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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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läuft aber nichts), und durch die beiden habe ich auch mein Zimmer bekommen. Der Hoplite verdient sein Geld jetzt, abgesehen von ein bisschen freiberuflicher Arbeit nebenbei, wenn es eng wird, als Kontaktmann verschiedener Klatschkolumnisten, denn auch wenn du’s nicht glauben magst, wenn du seinen Hintergrund betrachtest, kommt der Hoplite in den Knightsbridge-Chelsea-Zirkeln ziemlich wichtig rum, was ohne Frage daran liegt, dass er auf eine elfenhafte, jugendliche Weise gut aussehend ist und außerdem sehr geistreich, man könnte auch sagen scharfzüngig, aber hauptsächlich daran, dass er wirklich sehr freundlich ist: Ich meine, er mag die Menschen wirklich gern, was zwar eine Menge Menschen von sich glauben, tatsächlich aber eher selten vorzukommen scheint.
    Als Nächstes, im ersten Stock, eigentlich im schönsten Zimmer, aber irgendwie hab ich nicht das Gefühl, dass er dort noch lange wohnen bleibt, da er
     schon ein paar kritische Momente mit Mr. Omar zu überstehen hatte, gibt es einen jungen Farbigen namens Mr. Cool (was, wie ich kaum erwähnen muss, sehr
     wahrscheinlich nicht sein Taufname ist). Cool ist ein örtliches Produkt, ich meine geboren und aufgewachsen auf dieser Insel zweier Rassen, er trägt ein
     Bärtchen und hört das
Modern Jazz Quartett
12 und redet sehr leise und blinzelt mit seinen großen Augen und lässt gelegentlich ein trauriges, flüchtiges Lächeln über seinen Kussmund gleiten. Er ist sicherlich jünger als ich, gibt mir aber das Gefühl, ungefähr neun zu sein, souverän und väterlich, wie er ist, wenngleich ich keine Ahnung habe, was zum Teufel er tut, um sich seine MJQ - LP s leisten zu können – ehrlich nicht. Ich glaube nicht, dass es etwas Illegales ist, obwohl man es erwarten könnte, da der Junge immer dermaßen pleite ist, dass er nur einen einzigen Anzug besitzt (einen gestreiften schwarzen Italiener) und keine nennenswerten Möbel, abgesehen von seiner Musiktruhe, sodass die Geschäfte also entweder schlecht laufen oder er, aus guten Gründen, nicht darüber redet.
    Ich lasse verschiedene Zimmer und Stockwerke aus und komme nun zu meiner besonderen Freundin, sie wohnt im Souterrain, ist eigentlich ein Horror und heißt Big Jill. Jill ist eine Lesbe und außerdem, du glaubst das vielleicht nicht, eine lesbische Zuhälterin, das heißt, sie schickt eine Reihe idiotischer Püppchen auf den Strich und sitzt in ihrem überheizten, überladenen, zu sehr nach Essen riechenden Keller und kassiert. Sie ist den ganzen Tag zu Hause und geht abends, wenn die Sonne untergeht, in einen Nachtclub, wo sie hinter der Theke steht und unter ihren kleinen Lesben-Fans Hof hält. Und dann, wenn sie in den frühen Morgenstunden nach Hause kommt, hat sie die Angewohnheit, sich vors Haus zu stellen und hoch zu den oberen Fenstern nach dem Hoplite oder mir zu rufen, ob wir runterkommen und was essen wollten. Was wir, ehrlich gesagt, auch ziemlich oft tun, nicht unbedingt wegen des Essens, sondern weil die alte Jill sehr weise ist, wenngleich noch nicht weit in den Zwanzigern, und sie ist meine einzige Vertraute in Sachen Suzette; da schätze ich ihren Beistand, habe auf eine persönliche Inaugenscheinnahme aber verständlicherweise bislang verzichtet, denn meine Zusammenkünfte mit Suze beschränken sich auf ihre Wohnung, drüben in W2.
    Inzwischen war ich natürlich schon angekommen und die linoleumfreie Treppe hochgeschossen, die niemand kehrt und die niemals beleuchtet ist (und die Haustür ist immer offen), in mein Loft, das aus einem einzigen großen Raum über die ganze Breite des Gebäudes besteht, mit Badezimmer auf dem Treppenabsatz ohne Badewanne (ich benutze die städtische), aber mit Waschbecken und einer Toilette. Und eingerichtet hab ich es in einem Stil, den ich mal anti-verächtlich nenne, also mit uralten Tante-Fanny-Tapeten, die ich als Reste in einem Malerladen in der Portobello Road aufgetrieben habe. Auch ein Bett habe ich, eins für drei Personen, und den üblichen Tisch und Stuhl; aber keine weiteren Stühle, sondern stattdessen eine Menge Kissen, die auf dem Boden verteilt sind, und zwar auf meinem einzigen Luxusobjekt, einem Teppichboden. Meine Kleider hänge ich an Leinen und überziehe sie mit Plastikhüllen gegen den Eisenbahnruß, den Rest bewahre ich in meinem metallenen Schiffskoffer auf. Vorhänge habe ich keine, weil ich gerne nach draußen schaue, besonders nachts, und ich zu weit oben bin, als dass jemand reinschauen könnte. Das übrige Inventar besteht

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