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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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Körpers wurde stärker. „Ich wollte auch endlich, dass mich der Papst in Ruhe lässt. Ich wollte Vergebung, ich will nicht in die Hölle, William. Habe ich denn nicht genug Buße getan? Habe ich denn nicht schon genug Zwietracht in den eigenen Reihen?“
    Es waren keine Fragen, die ich beantworten würde und ihm schien das bewusst zu sein. „Ich…ich könnte nach den Wachen rufen, ihr würdet hier nicht mehr lebend herauskommen“, entgegnete er, doch es klang sehr vorsichtig. Es war das erste Mal, dass ich meinen König so erlebte.
    Ich legte meinen Kopf schief und ich fing an zu grinsen. „Was, wenn ich euch sage, dass ich das gar nicht vorhatte… wenn ich euch verrate, dass ich gekommen bin, um euch zu richten, Heinrich. Ihr habt mir alles genommen, es ist nur achtbar, wenn ich nun euch alles nehme.“
    Er hielt angespannt die Luft an. „Ich werde meine Krone doch sowieso verlieren, warum genügt das nicht? Ihr habt mit euren Voraussehungen Recht behalten. Außerdem bin ich krank“, fuhr er schnell fort. „Ich werde nicht mehr lange auf dieser Welt verweilen. Der Tod kommt um mich zu holen, ich kann es fühlen.“
    „ So ist es. Ich verlasse mich dabei aber weder auf eure Söhne, noch auf irgendeine Krankheit.“ Meine Finger umschlossen weiter das Geländer des Bettes, immer fester, bis das Holz laut ächzte und sich bereits einzelne Splitter lösten.
    „ Das ist Hochverrat, William!“, wisperte er.
    Genau das war es!
    Ich sprang auf das Bett und war bereits über ihm, ehe er überhaupt schreien konnte. „Ja!“ Da war es wieder, das finstere Zischen, welches nicht mehr nach mir klang. Meine Hände griffen automatisch nach seiner Kehle und ich drückte zu, aber noch nicht zu fest. „Ihr habt William de Tracy bereits verurteilt und hingerichtet. Gott allein soll jetzt über mich verfügen.“
    Seine Pupillen wirkten fast wie ein Spiegelbild, doch ich sah in ihnen nicht mich, ich sah den Vampir. „Was seid ihr?“, keuchte er schwerfällig.
    Seine Furcht entfachte den Durst in mir, sie ließ meinen Kiefer gierig pochen und jetzt wusste ich, was als nächstes mit mir geschehen würde. Es war nur ein kurzer Schmerz, als sich die Fänge durch mein Zahnfleisch bohrten. Ich öffnete meinen Mund, weil ich wollte, dass er sah, was nun mit mir passierte. Es war, als würden sich meine Zähne miteinander verbinden, sie verschmolzen zu spitzen Hauern. Der Vampir kehrte zurück. Und er war hungrig.
    „ T-Teufel!“ Es war nur noch ein Röcheln, das aus Heinrichs Mund kam.
    Ich ließ meine Hände sinken und dadurch gab ich seine Kehle wieder frei, er würde ganz sicher nicht durch Erdrosseln sterben.
    Mein leises Lachen jagte ihm einen Schauer über den Körper. „Nein, ich bin nicht Luzifer.“ Ich reckte abrupt meinen Kopf vor.
    Heinrich zuckte panisch zurück und er knallte unsanft gegen das Betthaupt. „Deine Zähne!“
    „ Ich bin, was ich bin, mein König.“ Mit diesen Worten packte ich sein zitterndes Handgelenk und bevor er etwas erwidern konnte, presste ich meine freie Hand auf seinen Mund. Die scharfen Fänge, die nun unwiderruflich ein Teil von mir waren, bohrten sich unbarmherzig in seine Pulsader und das königliche Blut füllte schlagartig meinen Mund.
    Es schmeckte nicht besser oder schlechter als das der Vasallen, mein Körper reagierte dennoch sofort darauf. Flüssige Energie, die mein innerstes flutete, mich kräftigte und jeden Winkel ausfüllte. Mir wurde bewusst, dass ich wohl doch erschöpfter gewesen war als ich zuerst gedacht hatte. Immer noch stärker als ein normaler Mann meines Alters, aber die Wirksamkeit des Blutes war unwiderlegbar.
    Heinrich hatte aufgehört sich zu wehren, er musste spüren, dass er keine Chance gegen mich hatte, denn mein Griff war unnachgiebig. Seine Glieder wurden schwächer, je mehr ich ihm nahm und ihm schien bewusst zu werden, dass er es mit einer Macht zu tun hatte, die nicht mehr erklärbar war. Zumindest ging es mir so.
    Wieder wusste ich, wann ich aufhören sollte. Der Herzschlag des Königs wurde langsamer, schwerfälliger. Er würde heute Nacht sterben und ich würde dafür der Grund sein – ganz gleich, was die Geschichte für ihn vorgesehen hatte oder man sich darüber auch erzählen würde.
    Heinrich der II. war durch mich getötet worden, nicht durch die Hand eines Edelmannes, sondern durch die Erbarmungslosigkeit eines Vampirs.

    Ich saß auf dem Bett und betrachtete den leblosen Körper meines einstigen Herrschers, der trotz der Wunde an

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