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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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maßgeschneiderte Uniformen und todschicke Arbeitskleidung, wie in ihren Gefängnisfilmen. Bist du nicht in Versuchung?«
    Ich sagte ihm, okay, aber ich müsste ihn für den Moment verlassen, denn wenn ich das nicht täte, dann müsste ich mich auf der Stelle auf dem Gehweg schlafen legen. Denn ich war ganz einfach am Ende.

IM AUGUST
    Für unseren Ausflug den Fluss aufwärts beschlossen Dad und ich, uns den Teil zwischen Windsor Castle und einem Ort namens Marlow vorzunehmen. Wir wählten die kürzere Route, weil wir erkannten, dass das so ungefähr das Einzige war, was wir schaffen konnten, mit diesem Hin- und Hergefahre von London, und außerdem, weil Dads Gesundheitszustand sicherlich alles andere als glänzend war – und außerdem, weil ich herausgefunden hatte (aber das war ein Geheimnis, das ich Dad vorenthielt), dass Suze und Henley ein Haus unten an der Themse hatten, in einem Dorf, das Cookham heißt, und obwohl ich nicht die Absicht hatte, zu Tee und Scones mit Butter vorbeizuschauen, wollte ich mir den Laden doch auf jeden Fall mal anschauen, wenn unser Vergnügungsdampfer vorbeischipperte, sollte das möglich sein.
    Da waren wir also, in der vordersten Sitzreihe, und fuhren unter der Windsor Bridge hindurch. Ich weiß nicht, ob du schon mal in einem Liebestunnel warst – ich meine, in einem dieser Boote, die sich in Vergnügungsparks durch diese dunklen Tunnel winden –, aber wenn ja, dann weißt du, dass das nur dann was bringt, wenn du den vordersten Sitz erwischst, ganz vorn am Bug, denn dann hast du, während du so dahingleitest, den Eindruck, als würdest du geradewegs über dem Wasser hängen: kein Boot, nur du selbst und das Drumherum. Also, das hier war genauso (abgesehen davon natürlich, dass es hell war und nicht dunkel – genau genommen ein prächtiger Augusttag), das Wasser glitzerte so sehr, dass ich meine Sonnenbrille aufhatte, der Diesel tuckerte, und der alte Dad saß da mit offenem Kragen und seinen Sandalen und seinem zusammengerollten Regenmantel (verlass dich auf Dad!) und paffte mit seiner Bryère-Pfeife wie eine Lokomotive. Hinter uns erhob sich das riesige Schloss und sah genauso aus wie auf der Kinoleinwand, wenn sie »God Save the Queen« spielen und alle nach draußen drängen, und vor uns lagen Felder und Bäume und Kühe und so und Sonnenlicht und ein riesengroßer Himmel, der angefüllt war mit ganzen Morgen voller frischer Luft, und ich dachte, Himmel! Wenn das das Land ist, warum habe ich ihm bisher noch nie die Hand geschüttelt – es ist grandios!
    Tatsächlich war der einzige dunkle Fleck am Horizont Dad selbst. Es ist nämlich so. Dadurch, dass ich ihn nervte und drängte und bearbeitete, hatte ich es geschafft, Dad in Dr. A. R. Franklyns Behandlungszimmer in der Harley Street zu bekommen. Ehrlich, es war, als versuchte man einen hippen Schleicher in ein Symphoniekonzert zu kriegen, aber schließlich hatte ich Erfolg. Während ich draußen wartete und achtzehn Magazine von vorne bis hinten durchlas, sah sich Dr. F. meinen Dad einmal sorgfältig an. Aber alles, was er uns sagen wollte, war, dass er Dad zu einer ordentlichen Untersuchung mit ins Krankenhaus nehmen musste , die er dort in der Harley Street nicht durchführen konnte, selbst wenn er gewollt hätte, aber Dad lehnte das rundweg ab und sagte, er ginge nicht ins Krankenhaus, außer sie sagten ihm, was denn eigentlich nicht stimmte – was ja, wie ich ihm zu erklären versuchte (aber es war, als redete ich gegen eine Wand), genau das war, was sie herausfinden wollten, wenn er nur mal den einen Tag oder zwei dort verbringen würde. Aber Dad sagte, sobald man einmal im Krankenhaus wäre, sei man schon halb tot, und dass er nicht gehen würde.
    Tja, so war das. Ich versuchte es zu vergessen, an diesem sonnigen Sommertag, aber so war es.
    In diesem Moment fuhren wir durch eine große U-förmige Kurve, und unser Horn tutete wie ein Truck in der Mile End Road, und aus der entgegengesetzten Richtung kamen zweihundert oder so kleine Boote – ich schwöre, ich übertreibe nicht –, jedes mit einem Kiddo, das falschherum darin saß, und sie ruderten wie die Verrückten: es muss ein Club gewesen sein, ein Club von Nachwuchs-Athleten, alle in weißen Leibchen und Hosen und mit gebräunten Beinen und Armen und einem roten Nacken – sie erinnerten mich an Radfahrer, die sich bei hohem Tempo einen Weg durch den Verkehr bahnen –, und wir mussten natürlich so gut wie vollständig abbremsen, während sie an beiden

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