Absolute Beginners
Nächstes.
»Da gab es Wechsel«, sagte Dad vorsichtig. »Die Malteser sind draußen. Sie hat stattdessen ein paar Zyprioten.«
»Auf jeden Fall steht Mum loyal zum Commonwealth.«
Damit kam ich noch durch, und Dad sagte, sehr entschieden: »Die Zyprioten sind Ehrenmänner.« Ich fragte ihn, warum, und er sagte: »Sie verachten einen nicht, wie die Malteser es tun. Man merkt an ihren Manieren, dass sie einem Volk angehören, nicht einem Stamm.«
Ich wollte auf die Frage nach Dads Gesundheit kommen, aber das war knifflig, weil niemand verschlossener ist als mein Poppa, und außerdem – wie vorgehen, sodass er nicht erraten würde, was ich mir für Sorgen um ihn machte?
»Und wie geht’s dir selbst so, Dad?«, war alles, was mir einfiel.
»Wie es mir geht?«
»Ja. Ich meine, wie fühlst du dich so?«
Dad starrte mich an. »Wie immer«, sagte er, was auch immer das hieß.
Um ehrlich zu sein bastelte ich schon seit Mums Enthüllung an einem kleinen Plan, was meinen Dad anging. Der ist folgendermaßen. Vor einem Jahr, als ich noch ein ziemliches Kid war, hatte ich eine Lebensmittelvergiftung. Das hatte ich tatsächlich – aber das war nicht, was die Ärzte mir sagten. Was sie mir sagten, war fast alles außer Lebensmittelvergiftung. Glaub mir, ich denke mir das nicht aus. Als der örtliche Experte in der Arztpraxis das Handtuch warf, ging ich ins Krankenhaus zum Nationalen Gesundheitsdienst, wo mindestens drei von ihnen mich untersuchten, mir Tabletten und Injektionen verpassten und mich als geheilt entließen, im gleichen Zustand wie zuvor. Tagelang hatte ich Fieber und übergab mich fast stündlich. Ich wäre damals fast wieder nach Hause gezogen, zurück zu meiner Mum und meinem Dad, weil ich langsam echt Schiss bekam.
Dann hatte ich eine Eingebung. Jeder weiß, dass in der Harley Street und Umgebung die besten Ärzte ihr Handwerk betreiben, deshalb dachte ich mir – warum sollen sie es jetzt nicht mal an mir betreiben? Ich ging eines Tages hin und beschloss, die Hausnummer zu wählen, die zufällig dem Kalendertag entsprach, und zu klingeln und dann abzuwarten, was passierte. Das Problem war nur, dass es dort sechs Klingeln gab – also klingelte ich bei allen. Wenn du mir dieses Märchen jetzt nicht glaubst, dann entsinne dich bitte, dass ich vom Fieber ganz betrunken und es mir schlicht egal war, was passieren würde: ich wollte bloß jemanden finden, der Bescheid wusste. Tja, alle sechs Klingeln wurden von der gleichen Person beantwortet: d. h. einer Art Krankenschwester-Sekretärin (ich würde sagen, Krankenschwester bis hoch zum Busen und darüber Sekretärin), und ich musste mich nicht zwischen sechs Medici entscheiden, weil ich im Marmor-Eingang zusammenbrach und Dr. A. R. Franklyn sich für mich entschied.
Dies war der medizinische Schleicher, der mich heilte. Als ich wieder zu mir kam, mich wieder übergab und ihn scharf in den Blick bekam, sah ich einen großen, ernsthaften jung aussehenden Mann, der mich bat, ihm alles zu erzählen, was ich auch tat. Er untersuchte mich eine Stunde lang und sagte dann »Also, ich weiß nicht, was mit Ihnen nicht stimmt, aber wir müssen es herausfinden.« Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich diese Worte von Dr. F. beeindruckten. Denn die ganzen anderen Notaufnahme-Nummern hatten mir versichert, sie wüssten ganz genau, was mit mir nicht stimmte (doch sie waren sehr vage, was die Details betraf); Dr. A. R. Franklyn aus der Harley Street aber sagte, er wüsste es nicht – und rief einen Krankenwagen und brachte mich flugs in eine dieser Achtzig-Guineen-die-Woche-Kliniken, in denen sie dir für dreistellige Summen die Ohrläppchen durchstechen und dein Geschlecht umwandeln – und das alles, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wer am Ende wofür aufkommen sollte.
Um ein langes Dingsda abzukürzen – nachdem er mir zwei Tage lang in jedes Loch gepiekst hatte, das ich besitze, stellte er fest, dass ich einen Abszess hatte, und punktierte ihn, und herunter ging die Temperatur, und die Sache war erledigt, bloß musste ich noch eine weitere Woche im Krankenhaus bleiben, was mir schon wegen der Krankenschwestern nicht direkt Spaß machte. Ich weiß schon, Krankenschwestern sind wundervoll und so weiter, und die ganze verdammte Gemeinschaft würde ohne sie zusammenbrechen, aber sie sind herrschsüchtig. Sie wissen, dass jeder Mann sich daran erinnert, wie er ganz, ganz früher, als er noch ein Kind war, von Frauen herumkommandiert wurde, und wenn sie dich
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