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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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Teefanatiker.“
    Ich runzelte überrascht die Stirn. „Sag mal, über was habt ihr euch eigentlich alles unterhalten, während ich weg war?“
    Sie schmunzelte. „Über einiges.“ Ohne ein weiteres Wort zog sie an meiner Hand.
    Wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer, wo Vincent auch schon auf uns wartete, allerdings musste ich meine Aussage korrigieren. Es war tatsächlich Kaffee. Meine Sinne waren also immer noch nicht wieder vollständig hergestellt oder es lag daran, dass ich diesen Geruch mit etwas anderem in Verbindung gebracht hatte. Liz schien zu wissen, was ich gerade dachte. Sie nahm auf einem, der edel aussehenden Ledersofas Platz und dabei grinste sie mich völlig unverwandt an. Fast schon bedächtig nahm sie die Tasse mit dampfenden Kaffee, die Vincent ihr reichte. „Danke schön.“
    „ Kaffee, Liebes, ich habe es nicht vergessen“, erklärte er scheinbar stolz.
    Ich kniff meine Augen zusammen. „Ich war wirklich nur drei Tage bewusstlos?“
    Vincent wirkte auf einmal gekränkt. „Nicholas, nun sei nicht albern. Du hattest mir Lesley anvertraut und ich habe auf sie Acht gegeben. Das ich mich um sie kümmere ist ja wohl selbstverständlich.“
    Ich hob entschuldigend meine Hände und hockte mich zu meiner Freundin auf die Couch. „Natürlich, Verzeihung! Es spricht die pure Verzweiflung aus mir. Es ist etwas frustrierend, weil mein Körper nicht so funktioniert, wie ich es von ihm gewohnt bin.“

Er nickte. „Das lasse ich gelten.“ Vincent setzte sich uns gegenüber und seine Miene erhellte sich sogleich wieder. „Wie fühlst du dich? Du siehst zumindest schon einmal wieder aus wie ein Vampir und nicht wie ein Zombie, der gerade aus seinem Grab empor gestiegen ist.“
    Ich grinste. „Danke, ich fühle mich gut.“
    „ Deine kleineren Wunden sind anscheinend gut verheilt und die restlichen werden verschwinden, wenn du wieder etwas zu dir nimmst.“ Er warf Liz einen kurzen Blick zu.
    Sie reagierte tatsächlich mit einem Kopfnicken.
    Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück. „Es geht schon, ich will Lesley nicht alleine lassen, um auf die Jagd zu gehen.“
    Vincent tat es mit einer Handbewegung ab. „Papperlapapp! Es ist nötig, dass du das tust. Ich werde natürlich hier bleiben. Und wenn du gestärkt bist, müssen wir uns überlegen, wie es weitergehen soll.“
    Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, mischte sich Liz ein. „Vincent hat Recht, Nicholas. Wir wissen nicht, wie sich das Ganze noch auf deinen Körper auswirkt. Ich denke jedenfalls, dass du so kräftig wie möglich sein solltest, um die Kontrolle zu behalten.“
    Ich seufzte. „Gut, zwei gegen einen.“ Drei, maulte die Stimme in meinem Kopf. Sie war also noch da.
    Liz rückte näher an mich heran und küsste zärtlich meine Wange. Mein Körper reagierte auf einmal beinahe so, wie ihrer. Wir zitterten gemeinsam.
    Vincent gluckste. „Es scheint so, als ob ihr beide ein wenig Zeit für euch allein benötigt.“
    Lesley lächelte verlegen. Das Blut, das ihre Wangen rötlich färbte, stach gnadenlos in mein Bewusstsein. Mein Kiefer begann zu pochen und der Vampir in mir fing an, begierig zu knurren. Ich sollte womöglich wirklich auf Beutezug gehen. „Ich werde nicht lange fort sein“, sagte ich schließlich und war schon dabei aufzustehen.
    „ Das wirst du nicht. Amsterdam hat nachts einiges zu bieten, ich bin mir sicher, dass du schnell fündig wirst.“ Vincent lächelte amüsiert.
    „ Das dachte ich mir irgendwie.“
    Vincent zeigte mir den Ausgang. Ich war schon einmal zuvor in seinem Haus gewesen, doch das war weit über ein Jahrhundert her. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ein Mensch gewesen und mein Erinnerungsvermögen aus dieser Zeit hatte wie gesagt ziemlich gelitten.
    „ Halte dich rechts und dann immer geradeaus. Das ist eine vielversprechende Route.“ Vincent riss mich aus meinen Überlegungen und wies mir die Richtung, in die ich gehen sollte.
    „ Okay, ich beeile mich.“ Ich sprang die etwa zehn Steinstufen hinunter und hechtete durch den großen Vorgarten. Das alte und luxuriöse Anwesen passte kaum in diesen Teil der Stadt. Er hatte sicherlich Unmengen von Geld in das Haus und das weitläufige Grundstück stecken müssen. Kein normaler Mensch hätte derart viel Mühe in ein Objekt gesteckt, das in so einer Gegend stand. Es wunderte mich allerdings nicht, dass er sich dieses Viertel ausgesucht hatte. Es grenzte an diverse zwielichtige Kneipen und Wohnhäuser, in denen sich noch fragwürdigere Gestalten

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