Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
erwartet hatte – höchstens fünfundvierzig. Er war ungefähr einsachtzig und hatte die Figur eines Tennisspielers. Schwarze Haare mit grauen Schläfen, scharfe braune Augen, gerade Nase und gespaltenes Kinn. Sein strahlend weißes Lächeln bildete einen hübschen Kontrast zu seiner tiefen Bräune. Plötzlich kam sich Decker gammelig vor.
    »Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung«, sagte Donaldson. »Was kann ich für Sie tun, Detective?«
    Decker sah auf seine Uhr. In einer halben Stunde mußte er wieder im Gericht sein. Keine Zeit für Nettigkeiten. Wirf einfach den Köder aus und sieh mal, was du an Land ziehst.
    »Sagt Ihnen der Name Linda Darcy was?« fragte Decker.
    Donaldsons Augenbrauen hoben sich. »Ja. Was ist mit ihr?«
    »Was für eine Beziehung haben Sie zu ihr?«
    »Eine rein geschäftliche, und außerdem ist das vertraulich.«
    »Nicht mehr, Mr. Donaldson«, sagte Decker. »Sie ist tot.«
    Donaldson sank augenblicklich in seinem Stuhl zusammen, und sein Gesicht wurde kreidebleich. Der Mann wirkte völlig am Boden zerstört. »Wenn Sie einen Drink brauchen, Mr. Donaldson, ich hab’ nichts dagegen«, sagte Decker.
    »Danke.« Donaldson stand auf und ging zu einem Barwagen auf der anderen Seite des Raumes. »Danke, ich brauche einen.« Er nahm sich ein Whiskeyglas mit Kristallschliff und räusperte sich. »Was ist mit Ihnen? Oder dürfen Sie das nicht?«
    Decker erklärte, daß er im Dienst nichts trinke. Dabei fiel ihm auf, daß die Hände des Vizepräsidenten zitterten. Donaldson goß sich einen guten Schuß ein, unverdünnt.
    »Was für eine Beziehung hatten Sie zu Linda Darcy?« fragte Decker noch einmal.
    Donaldson stürzte sein erstes Glas hinunter und schenkte sich nach.
    »Nicht, was Sie denken«, sagte er. »Nichts Sexuelles, obwohl Lindy sehr sexy war … hätte nett sein können.« Er sah Decker an. »Sagen Sie das bitte nicht weiter. Ich bin verheiratet, und ich bin ziemlich erschüttert. Ich hab’ mich nicht so gut unter Kontrolle wie sonst.«
    »Sie hatten also keine Affäre mit ihr?« fragte Decker. »Das könnte nämlich für meine Ermittlungen relevant sein.«
    »Nein«, sagte Donaldson. »Hatte ich nicht. Unsere Beziehung war rein geschäftlich.«
    Decker hielt einen Augenblick inne, um Donaldson zu verstehen zu geben, daß er seine Aussage anzweifelte. Dann fragte er: »Was für Geschäfte?«
    Donaldson fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Ein Diamantring steckte an seinem rechten Ringfinger, am linken ein glatter Goldring. »Mein Spezialbereich sind Ankauf und Erschließung. Mrs. Darcy und ich waren … wie soll ich das sagen? Ihr Schwiegervater besitzt ein Stück Land, an dem Manfred potentiell interessiert war. Vor ungefähr zwei Jahren bin ich an Pappy Darcy – wie sie ihn nennen – herangetreten, doch unser lukratives Angebot wurde abgelehnt. Was nicht weiter schlimm war. Etwa eine Woche später unterbreitete mir Mrs. Darcy … Linda die Idee, daß vielleicht mit der Zeit und wenn der Anreiz nur groß genug wäre, also im Hinblick auf den möglichen Profit, wenn wir vielleicht Mr. Darcy die gesamten Vorteile vor Augen führen könnten, dann wäre es vielleicht möglich, mit bisher noch nicht versuchten Taktiken …«
    Decker unterbrach ihn. »Sie und Linda intrigierten also hinter dem Rücken des alten Mannes.«
    »Wir haben nicht intrigiert«, sagte Donaldson. Er setzte sich wieder auf seinen Schreibtischsessel. Sein Atem roch nach Scotch. »Wir haben uns über geschäftliche Möglichkeiten unterhalten.«
    »Wie man Pappy Darcy dazu überreden könnte, sein Land zu verkaufen«, sagte Decker.
    »Im wesentlichen, ja«, sagte Donaldson nach kurzem Zögern.
    »Und?«
    »Wir haben es auf verschiedene Weisen versucht, aber alles ohne Erfolg.«
    »Wann haben Sie es zum letzten Mal versucht?« fragte Decker.
    »Wir sind vor einem Monat noch mal an ihn herangetreten. Natürlich nicht ich persönlich. Ein Mitarbeiter aus meinem Büro.«
    Decker forderte ihn auf, weiter zu berichten. Donaldson sagte, Pappy Darcy wäre halt nicht interessiert, deshalb hätten die beiden auch nichts weiter besprochen. Doch Decker las in seinen Augen, daß noch mehr passiert war, und beharrte auf Einzelheiten.
    »Nun ja«, sagte Donaldson, »das wurde mir nur aus zweiter Hand erzählt, aber es hieß, Pappy Darcy sei ziemlich wütend geworden und hätte auf obszöne Weise den Vertreter, die Firma Manfred und Linda beschimpft.«
    »Wieso Linda?«
    »Offenbar ahnte er, daß Linda hinter allem

Weitere Kostenlose Bücher