bin nicht länger als zehn Minuten weg, Darlene«, sagte Byron. »Um Himmels willen, Frau, so lange kannst du es doch wohl aushalten, ohne daß ich in Reichweite bin.«
    Darlene klappte der Mund auf.
    Byron sah Decker beschwörend an. »Bitte, Mister. Ich werd’ Ihnen auch nicht im Weg sein.«
    Decker zögerte einen Augenblick. Dann forderte er ihn durch ein Nicken auf mitzukommen.
    »Gehn wir«, sagte Marge.
    »Zehn Minuten, Darlene«, sagte Byron. »Ich schwör’s dir. Nur zehn Minuten.«

11
    Decker lenkte das Zivilfahrzeug auf die Sagebrush Canyon Road. Byron Howard saß kerzengerade neben ihm. Marge streckte sich auf dem Rücksitz aus. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Howard auf den Computer im Armaturenbrett des Plymouth starrte, auf das Funksprechgerät, das Mikrophon und all die kleinen Lämpchen und Skalen. Für ihn sah das vermutlich aus wie in der Zentrale der NASA.
    Sie fuhren eine halbe Meile, ohne etwas zu sagen. Schließlich fragte Marge Byron nach der Rocker-Kneipe weiter unten an der Straße.
    Der Bienenzüchter fuhr mit der Hand durch die Luft. »Ein Haufen fauler Kerle treibt sich da rum. Aber sie lassen uns in Ruhe und halten die Nigger fern.«
    »Wem gehört der Laden?« fragte Decker.
    »’nem Typ namens Chip«, antwortete Byron.
    »Chip und wie weiter?« fragte Marge.
    »Bloß Chip«, sagte Byron.
    Decker wußte, daß das Gespräch eingleisig verlaufen würde, aber er versuchte es trotzdem. »Ich hab’ gehört, Ihr Bruder ißt gern die Pizza von dort.«
    Byron antwortete yep, die Pizza wär’ gut, und starrte durch die Windschutzscheibe.
    Die Straße führte mitten durch Kornfelder.

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