Absolute Beginners
Sambesi oder wo auch immer das ist, um den Forschungsreisenden die Zähne zu blecken. Als wir an hohen Ufern voller Schilf vorbeifuhren, schien sich dies vor uns zu verbeugen, weil es sich erst mehrere Fuß senkte und dann wieder erhob, wenn wir vorbeigefahren waren. Und manchmal tauchten unerwarteterweise Hügel auf – und, was noch erstaunlicher war, tauchten sie dann (ich meine die gleichen Hügel) an ganz anderer Stelle wieder auf, weil wir eine mehrere Kilometer lange Kurve gefahren waren. Es gab kleine Brücken, unter denen wir nur gerade so durchpassten, wie in kitschigen Filmen über das feudale Schottland, und neben jeder Schleuse hingen komische Schilder, auf denen »Vorsicht« stand, und man hörte tosende Geräusche wie an den Niagarafällen, oder zumindest fast. Tatsächlich war diese ganze verdammte Schau ebenso gut wie das Cinerama bei durchgehender Aufführung, und viel belebender.
Die berühmteste dieser Schleusen, so informierte mich Dad – und er muss recht gehabt haben, weil der Käpt’n sein Steuerrad einem geschickten Kiddo überließt, das ich zugegebenermaßen beneidete, und sich unter die Passagiere mischte und das Gleiche sagte –, war eine mit Namen Boulter’s Lock. Eine kleine Brücke führte darüber, wie in japanischen Krimis, auf eine große bewaldete Insel, und laut Dad war diese Insel in den Tagen von Queen Victoria und King Edward und diesen ganzen historischen Monarchen der ober-angesagte Treffpunkt für die Gecken und feinen Pinkel und Weiberhelden und ihre Miezen. Ich persönlich (obwohl ich das natürlich nicht sagte) fand’s ein bisschen düster – ein bisschen traurig und verlassen und un-zeitgemäß wie so viele Ruhmesstätten, auf die dich deine Vorväter voll Stolz vom Bus-Aussichtsdeck aus hinweisen. Und als wir danach in einen Teil schipperten, den sie Cliveden Reach nannten (obwohl man es ganz anders ausspricht, weil es bei so gescheiten Wörtern sonst langweilig wäre), welcher offenbar eine der malerischsten Herrlichkeiten der Nation ist, war ich ziemlich erschöpft, gebe ich zu. Es war wie der Kanal im Regent’s Park, bloß natürlich größer: ich meine, große Wälder aus hängenden Bäumen, die wie Petersiliensalat in den Fluss hingen und alle langsam vor sich hin rotteten und so alt waren: was England natürlich ist, ich meine, die ganzen uralten Städte, aber anscheinend kann sogar auch der natürliche Teil so aussehen.
Aber jetzt wurde ich langsam ein wenig nervös: denn ich wusste, wenn wir aus diesem Cliveden-Lilienteich herauskämen, dann wäre der nächste Halt der Ort namens Cookham. Nun, als ich mir die ganze Szene vorgestellt hatte, während ich zu Hause auf meinem gefederten Diwan lag, da hatte ich gedacht – schön, ich weiß, dass das idiotisch ist –, aber da hatte ich gedacht, dass Suzes Haus eine kleines weißes Ding sein würde, das neben dem Fluss stand, und dass das Boot langsam vorbeifahren und sie just in diesem Moment herauskommen würde (ohne Henley, überflüssig zu erwähnen), und wenn sie mich dort auf dem Deck sehen würde wie den Kapitän der H. M. S. Pinafore , dann würde sie mir den einen oder anderen Kuss zuwerfen und mich anflehen, von Bord zu kommen, und das Boot würde neben ihrem Garten anlegen und ich in ihre Arme steigen.
Na ja, natürlich wusste ich, als der Tag so voranschritt, dass das nicht passieren würde, aber ich hatte die Entscheidung, was genau ich tun sollte, hinausgezögert: z. B. aussteigen oder nicht, und wie Suzes Behausung aufzufinden sei, sollte ich es tun. Aber gleich nach der Cookham-Schleuse (die ein Stück vor dem Ort selbst liegt), während ich an alldem verzagte und mich irgendwie paralysiert fühlte und mich fragte, ob ich Suze überhaupt sehen wollte, war es Dad, der mir unerwarteterweise zu Hilfe kam – wenn auch auf sehr missliche Weise. Denn als wir nach dem Schleusen-Ding wieder die Segel gesetzt hatten und ich mich schon selbst dafür verfluchte, dass ich nichts tat, und wir gerade unter die Metallbrücke dort fahren wollten, sank Dad auf meine Schulter und wurde ohnmächtig.
Also setzte ich ihn auf und rannte los und erzählte es dem Käpt’n, der gar nicht erfreut war und sagte, wir könnten an der nächsten Schleuse aussteigen, zu der wir kämen. Aber ich sagte, nein, das sei doch scheiße, und dass Dad ein kranker Mann und bei Dr. A. R. Franklyn aus der Harley Street in Behandlung sei, und dass ich ihn schnell zum Arzt in Cookham bringen müsste, und wenn er sein Boot nicht
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