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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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Seiten zu Dutzenden an uns vorbeischossen. Und ich stand auf und feuerte sie an und der alte Dad sogar auch. Wunderbare Kiddos an diesem glühend heißen Tag, flussabwärts rasend, als könnte nur das Salzwasser sie stoppen.
    Und als wir weiterfuhren, war ich wirklich verblüfft, was es alles für unterschiedliche Boote gibt auf diesem alten Fluss! Junge! Diese Themse ist voll mit prallem Leben, das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man sie bloß unten in der Stadt sieht, unter den Frachtschiffen und Barken. Neben dem Strom waren viereckige Dinger festgebunden wie Wohnwagen, mit richtigen Schornsteinen, und Schleicher schütteten an der Seite ihr Schmutzwasser aus, und draußen im Fahrwasser gab es Motorboote – auf manchen von denen, glaub mir, hätte man bis nach Südamerika fahren können –, und gelegentlich begegneten wir einem echten Oldtimer, mit einem Schornstein und einem Dampfmotor, wie diese Mississippi-Dinger, die man auf den Plattenhüllen zu sehen kriegt. Und eine große Überraschung war, dass es so viele Segelboote gab: ich meine, wie kriegten die nur ihre Kreuz-und-quer-Darbietung hin, wie Betrunkene am Samstagabend, auf einem Fluss, der so schmal ist wie die Themse dort oben? Und Kanus natürlich und Eskimo-Boote, bei denen ein Ruder aus zweien besteht (ich hoffe, du kapierst), und sogar die verrückteste Nummer von allen – ein flaches Boot, wie ein Karton an allen Seiten gleich lang, in dem das Mädel auf Kissen am vorderen Ende sitzt, mit einem Schirm, und ihr Hengst wuchtet das Ding mit einer Hopfenstange weiter, genau wie eine Gondel. Und die größte Überraschung von allen, als wir ein bisschen weiter den Fluss heraufgekommen waren, war ein richtig großes Segelboot, das in einer Art Parkbucht lag und das dort Dad zufolge Stück für Stück hingebracht und wieder zusammengebaut worden sein musste – auf jeden Fall kann ich gar nicht beschreiben, wie seltsam es war, dieses große Ozeanschiff da mitten in der englischen Landschaft sitzen zu sehen.
    Überraschungen? Glaub mir, da gab es eine Menge. Wusstest du, dass diese Fluss-Schleicher ihre Boote auf der falschen Seite des Wassers fahren? Ich meine, dass es für sie überhaupt keinen Linksfahrgebots-Quatsch gibt? Und hör dir das an. Wusstest du, dass du, wenn du flussaufwärts fährst – ich hoffe wirklich sehr, dass ich das verständlich ausdrücken kann – bergauf fährst und dass du deshalb eine Art Treppe benutzen musst, die Schleusen genannt werden? Das läuft so. Alle stellen sich in einer Reihe an, genau wie am Odeon, dann, wenn du dran bist, fährst du am einen Ende hinein, in eine Art quadratischen Betonbrunnen, und sie schließen zwei große Türen hinter dir, als kämst du ins Kittchen, und dann sitzt du da wie ein Kätzchen im Abfluss. Dann schmeißt das Schleusenmeister-Produkt – mit einer Schirmmütze und einer Prinz-Albert-Uhrenkette und Gummistiefeln – den einen oder anderen Schalter um, und das Wasser schießt herein, und du kannst es kaum glauben, aber du fängst doch tatsächlich selber an, dich nach oben zu bewegen! Ich meine, du steigst nach oben wie in einem Geschäftsaufzug. Und wenn du oben angekommen bist, stellst du zu deinem Erstaunen fest, dass der Fluss auf der anderen Seite auch so weit oben ist: d. h. auf derselben Höhe, auf der du dich selbst jetzt in diesem Brunnen-Ding befindest. Und der Schleusenmeister öffnet zwei weitere Tore, indem er mit seinem Arsch gegen zwei große hölzerne Arme drückt – und eine Menge kleiner Kinder hilft ihm dabei oder behindert ihn vielleicht auch –, und du bekommst deine Entlassungspapiere und deine Zivilkleidung zurück und dein Fahrgeld, und, sieh da! Du bist wieder draußen auf dem Strom auf dem Weg in die Freiheit, außer, dass du jetzt viel weiter oben bist! Junge! Diese Schleusen finde ich echt super! Und bei den meisten von ihnen gab es kleine Gärten, wie in St. James’, und Teehütten, und Fluss-Schleicher und Zuschauer hüpften rum und schrien und hatten ihr riesengroßes, lautes, faules, wässriges Vergnügen!
    »Wie wär’s mit einem Pint«, sagte Dad, der beim Anblick all des Wassers wohl Durst bekommen hatte.
    »Warum nicht? Komm schon, ich zahle.«
    »Bist du flüssig zur Zeit?«, fragte Dad, während wir an den Ausflüglern vorbeigingen und am Käpt’n, an seinem Ruder, und an dem technischen Kiddo, das dem Käpt’n half, indem es auf der Reling saß.
    »Ich hab grade ein bisschen was gekriegt«, antwortete ich, als wir uns die Köpfe

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