Abschied von Eden
Chip.
»Das wollen wir von Ihnen wissen, Chip«, sagte Marge.
»Rolland hat eine nackte Frau mit Helm auf dem rechten Arm und Gretchen auf dem Hintern. Könnte es zwei Typen mit diesen Tätowierungen geben?«
»Nicht sehr wahrscheinlich, Chip«, sagte Decker.
»Mann o Mann, den hat’s aber voll am Arsch erwischt.« Chip murmelte ein weiteres »Schiieet«. »Jetzt kann ich ihn irgendwie erkennen, aber wenn Sie nichts von den Tätowierungen gesagt hätten, hätt’ ich ihn nie erkannt.«
Marge sagte, das sei verständlich. Decker fragte, ob Rolland auch einen Nachnamen hätte.
»Ah, yeah. Rolland Mason. Wohnt auf Ihrer Seite der Berge. Läßt sich von seiner Alten aushalten. Ich glaub’, die arbeitet in ’nem Lokal in Saugus.«
»Wissen Sie seine Adresse?« fragte Marge.
»Nicht auswendig. Versuchen Sie’s mal im Telefonbuch.«
»Wie heißt denn seine ›Alte‹?« fragte Marge.
»Scheiße, wie heißt die noch? Betty oder Betsy Sowieso. Eine absolut blöde Kuh.«
»Wissen Sie, was er für eine Beziehung zu den Darcys hatte?« fragte Decker.
»Nein. Vielleicht hat er Carla gebumst. Aber ich kann Ihnen von den Typen, die da draußen Bier in sich reinkippen, noch vier nennen, die auch mit Carla gebumst haben.«
»Mit denen würden wir uns gern unterhalten«, sagte Marge. »Würden Sie uns sagen, wer das ist.«
Chip dachte einen Augenblick nach. »Warum nicht? Vielleicht wissen die ja was über Rollands Verbindung zu Carla. Irgendwas, damit so ’n Scheiß hier nicht noch mal passiert. Ich stell’ Sie vor. Sag ihnen, Sie sind okay.«
»Danke«, sagte Marge.
»Für Sie tu’ ich alles«, sagte Chip. »Ich steh’ auf große Frauen.« Er lächelte sie an. Marge lächelte zurück und verdrehte die Augen, als er nicht hinsah.
»Sie wissen also von keiner anderen Verbindung zwischen Rolland und den Darcys außer seiner Beziehung zu Carla?«
Chip lächelte. »Beziehung? Nennen Sie von hinten auf ’ner Harley gefickt zu werden ’ne Beziehung?« Er lachte. »Schiieet, Sie kennen Carla ja nicht. Die hat keine Beziehungen. Hab’ keinen Schimmer, was Rolland bei ihr zu Haus’ zu suchen hatte. Vielleicht hat er Linda gebumst. Hat er schon mal versucht. Vielleicht hatte er diesmal Glück.«
»Vielleicht hat Carla das nicht gepaßt«, sprach Decker seine Überlegungen laut aus.
Chip dachte einen Augenblick nach. »Keine schlechte Idee, Mr. Cop. Carla gefiel es nicht, daß Linda so gut ankam.«
»Rivalität zwischen den beiden?« fragte Marge.
»Sie meinen, ob sie sich gestritten haben?« fragte Chip.
»Ja.«
»Nicht in der Öffentlichkeit«, sagte Chip. »Aber Carla guckte immer ganz böse, wenn sich die Typen zu sehr um Linda kümmerten. Vielleicht paßte es ihr nicht, daß ihre Schwägerin ihren Bruder betrog, zu mir hat sie allerdings nie was davon gesagt.«
»Sie wissen also nicht, ob Linda es mit Rolland getrieben hat?« fragte Marge.
»Nope. Fragen Sie Rollands Alte. Die hat Rolland wie ein Geier beobachtet. Deshalb hat er sie nicht mehr mit hergebracht. Ich wette, sie wird das wissen.«
»Betty oder Betsy Sowieso«, sagte Marge. »Kellnerin in Saugus.«
»Yeah, genau.« Chip betrachtete noch einmal das Foto. »Mann o Mann, so möcht’ ich nicht abtreten. Er ist mit Linda, Carla und Luke gefunden worden?«
Decker bestätigte das.
»Linda, Carla und Luke sehn genauso aus?« fragte Chip. »Wie Nigger?«
Decker nickte.
»Schiieet.«
Nachdem sie noch mit ein paar kaum sprachfähigen Rockern gequatscht und nichts von Bedeutung erfahren hatten, gab Decker Marge durch einen Blick zu verstehen, daß sie es dabei belassen sollten. Sie gingen auf den Parkplatz, und Decker bot an, diesmal zu fahren. Während er sich hinters Lenkrad setzte, bemerkte er Pig, der gegen eine Chopper lehnte und wütend zu dem Zivilfahrzeug herüberstarrte. Sein Blick war absolut bösartig, doch sein unförmiger Körper schien ganz und gar nicht auf Krawall aus zu sein. Decker schüttelte den Kopf. Wenn man sich vorstellte, daß dieser Fettkloß mal als Baby in seinem Bettchen gestrampelt hatte. Was tun wir uns bloß selber an? Er ließ den Motor aufheulen und fuhr los.
»Was nun?« fragte Marge.
»Byron Howard.«
»Mister Plappermaul. Wär’ gut zu wissen, wo er war, als es passiert ist.«
»Ganz bestimmt auf seiner Farm«, sagte Decker. »Und wir haben keine Möglichkeit, das zu beweisen oder zu widerlegen. Aber es kann nichts schaden, ihm ein bißchen auf den Zahn zu fühlen. Mal sehen, wie er reagiert.
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