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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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Ihnen.«
    Ein Grund ist, dass es so billig ist. Ich meine, ich habe eine tiefsitzende Abneigung dagegen, überhaupt Miete zu bezahlen, Wohnen sollte umsonst sein wie Luft, Parks und Wasser. Ich glaube nicht, dass ich geizig bin, tatsächlich weiß ich, dass ich es nicht bin, aber ich kann es einfach nicht ertragen, mehr als ein oder zwei Schilling an einen Vermieter zu zahlen. Der eigentliche Grund aber ist, wie du vielleicht schon erraten hast, dass man hier frei ist, wie unerfreulich die Gegend auch immer sein mag. Keiner, ich wiederhole, keiner hat mich hier je gefragt, was ich bin oder was ich tue oder wo ich herkomme oder welcher gesellschaftlichen Gruppe ich angehöre oder ob ich gebildet bin oder nicht, und wenn ich eines auf der Welt nicht leiden kann, dann sind es neugierige Fragen. Außerdem und vor allen Dingen ist es so: Sobald die örtlichen Banditen merken, du kommst klar und verdienst dein eigenes Geld und so weiter, lassen sie dich kein bisschen spüren, dass du ein Teenage-Geschöpf bist – wenn du Kohle hast und für dich selbst sorgen kannst, behandeln sie dich wie einen Mann, was du ja auch bist. Zum Beispiel hätte mich niemand hier in der Gegend so behandelt, wie es dieser Bankangestellte in Belgravia versucht hat. Wenn du hier irgendwo reingehst, gehen sie davon aus, dass du im Bilde bist. Wenn du’s nicht bist, schon klar, dann fliegst du in hohem Bogen raus, aber wenn doch, behandeln sie dich wie einen von ihnen.
    Das Zimmer, das ich im sonnigen Napoli bewohne und das mir den Blick auf beide Eisenbahngleise beschert ( und auf die fauligste Reihe
     Hinterhöfe, die man jenseits der städtischen Müllhalden finden kann), gehört einem asiatischen Typen namens Omar, ein Pakistani glaub ich, der pünktlich
     wie die Uhr ist – eigentlich sogar pünktlicher, denn Uhren bleiben schon mal stehen – und der samstagmorgens auftaucht, begleitet von zwei Landsleuten,
     die ihm als Bodyguards dienen, um die Mieten einzutreiben, und du hältst deine besser bereit. Denn wenn du das nicht tust, bleckt er bloß die Zähne und
     befiehlt seinen Fellachen, alles, was du besitzt, auf einen Haufen draußen auf den Gehweg zu schmeißen, egal ob es regnet, schneit oder der Nebel so dick
     ist wie
Mulligatawny.
11 Und wenn du die Tür verriegelt hast, macht es ihm überhaupt nichts aus, sie einzutreten, und auch wenn du noch im Bett liegst, ganz verletzte Unschuld und Bitternis, kommt er trotzdem rein, mit seinem widerwärtigen Mir-doch-wurscht-Grinsen. Wenn du also weißt, dass du nicht da sein wirst, hinterlässt du das Geld am besten bei einem Freund, oder noch besser, du bezahlst, wie ich es tue, monatlich im Voraus. Und wenn du das tust, holt er eine Plastiktüte an einer langen Kette aus der Innentasche seiner Jacke, steckt das Geld weg und sagt, man müsste mal zusammen einen trinken gehen, doch obwohl ich ihn schon ein- oder zweimal im Pub getroffen habe, hat er mir natürlich nie einen ausgegeben. Und solltest du dich über irgendwas beschweren – ich meine, selbst darüber, dass das Dach einstürzt oder das Wasser abgedreht ist –, grinst er dasselbe Grinsen und kümmert sich einen Scheißdreck darum. Andererseits könntest du jede Hure und jeden Halsabschneider der Stadt auf einen Kübel Gin einladen oder einer Leiche auf deinem Gästebett Quartier gewähren oder gar das verdammte Haus in Brand setzen, und er würde nicht mit der Wimper zucken – auch dann nicht, wenn sich irgendjemand bei ihm über dich beschwerte. Jedenfalls nicht solange du deine Miete bezahlst. Im Grunde also der perfekte Vermieter.
    Die Mieter kommen und gehen, wie nicht anders zu erwarten, aber unter den langfristigen Bewohnern hab ich ein paar besondere Kumpel, von denen ich die drei folgenden besonders erwähnen möchte.
    Der erste wohnt im Stockwerk unter mir (ich bin ganz oben) und ist ein Junge genannt The Fabulous Hoplite. Ich hoffe mal, du machst dich nicht lustig über seinen Namen, denn Hoplite würde dies absolut nicht gefallen, da er ein sehr sensibler und würdevoller Typ ist, der früher, um die Wahrheit zu sagen, die männliche Maid einer männlichen Hure war, sich aber inzwischen aus dieser speziellen Szene zurückgezogen hat. Berichten zufolge hatte der Hoplite schon mit einigen der obersten Schwuchteln der Stadt Sachen laufen und war beim niederen Adel sogar noch stärker gefragt als die kostspieligen Glamorosos, mit denen er so zusammenlebte. Ich kenne ihn, weil er ein Freund von Wiz ist, den er verehrt (es

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