Abstauber
beste Freunde. Das mag vielleicht am Altersunterschied
liegen, oder vielleicht mögen sie sich einfach nicht. Im Grunde genommen gehört
Frau Jansen selbst mit zur Hamburger Truppe, wie du sie nennst. Die Ehlig ist ja
erst viel später eingestiegen.«
»Möchte mal wissen, wie die auf
den Ehlig gekommen ist!«
»Sie hat ihn offenbar gezielt angebaggert.«
»Das weißt du auch?« Tauner sah
sich um und legte dann seinen Kopf in den Nacken, um an ihrem Hotel hinaufzusehen.
»Ich informiere mich über alles,
wenn ich kann. Der Presse war das damals nicht entgangen. Die hatte wohl irgendeine
Misswahl gewonnen, hat ein paar Jahre lang als Model gearbeitet, nicht bei den ganz
großen Agenturen, und eher so sporadisch, und hat auch manchmal Werbung gedreht.«
»Und dann hat sie sich so einen
reichen Typen geangelt und hat nun ausgesorgt.«
»Der Witz ist ja, sie braucht sein
Geld gar nicht. Ihre Eltern waren vermögend, mit einundzwanzig hatte die schon ein
paar Millionen auf dem Konto. Ich denke, sie hat das getan, um in die Öffentlichkeit
zu gelangen. Aber offenbar war sie nur ein paar Tage lang Gesprächsstoff und dann
war der Fußball wieder wichtiger. Hätte sie aber besser wissen können, oder? Oder
wie viele Trainerfrauen kennst du?«
Tauner zuckte mit den Achseln. »Da
fragst du den Falschen. Fällt bei ihr das Motiv Geldgier also höchstwahrscheinlich
schon mal aus. Hat sie Zugang zu Ehligs Konten?«
»Hat sie, nicht auf alle, aber auf
zwei davon, und von dem einen kam das Geld.«
»Warum könnte sie es sonst getan
haben, wenn nicht wegen des Geldes?«
»Vielleicht war sie ihn satt, wollte
ihn loswerden, ohne dabei ein Scheidungsdrama von der Presse ausgeschlachtet zu
bekommen. Zurzeit stünde sie damit sowieso als Verräterin da.«
»Gut, ich würde sagen, wir gehen
ins Hotel und dann knüpfen wir uns mal die Hamburger Truppe vor.«
Stunden später hatte Tauners Elan schweren Schiffbruch erlitten. Keiner
der Leute, mit denen er reden wollte, war aufzufinden. Weder Kopte, Alvers, noch
Rüdinger und Seiler und wieder war ihm, als hätte jemand von seiner Ankunft gewusst,
doch wer sollte das wissen außer Uhlmann, Pia, Bärlach oder er selbst? Und wenn
es keiner von ihnen war, wer sollte es gewesen sein? Wurden sie vielleicht beobachtet?
Hatte jemand die Fäden in die Hand genommen, der über viel mehr Mittel verfügte?
Der BND vielleicht? Bärlachs Vater? Beobachtete der seinen Sohn und achtete darauf,
dass dieser ja nicht die falschen Leute ansprach oder gar irgendetwas aufwühlte,
das größere Kreise zog? Tauner schwieg sich aus, obwohl Bärlach irgendetwas gesagt
hatte. Er hatte sein Essen nicht angerührt, während Bärlach aß, als schmeckte es
ihm. Konnte er zufrieden sein, jemanden des Mordes anzuklagen, wenn doch sein Instinkt
sagte, dass nichts passte, obwohl alle Indizien dafürsprachen? Warum aber wollte
dann jemand den Heiligmann umlegen? Und warum diese dummen Fehler, dieser Dreck
im Teppich, eine wankelmütige Nutte als Alibi? Warum hatte er die Waffe nicht ganz
verschwinden lassen? Niemals wären sie auf Heiligmann gestoßen.
»Hast du mich überhaupt gehört?«,
fragte Bärlach nachdrücklich.
»Bitte?«
»Ich sagte, ich denke die ganze
Zeit darüber nach, dass es irgendwie zu einfach wäre, wenn Heiligmann der Mörder
ist. Der ist doch Sportsmann, der hat doch seine Niederlage akzeptiert, denkt man.«
»Ja, denkt man. Aber vielleicht
auch nicht.«
»Aber es klingt nicht plausibel.
Ebenso wenig passt es, dass er über den Haufen gefahren wurde.«
»Kannst du meine Gedanken lesen?«
»Manchmal ja, denn sie stehen dir
oft ins Gesicht geschrieben.«
»Ich drehe die Sache aber um.«
»Umdrehen?«, fragte Bärlach verständnislos.
»Ich gehe davon aus, dass Heiligmann
der Mörder ist. Das hilft, mir darüber klar zu werden, wie schwach die Argumentation
ist. Warum hat er die Waffe nicht entsorgt? Weil er glaubte, mit ihr Achtermann
an die Karre zu fahren.« Tauner sah in Bärlachs verständnisloses Gesicht. »Ihm eins
auszuwischen. Dass er damit eine Spur zu sich legte, hat er vielleicht nicht bedacht.
Warum war er noch in Dresden, obwohl er sich längst hätte absetzen können? Weil
er unauffällig sein wollte. Du weißt ja, wie schwer das ist, unauffällig zu tun,
meistens übertreiben die Leute. So wie einer pfeift und mit den Händen in der Hosentasche
davongeht, wenn er eine Scheibe eingeworfen hat. Warum aber wollte ihn jemand umbringen?
Vielleicht wollte das gar keiner
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