Abschlussfahrt
schüttelt angeekelt die Flip-Flops von ihren Füßen.
»Aber eins sag ich dir! Die bezahlst du mir, du widerliches Schwein!«
Sie stapft wütend davon, ihre Stimme entfernt sich. »Mist, jetzt kann ich gleich noch mal duschen! So ein blödes Arschloch!«
»Marlon, du bist echt widerlich!« Henny schüttelt den Kopf, wobei sie sich auch ein leichtes Grinsen nicht verkneifen kann.
»Was?«, ertönt es verschlafen links unten. »Wer ist widerlich? Was ist denn das für ein Radau hier am frühen Morgen? Hab ich was verpasst?«
Lars ist also auch endlich aufgewacht.
»Marlon hat an die Tür gepisst«, kichert Diego.
»Und Yvonne ist voll reingelatscht«, erklärt Seba.
»Mit Flip-Flops«, fügt Adrian hinzu.
»Was, echt?«, prustet Lars laut los, springt aus dem Bett, steht auf und hält Marlon fünf hin. »Geile Aktion! Du bist echt die Härte!«
Marlon versucht einzuschlagen, schafft es aber nicht, weil er wieder anfängt zu lachen. Ist mal gut jetzt, so langsam reicht es aber mit der Hysterie. Selbst der beste Witz sollte nicht totgelacht werden.
Okay, Kommando zurück. Marlon lacht längst nicht mehr über die Pinkelaffäre, mittlerweile schmeißt er sich über Lars weg. Und mir geht es genauso, als ich sein Gesicht sehe. Das hatte ich schon total vergessen! Marlon war ja letzte Nacht noch edding-technisch unterwegs!
»Was denn?«, lacht Lars unsicher und dreht sich den anderen zu.
Lars schlägt eine Riesenwelle Gelächter entgegen. Das sieht aber auch zu geil aus. Marlon hat ihm Brüste auf die Wangen gemalt, links und rechts jeweils eine. Und seine Ohren sind komplett rot. Und das Geilste überhaupt: Marlon hat ihm eine dicke, runde Brille um die Augen gemalt. Selten so was Bescheuertes gesehen.
»Was denn?«, hakt Lars nach. »Jetzt erzählt schon! Ich will mitlachen!«
»Dann würde ich mal schnell ins Bad gehen!«, prustet Nele.
»Genau!«, lacht Diego. »Aber nimm die Brille vorher ab!«
»Brille?« Lars verzieht verwundert das Gesicht. »Was denn für ’ne Brille? Kapier ich nicht.«
»Und vergiss nicht, dir die Ohren zu waschen!«, lacht Seba.
»Wieso?« Lars greift an sein linkes Ohrläppchen und reibt es zwischen zwei Fingern. »Ich hab doch erst gestern geduscht.«
Er nimmt die Hand vom Ohrläppchen und riecht an seinen Fingern.
»Oh, Scheiße!«
Er hetzt aus dem Zimmer in Richtung Bad, barfuß, mitten durch die Pfütze.
Ich glaube, ich habe noch nie so kurz nach dem Aufstehen so viel gelacht.
Lars kommt zwanzig Minuten später zum Frühstück, seine Ohren sind immer noch rot, aber vom Schrubben. Die Brüste auf den Wangen hat er abgekriegt, aber die Brille ist immer noch schwach zu erkennen. Darunter wird er sicherlich noch den ganzen Tag leiden müssen. Und weil er zu spät ist und wir gleich losfahren, hat er noch nicht mal mehr Zeit, etwas zu essen. Er kippt sich schnell einen Kaffee rein und steckt sich ein paar trockene Brötchen in die Tasche.
Diesmal fahren wir nicht mit dem Zug, sondern mit einem extra für uns gemieteten Bus, keine Ahnung warum. Der Busfahrer lässt die ganze Zeit über irgendwelche grauslichen italienischen Schlager in voller Lautstärke laufen. Wir kontern, indem wir so laut und falsch wie möglich mitgrölen, was ihn allerdings nicht stört, er freut sich sogar darüber.
Mittlerweile ist es kurz nach halb zehn und wir stehen zwischen tausend anderen Touristen auf dem Domplatz von Florenz und lauschen mal wieder Wuttkes langweiligen Ausführungen.
»Der Dom von Florenz, auch Santa Maria del fiore genannt, ist die viertgrößte Kirche Europas. Die Bauarbeiten begannen 1294 und dauerten knapp hundertfünfzig Jahre.«
Ja, sehr interessant. Vielen Dank, Herr Wuttke. Ich weiß wirklich nicht, wie ich ohne dieses Wissen hätte weiterleben können.
»The basilica was built on the site of a previous cathedral, Santa Reparata, and was inspired by the new cathedrals in Pisa and Siena.«
Na super. Jetzt das Ganze auch noch von rechts auf Englisch. Neben uns steht eine Gruppe Amerikaner, zumindest hört sich der Akzent so an.
»Eine Besonderheit dieses Doms ist die prächtige Kuppel, entworfen von Filippo Brunelleschi«, fährt Wuttke fort. »Sie ist einhundertsieben Meter hoch und hat einen Durchmesser von fünfundvierzig Metern.«
»Da geh ich aber nicht hoch«, sagt Nele leise neben mir und greift nach meinem Arm.
»Keine Angst.« Ich drücke kurz ihre Hand. »Da darf man bestimmt gar nicht hoch.«
»Die Kuppel besteht aus zwei Schalen. Zwischen diesen
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