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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Decker. »Wie konnte ich nur so dämlich sein? Jetzt brauchst du’s nicht mehr zu sagen. Gib mir bloß ’n paar Eselsohren und ’nen Schwanz und schick mich ins Spielzeugland.«
    Rina verzog ihren Mund zu einem Lächeln. »Nun ja, einer der Pinocchio kennt, kann so übel nicht sein.«
    »Danke.«
    Sie rutschte einen Augenblick unruhig hin und her. »Hat er’s getan?«
    »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht«, sagte Decker. »Ich würde gern glauben, daß er’s nicht getan hat, aber es spricht verdammt viel gegen ihn. Ich soll den Fall für ihn untersuchen, aber ich hatte so viel mit meiner eigenen Arbeit zu tun, daß ich überhaupt keine Zeit dazu hatte. Abel repariert meine Scheune, um das Geld für die Kaution abzuarbeiten, das ich ihm gegeben hab’, obwohl ich gesagt hab’, er brauche es nicht zurückzuzahlen … und dann hab’ ich vergessen die Jungen anzurufen.« Er starrte auf seinen Teller. »Ich hatte kein Recht, so mit dir zu reden. Und ich war ein Idiot, daß ich dir nichts davon gesagt habe. Ich weiß nicht, was manchmal in mich fährt. Es tut mir leid.«
    »Ist okay.« Sie nahm seine Hand und küßte sie. »Ehrlich.«
    »Danke.«
    Sie zog ihre Hand zurück und fing an zu essen. Obwohl sie jedes Mal lächelte, wenn ihre Blicke sich trafen, wußte Decker, daß Rina noch etwas bedrückte. Zwar war er selbst auch nicht immer offen mit seinen Gefühlen. Häufig, wenn ihn die Arbeit belastete, redete er lieber mit sich selbst, anstatt sich bei Rina zu beklagen. Dann ritt er mit seinen Pferden in der Gegend herum und führte imaginäre Gespräche. Aber Decker meinte, daß es bei Frauen anders sein sollte, daß sie über ihre Gefühle sprechen sollten.
    »Du bist immer noch sauer, stimmt’s?« fragte er.
    »Das ist es nicht.«
    »Was denn dann?«
    »Na schön.« Ihre Stimme klang zögernd. Sie senkte ihre Gabel und sagte: »Du hast mir angst gemacht, Peter.«
    Decker war völlig perplex. »Dir angst gemacht?«
    »Es war nicht so sehr, was du gesagt hast, auch noch nicht mal, wie du es gesagt hast.« Sie versuchte, die richtigen Worte zu finden. »Es war der Blick in deinen Augen. Dieser absolute Zorn. Ich … ich hatte das Gefühl … ach, vergiß es.«
    »Red bitte weiter«, sagte Decker. Er bemühte sich, gelassen zu klingen.
    »Sagen wir mal so, mir war deutlich bewußt, daß du eine Waffe hattest.«
    Decker war schockiert. » Was ?«
    »Du wolltest es ja unbedingt wissen.«
    Decker schlug die Hände vors Gesicht. »Das ist ja reizend. Du hast geglaubt, ich würde dich erschießen.«
    »Das hab’ ich nicht gesagt. Ich hab’ nur gedacht, wenn die Jungen dagewesen wären …«
    »Dann hätte ich die Jungen auch erschossen?«
    »Vergiß es.«
    »Nein, nein, nein. Sag’s mir. Und du brauchst auch keine Angst zu haben. Ich hab’ keine Waffe dabei.«
    »Jetzt hab’ ich dich gekränkt.« Rina versuchte, seine Hände zu nehmen, aber er zog sie weg. »Ich kann nicht dafür, daß du es so empfindest, Peter. Vielleicht ist dir nicht bewußt, wie hart und furchteinflößend du wirken kannst. Aber vielleicht solltest du es wissen. Yitzchak war ein ganz stiller Mensch, er ist nie laut geworden. Ich sag’ das nicht, weil ich will, daß du so sein sollst wie er – ich liebe dich so, wie du bist –, ich sag’ dir das nur, damit du weißt, woran die Jungen gewöhnt sind. Einen solchen Wutanfall haben sie noch nie erlebt, und ich möchte, daß es so bleibt, ihnen zuliebe. Sie beten dich an. Und sie wären völlig am Boden zerstört … wenn du sie so wütend anstarren würdest. Besonders Shmuli. Du weißt doch, wie sensibel er ist.«
    Decker schob seinen Teller zur Seite und fühlte sich plötzlich müde und alt. Rina hatte ihn schwer getroffen, aber es war nicht das erste Mal, daß ihn jemand an dieser Stelle getroffen hatte, Jan hatte ihm mal dasselbe gesagt, vor langer Zeit, kurz nachdem sie geheiratet hatten. Anschließend hatte er in den Spiegel gesehen. Seine Augen waren mörderisch gewesen. Decker nahm an, daß er aufgrund dieses Blicks gut mit Verbrechern umgehen konnte, aber ein schwieriger Mensch für Leute war, die auf der richtigen Seite des Gesetzes standen.
    »Es tut mir leid«, sagte Rina leise.
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast nichts falsch gemacht. Wie du schon sagtest, ich wollte es ja unbedingt hören.«
    »Ich liebe dich, Peter.«
    »Ich liebe dich auch.«
    »Das weiß ich. Und ich weiß auch, daß du mir nie weh tun würdest.«
    »Eher würde ich mich selbst

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