Abstauber
Tankstelle und kauft einen Schokoriegel? Er kommt doch an einer
vorbei, wenn er da von der Autobahn abfährt.«
»Weil das
Navi sagte, jetzt links abbiegen und weil er in diesem Moment nicht so weit denken
konnte. Was erwartest du von dem?«
Tauner schüttelte den Kopf. »Nichts!«
Ob das stimmte, wusste er nicht. Dieses Kribbeln war wieder da, auch ohne vibrierendes
Telefon.
»Du kannst ihn nicht leiden. Aber
wer kann das schon? Er ist klein und aufdringlich, schnauzt alle an, beleidigt Nobelpreisträger
und Politiker, weil er wirklich glaubt, Fußball sei das Wichtigste auf der Welt.
Das ist sein Leben, er zieht es durch und ihm ist egal, ob du ihn leiden kannst
oder nicht!«
»Kannst du ihn denn leiden?«
»Ach was!« Martin lachte wie über
einen guten Witz. »Aber du wirst sehen, er holt den Pokal und alle werden ihn lieben.
Vielleicht sogar ich. So und nun zurück zur zweitwichtigsten Sache der Welt. Es
ist die Tatwaffe, das ist hundertprozentig klar. Wem gehört sie? Das wissen wir
noch nicht, meine Leute recherchieren noch nach der Nummer, aber wir werden sie
finden, vielleicht haben wir sie genau in diesem Augenblick.« Martin sah zur Tür.
Nichts passierte. Er hob die Schultern. »Wäre ein cooler Effekt gewesen.«
»Fingerabdrücke?«
»Die haben wir, aber die waren in
unserer Datenbank noch nicht registriert. Von Unbekannt also.«
Die Tür ging auf. Martins junger
Kollege kam herein, er hielt einen Zettel in der Hand und las von ihm ab. »Die Waffe
ist bei einem Schießsportverein in Fürth gemeldet.«
»Warum konntest du nicht dreißig
Sekunden eher hereinkommen?«, fragte Martin.
Der Kollege stutzte verständnislos
und zuckte mit den Achseln, als sei er solche Bemerkungen von seinem Chef gewohnt,
genauso wie er anscheinend gewohnt war, sie zu übergehen. »Die Waffe kommt von einer
Schießanlage in Fürth. Die genaue Adresse steht hier drauf, auch die Telefonnummer.«
Der Kollege legte den Zettel auf den Tisch. »Ich geh mal wieder.«
Tauner regte sich. »Warte mal! Wie
viele Fingerabdrücke habt ihr?«
Der Mann zählte stumm mit den Fingern.
»Eine Menge. Eine ganze Hand sogar und mehrere am Lauf. Alles nicht mehr ganz astrein
wegen des Wassers, aber die Tüte, in der die Waffe war, hat einiges konserviert.
Reicht hundert pro für eine Identifizierung!«
»Fingerabdrücke an der Tüte?«
»Leider nein, weder innen noch außen.«
»Nichts anderes? Ihr müsst die Gegend
gründlich absuchen, noch mal und noch mal!«
»Falk«, besänftigte Martin übertrieben.
»Das tun wir und wir werden nicht ruhen, bis Britannien von den Römern befreit ist.«
Martins Kollege lachte und empfahl
sich nach nebenan.
»Da ist was faul!«, murrte Tauner.
Martin nahm seine Brille ab und
begann sie zu putzen. »Ich wette, du vermutest eine Verschwörung.«
»Was soll das? Erst dieses Profiverhalten
und dann die Waffe in der Nähe des Tatorts. Und nun lässt sich ganz leicht zurückverfolgen,
woher sie kommt. Nicht einmal die Nummer wurde weggefeilt. Das ist eine Schnitzeljagd.
Der Täter will uns auf die falsche Spur locken.«
»Das sagst du! Vielleicht hat er
aber nur so viele CSI-Folgen gesehen, dass er glaubt, er wüsste Bescheid und ist
trotzdem unglaublich dämlich!«
Falk Tauner reagierte nicht, machte
sich eigene Gedanken. »Ich rufe jetzt in Fürth an. Die sollen die Bude auseinandernehmen,
mir die Mitgliederliste schicken und die Besucherlisten.« Er erhob sich und erst
als er Martins Büro neben dem Labor verlassen hatte, fiel ihm ein, dass er wenigstens
Danke oder irgend so was hätte sagen können.
Falk stöhnte, als sein Handy zu klingeln begann. Ohne die Augen zu
öffnen, tastete er nach dem Telefon, fand es aber nicht. Schließlich raffte er sich
auf, öffnete die Augen, die sich anfühlten, als wären sie zugeklebt, und sah sich
nach dem Lärmgerät um. Bevor er den Anruf annahm, registrierte er die Uhrzeit: halb
eins in der Nacht. Er hatte gerade eine halbe Stunde geschlafen und zwar angekleidet
auf seinem Sofa, was sonst nur passierte, wenn er getrunken hatte.
»Tauner«, schnaufte er ins Telefon.
»Ja, kein Problem, jaja, ich hab es so gewollt. Die Liste, ja, ins Büro, die Nummer
haben Sie. Irgendwelche Besonderheiten? Jemand, den ich kennen muss?«
Tauner lauschte.
»Achtermann? Sagt mir gerade nichts.« Tauner lauschte wieder, dann lachte er auf
und griff sich an den Kopf. »Der DFB-Präsident. Ich hab es ja geahnt. Ja, danke,
vielen Dank und gute Nacht.«
Tauner legte
das
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