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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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an der niedrigen Tür anstießen, die nach unten in den Salon führte.
    »Und zwar wofür?«, fragte er mich, nachdem ich den Bölkstoff und die Cola geholt hatte.
    Das ist schon komisch, oder, dass die alten Herrschaften immer so misstrauisch werden, wenn sie hören, dass man Geld verdient hat! Sie können schlicht nicht glauben, dass der kleine Nachwuchs ein bisschen erwachsen geworden ist und ein paar ehrliche Münzen eingefahren hat.
    »Wenn du zuhörst, Dad, erkläre ich’s dir«, sagte ich. Aber es war schwer, sich zu konzentrieren, weil wir uns, wie die Bullaugen just neben unseren Köpfen zeigten, genau auf Wasserebene befanden, und es stellte sich als unmöglich heraus, nicht hinzuschauen, genau wie beim Fernsehen.
    »Ich höre zu«, sagte Dad.
    Ich erzählte ihm, dass ich einen Typen namens V. Partners kannte, der in der Werbeindustrie einen Namen habe und der eine Ausstellung meiner Fotos sponsern wolle, falls ich damit einverstanden sei, dass er die Besten davon nehmen würde, um eine Hautcreme zu propagieren, die er vermarktete, Tingle-Tangle sei ihr Name, und sie ziele auf den Teenager-Markt ab, und dass er mir darauf einen Vorschuss von zweimal fünfundzwanzig gegeben habe.
    »Das ist nicht viel«, sagte Dad – sehr zu meiner Überraschung.
    »Findest du nicht?«
    »Es ist weniger, als du kriegen könntest …«
    »Du meinst, ich hätte mehr verlangen sollen?«
    »Das auch wieder nicht, nein. Hast du irgendwas unterschrieben?«
    »Das musste ich.«
    »Du bist ein verdammter Idiot, mein Sohn. Und er ist auch einer«, fügte Dad hinzu, »weil du minderjährig bist.«
    Also wirklich!
    »Hör mal zu, Dad«, sagte ich, und ich war einigermaßen verstimmt, »ich hab nicht deine Erfahrung, aber eines bin ich nicht, wenn ich bitten darf, und das ist ein Idiot.«
    »Entschuldigung.«
    »Entschuldigung angenommen.«
    Aber ich war keineswegs zufriedengestellt – nein, ganz und gar nicht –, zumal mich der Gedanke beschlich, dass Dad wahrscheinlich recht hatte. Vendice war sehr nett – und zumindest hörte er mir zu und lachte nicht –, aber natürlich ging es ihm ums Geschäft. Ich dachte: ich muss mal einen Anwalt kennenlernen.
    »Wann kommen wir an?«, fragte Dad.
    »Marlow? Denkst du jetzt schon daran? Gegen sechs.«
    »Wir könnten dort noch zum Tee bleiben.«
    »Wenn du willst, Dad, aber ich würde gerne wieder nach London zurück, wenn es dir nichts ausmacht, weil ich noch auf ein Konzert will.«
    »Dieser Jazz?«
    »Ja. Dieser Jazz.«
    »Na dann, also gut. Wo essen wir zu Mittag?«
    Ich überlegte schnell. »Na ja«, sagte ich, »wir könnten hier auf der Queen Mary essen, oder wir könnten bei einem dieser kleinen Dörfer aussteigen und danach das nächste Boot nehmen.«
    »Geht das mit unseren Fahrkarten?«
    »Aber sicher. Hab ich überprüft.«
    »Na ja, schauen wir mal«, sagte er.
    »Okay.«
    Das brachte mich in Gedanken wieder zu Suze. Und so sehr ich den alten Dad auch liebe, so alles in allem konnte ich nicht anders als mir zu wünschen, dass in genau diesem Moment nicht er dort wäre, sondern sie. Gloria! Wie fabelhaft es doch wäre, diese Flussfahrt mit Crêpe Suzette zu unternehmen! Und warum um alles in der Welt war mir das nicht schon damals, in vergangenen Zeiten, eingefallen?
    Wow! Ich bekam einen echten Schock! Denn ein Gesicht – ein menschliches Gesicht – blitzte an einem Bullauge vorbei. Aber dann merkte ich, was es war, nämlich ein Haufen Badender, die sich in dem umliegenden Gewässer verausgabten, und Dad und ich gingen nach oben, um einen genaueren Blick auf sie werfen zu können. Und da waren sie – in rauen Mengen – und sprangen vom Ufer, strampelten im Fluss umher und verleiteten den Käpt’n zu einem Fluch, weil sie seinem Atlantikkreuzer zu nahe kamen. Sie schrien und planschten oder, wenn sie vernünftiger waren, rösteten ihre Oberkörper dort oben auf der Wiese oder standen in gekünstelten Posen herum und guckten. »Viel Glück!«, rief ich einer olympischen Nummer zu, die gerade genau vor dem Bug des Schiffs durch das Wasser gepflügt war. »Hilfe! Aber ich würde gerne mitmachen«, sagte ich zu Dad.
    Danach fuhren wir durch einen ruhigeren Teil, mit großen Häusern mit ihren Vorgärten am Fluss, und manchmal war es hier ziemlich einsam, mit lediglich dem einen oder anderen Angler, der da saß wie eine Statue, und Schwänen, die heranschwammen, um uns anzufauchen, genau wie die Alligatoren, wenn der Schaufelraddampfer den Amazonas heraufschippert oder den

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