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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Vielleicht weiß er ja auch was über Rolland Mason.«
    Decker trat das Pedal bis zum Anschlag durch und ließ die idyllische Landschaft an sich vorbeifliegen. Er versuchte sich Byron Howard als Schuldigen vorzustellen. Wie war dann seine extreme Reaktion zu erklären? Entweder Schuldgefühle, oder er war immer noch in Linda verliebt. Oder sie trafen sich immer noch, und keiner wußte davon. Dann war Luke dahintergekommen und peng … Aber wie paßten Carla Darcy und Rolland Mason in dieses Szenario? Zeugen?
    Hatte Byron alle erschossen, um keine Zeugen zu haben?
    Ein Puzzlespiel. Man kann die Teile nicht hineinzwingen, sie müssen einfach passen.
    Am Hinweisschild zur Howard Honey Farm ging Decker vom Gas, bog auf den Schotterweg und parkte neben dem grünen Büroschuppen. Wie es das Schicksal wollte, war Byron gerade da und hockte hinter dem Metallschreibtisch. Und er hatte die mit Fliegen übersäte Pizza weggeworfen. Der Imker sagte nichts, als sie hereinkamen, doch sein Blick war alles andere als einladend. Decker sprach als erster.
    »Wir haben möglicherweise den Mann identifiziert, der mit Luke, Linda und Carla Darcy ermordet wurde. Sagt Ihnen der Name Rolland Mason was?«
    »Nein.«
    »Noch nie gehört?« fragte Marge.
    »Nein.«
    »Er war ein Freund von Carla, vielleicht auch von Linda«, sagte Decker.
    »Ich kenn’ ihn nicht«, sagte Byron.
    »Er war einer von diesen Motorradfahrern.«
    »Ich kenn’ ihn nicht«, beharrte Byron. »Ist das alles?«
    »Nein«, sagte Decker. »Ich muß Ihnen einige Fragen zu Ihrem Verhältnis mit Linda Darcy stellen.«
    Byron wurde knallrot, sah aber Decker weiterhin in die Augen. »Das war schon vorbei, bevor es richtig angefangen hat, und geht Sie überhaupt nichts an.«
    »Es geht uns schon etwas an, falls es mit den Morden zu tun hat«, sagte Marge.
    »Hat es aber nicht«, sagte Byron.
    »Das ist jetzt vier Jahre her?« fragte Decker.
    Byron biß sich auf die Lippe. »Ungefähr.«
    »Und es war nur ein einziges Mal?« sagte Decker.
    Byron antwortete nicht sofort, sondern biß sich weiter auf die Lippe. Schließlich sagte er: »Ja.«
    »Im Sleepy-Bi Motel?«
    »Diese verdammten Quasselweiber«, sagte Byron. »Ich bring’ sie beide um …«
    »Wie Sie auch Linda Darcy umgebracht haben?« sagte Decker.
    » Was haben Sie gesagt?« gab Byron spuckend von sich.
    Decker konnte fast den Dampf aus seinen Nasenlöchern strömen sehen. »Wollte Sie nur aufrütteln, Byron. Waren Sie übrigens im Laufe dieser Woche mal auf der Darcy-Farm?«
    »Nein«, sagte Byron. Seine Stimme war leise und zornig geworden. »Und ich hab’ auch nichts mit dem zu tun, was da passiert ist. Und ich weiß nicht, wo ich jede einzelne Sekunde dieser Woche war. Also, wenn Sie noch was zu sagen haben, dann sagen Sie’s, wenn nicht, verschwinden Sie von hier!«
    Decker wartete einen Augenblick, damit Byron sich beruhigen konnte. Währenddessen betrachtete er die Pin-ups, die hinter dem Schreibtisch hingen. Als Byron merkte, wie Decker oben an die Wand starrte, drehte er sich um und tat so, als sähe er die Plakate mit den nackten Frauen zum ersten Mal.
    »Gefallen Ihnen Ihre Bilder?« fragte Decker.
    »Die hat mein kleiner Bruder aufgehängt«, sagte Byron.
    Aber du hast sie nicht abgehängt, dachte Decker. »Noch eine Sache, Byron. Haben die Darcys eine Waffe?«
    Byron sagte, alle hier hätten Waffen. Decker ließ nicht locker. »Was für Schußwaffen?«
    »’ne Schrotflinte«, antwortete Byron.
    »Was für eine?«
    »Browning Pump.«
    »Was für ein Kaliber?« fragte Decker geduldig.
    »Zwölfer.«
    »Irgendwelche Handfeuerwaffen?«
    »Weiß nicht.«
    »Wir konnten nichts finden«, sagte Marge. »Wissen Sie, wo sie die Browning hatten?«
    Byron ballte seine Hände zu Fäusten und sagte: »Warum fragen Sie das nicht Pappy D?«
    Decker sagte, genau das hätte er vor.

16
    Rolland Mason stand nicht im Telefonbuch. Er hatte auch keine Geheimnummer. Aber zumindest war er kein völlig unbeschriebenes Blatt. Marge sah ihre Notizen durch:
    Rolland Mason, geboren in Macon, Georgia, männlich, weiß, 42 Jahre, 1,83 m, 90 Kilo, braune Haare, blaue Augen, nicht polizeilich gesucht, keine Vorstrafen, die beiden letzten Worte dick unterstrichen – eine echte Überraschung. Seine Fingerabdrücke wiesen ihn als Angehörigen des United States Marine Corps aus – 1967 ein Jahr Vietnam, 1968 in Ehren entlassen. Er kehrte nach Macon zurück, heiratete ein Jahr später Tammy Reebs, fünf Kinder, arbeitete als Elektriker.

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