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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Zeug
übrig ließen, dann würden sie es sich nachher in der Küche auch schmecken
lassen.
    Schmalfuß,
von seiner türkischsprachigen Konversation berauscht und die Augen mit großem
Behagen fest auf seinen Teller gerichtet, bekam nicht mit, wie Madlen plötzlich
ihr Abendtäschchen, das neben ihrem Teller lag, öffnete, ihr Smartphone
hervorholte und eine Nachricht las. Einen Moment blieb sie erstarrt sitzen,
dann steckte sie das Handy energisch zurück in die Tasche, dachte kurz mit
geschlossenen Augen nach und stand auf.
    »Mal
für kleine Mädchen«, murmelte sie und schob ihren Stuhl zurück.
    »Oh,
da komme ich mit!« Saskia sprang auf und strahlte Madlen an. »Ich gehe so
ungern alleine aufs Örtchen.«
    Madlen
verdrehte die Augen. Diese Mädchen hatte sie schon in der Schulzeit gehasst! Frau
Lehrerin, Frau Lehrerin, bitte, kann ich mit der Madlen raus, ich muss auch mal
ganz doll dringend! Woran lag es, sinnierte Madlen, dass manche Frauen nur
im Rudel aufs Klo gehen konnten, während andere in dieser Angelegenheit
entschieden ihre Ruhe haben wollten? So wie sie.
    Madlen
rauschte kommentarlos mit glitzernden Pailletten Richtung Tür, doch Saskia
heftete sich erfolgreich an ihre Fersen. Sie hatte schon so lange auf die
Toilette gemusst, was ihr Schulterzucken eindeutig verschlimmert hatte, und
keine von den Frauen im Raum, die sie die ganze Zeit mit wachsender
Verzweiflung beobachtet hatte, war aufgestanden! Froh, dass es endlich soweit
war, überholte sie Madlen in der Halle und rannte an der Rezeption vorbei die
Treppe hinunter, wo sich, wie sie sicher wusste, Toiletten befanden. Erst als
sie sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf die Klobrille plumpsen ließ,
fiel ihr auf, dass es im Raum vollkommen still war, kein Laut, kein Rascheln
drang aus den Nebenkabinen.
    Madlen Erdmann war nicht da.
    Patrick
Schleinitz wusste, dass er den Abend mit Anstand hinter sich bringen musste,
aber ihm war nicht klar, ob und wie er es schaffen würde. Seine Haut kribbelte,
als hätte er sich in einem Ameisenhaufen gewälzt, und es juckte ihn in den
Fingern. Zu gerne hätte er jetzt ein Päckchen Pokerkarten aufgebrochen, zu
gerne das knisternde Zellophan hastig entfernt, nur um seinen Händen etwas zum
Spielen zu geben. Selbst der Anblick eines Spielautomaten, der ihn Runde um
Runde betrog und klingelnd Loser signalisierte, während er sich immer
weiter von Patrick füttern ließ, wäre ihm lieber gewesen als der Anblick von
Hakan Hunsfos’ rosigem Gesicht. War ja klar, dachte Patrick, dass bei meinem
Glück dieser Kerl mir direkt gegenüber platziert wird.
    Und
wie zuvorkommend und witzig er mit dem untersetzten Kerlchen neben ihm
plauderte, der ihn dauernd am Ärmel zupfte und Tipps für das morgige Freundschaftsspiel
gegen den Dereköy Spor Kulübü von sich gab. Poppo und Hakan sollten diese
Türken nicht unterschätzen, die hatten Jägerblut in sich! Die waren hungrig!
Hakan nickte bedächtig, die Stirn in Falten gelegt, als würde ihm die Schwere
des morgigen Spiels soeben erst bewusst. Der kleine Mann hob einen Finger und
deutete auf Patrick, zum Zeichen, dass auch er sich seiner Sache bloß nicht zu
sicher sein sollte. Patrick hätte gerne in den Finger gebissen, stattdessen
lächelte er und nickte ebenso langsam wie Hakan, doch er schien die
beabsichtigte Wirkung zu verfehlen.
    »Da
lacht er, der Herr Schleinitz!« Das Männchen lehnte sich fassungslos zurück. »Ich
sage Ihnen, ich komme schon seit fünf Jahren jeden Winter hierher und seit sie
diese tolle Fußballanlage haben, mein lieber Herr Gesangsverein, da sage ich
Ihnen was! Das sind Bomber, das sind Granaten, die machen noch einen
Durchmarsch bis ganz nach oben! So wie die Bütter, so wie Sie selbst! Erinnern
Sie sich, als Sie noch jung und hungrig waren?«
    Ich
bin immer noch jung, dachte Patrick, und hungrig bin ich auch. Aber ich brauche
keine Siege mehr, keinen Applaus, keine tobende Menge. Ich brauche nur noch
Geld. Und möglichst viel davon.
    Hinter
dem zuckenden Kopf des sich weiter ereifernden Männchens konnte Patrick einen
Tisch weiter den Rücken des Trainers erkennen. Am Kopfende saß Dr. Ingo Mahler,
den Bart wie immer so gezwirbelt, dass die Spitzen auf Höhe der Ohrläppchen
endeten. Kleine Christbaumkugeln sollte ich ihm als Dank für seinen Verrat
dranhängen, dachte Patrick und würgte an einem zu großen Bissen Steak, den er
hastig und unbesehen in den Mund geschoben hatte. Poppo und Piet van de Boldt
saßen rechts und links von

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